Ein Kulturspaziergang
durch München auf den Spuren des Klassizismus |
Die repräsentativen Fassaden der Oper, des Königsbaus der Residenz und die Arkaden der Klenzeschen Hauptpost umschließen den Max-Joseph-Platz, in dessen Mitte König Max I. Joseph im wörtlichen Sinne thront. |
An
der Westseite der Residenz entlang gelangen wir durch die Residenzstrasse
zum Max-Joseph-Platz. Dem Namenspatron, König Max I. wurde hier von
Christian Daniel Rauch (Kopf von Stieglmaier, der auch den Guss ausgeführt
hat) nach Skizzen von Klenze und Wagner ganz gegen seinen Willen posthum
ein bronzenes Denkmal errichtet. Auf drei steinernen Stufen erhebt sich
ein hoher Bronzesockel, der von 4 Löwen bewacht wird, und der den
auf einem Thron sitzenden König trägt. Die Abbildung von G. Kraus
zeigt die Enthüllungsfeierlichkeiten im Jahr 1835 (Quelle s.u.).
Der Platz hat eine bewegte Geschichte, stand doch an seiner Stelle seit dem 13. Jh. ein Franziskanerkloster mit einem Friedhof, das 1802 im Zuge der Säkularisation demoliert wurde. K.v. Fischer hat dann die ersten Pläne für die Errichtung eines Nationaltheaters mit einem achtsäuligen korinthischen Portikus und eine monumentale südliche Fassade für die Residenz entwickelt. Aus finanziellen Gründen schreitet der Bau der Oper nur langsam voran, bis 1818 die Eröffnung erfolgt. Noch vor seiner endgültigen Fertigstellung brennt der Bau 1823 nieder. Klenze leitet den Wiederaufbau und nimmt am Konzept Fischers einige Veränderungen vor. Auf zwei seitliche Flügelbauten verzichtet er und ersetzt das ursprüngliche Walmdach über dem Bühnenbau durch ein Satteldach mit einem zweiten Giebel. Schon 1925 kann die Oper wieder eröffnet werden. Etwa zur gleichen Zeit erhält die Südfassade der Residenz, die Schauseite des sog. Königsbaus, durch Klenze ihr heutiges Gepräge. 1943 wird das Nationaltheater wie auch die Residenz durch Bomben bis auf die Aussenmauern zerstört und wird erst bis 1963 weitgehend nach dem historischen Vorbild rekonstruiert. Die Oper fasst über 2000 Zuschauer und ihre Bühne ist heute mit modernster Technik ausgestattet. Die südliche Platzseite nahm seit der Mitte des 18. Jhs. das Palais des Grafen Törring-Jettenbach ein, das auf Vermittlung und Betreiben durch Ludwig und Klenze an die Post verkauft wurde. Die rein dekorative Bogenhalle an der Längsseite des Gebäudes geht auf einen Entwurf Klenzes zurück, der sich damit an ein florentiner Vorbild von Brunelleschi (Ospedale degli innocenti) anlehnte und der Post trickreich die Finanzierung der Platzgestaltung in seinem und des Königs Sinn aufnötigte. Insbesondere die polychrome Fassung der Rückwand (Pompejanisch Rot) und der Fenstereinfassungen im Kontrast zu den weißen Kalksteinbögen erregten in der Fachwelt Aufsehen. |
Biller /Rasp, "München
Kunst&Kultur Lexikon, Ludwig 1994, S. 195ff
Abb. siehe Ausstellungskatalog: "Leo von Klenze", Stadtmuseum München, Mai 2000, S.357; dort findet sich ein Aufsatz zum Wiederaufbau des Hof- und Nationaltheaters mit der hier wiedergegebenen Darstellung von Gustav Kraus; auf den S. 428ff finden sich Texte und Abbildungen zum Umbau des Palais Törring-Jettenbach zur Hauptpost. Seite von Stefan Sotier zu Residenz und Nationaltheater |