Ein Kulturspaziergang
durch München auf den Spuren des Klassizismus |
Das Areal des heutigen Odeonsplatz lag zu Beginn des 19. Jhs. vor dem Schwabinger Tor und im Bereich der Wallanlagen der alten Stadtmauer. Mit Bezug auf Pläne, die bereits unter Karl Theodor entstanden, gelang es Klenze, die Ausrichtung der Ludwigstrasse und der Briennerstrasse durchzusetzen und den Platz durch wesentliche Bauten in östlicher Richtung zum Hofgarten (Hofgartentor, Bazargebäude) abzugrenzen und in westlicher Richtung durch Zurücksetzen der von der Theatinerkirche vorgegebenen Baulinie zum Leuchtenberg-Palais und zum Odeon zu erweitern. Damit schuf er den Raum für ein Reiterdenkmal König Ludwigs I., das hier 1862 nach Entwürfen von L. Schwanthaler durch Widmann ausgeführt wurde. Nach Süden, zur Altstadt hin, schliesst die Feldherrnhalle, 1841 bis 44 von Friedrich v. Gärtner nach florentiner Vorbild (Loggia dei Lanzi) erbaut, den Platz ab. |
Das
Bild von Domenico Quaglio aus der Neuen Pinakothek München zeigt die
Situation vor dem Schwabinger Tor im Jahr 1822. Am linken Bildrand ist
als schmaler hoher Streifen das Eck der Theatinerkirche sichtbar, zur Rechten
entstand seit 1816 das Hofgartentor. Frontal fällt der Blick auf den
hohen Giebel der ehem. Reitschule, davor das alte Cafe Tambosi. Das hügelige
Gelände geht zurück auf die Wallanlagen vor dem Stadttor. An
die Stelle der Reitschule setzte Klenze das im Foto links sichtbare Bazargebäude,
das den Abstand zwischen Galeriestrasse und Hofgartenstrasse füllt.
Den Abschluss der Arbeiten am Odeonsplatz bildete die von Gärtner
errichtete Feldherrnhalle, die mit dem vom gleichen Architekten stammenden
Siegestor am nödlichen Ende der Ludwigsstrasse formal wie inhaltlich
korrespondiert. Die offene dreibogige Halle steht auf einem mannshohen
Sockel und ist nur frontal über eine Treppe zugänglich, die von
zwei Löwen (Rümann 1906) bewacht wird. Unter den seitlichen Bögen
stehen die bronzenen Standbilder der Feldherren Tilly und Wrede nach Entwürfen
von Schwanthaler (1844), an der Rückwand ein Denkmal für die
Bayerische Armee von Ferdinand von Miller (1899 aufgestellt).
Die Feldherrnhalle war 1923 Ziel des Marschs der Nationalsozialisten, der blutig endete. Zum Gedenken an die 16 "Blutzeugen der Bewegung" wurde 1933 in der zur Residenz liegenden Arkade ein Mahnmal errichtet, vor dem eine Ehrenwache den vorbeigehenden Bürgern den "Deutschen Gruss" als Ehrenbezeugung abnötigte. Das 'Mahnmal' von Troost wurde 1945 wieder entfernt. |
Quaglio, "Die alte Reitschule"
1822 aus: "Leo von Klenze", Katalog Münchner Stadtmuseum 2000, S.
30
Biller /Rasp, "München Kunst&Kultur Lexikon, Ludwig 1994, S. 126f |