Am
Wittelsbacher Platz steht inmitten klassizistischer Bauten das Reiterbild
Maximilians I. Der Erbauer der Münchener Residenz, Herzog und Kurfürst
schaut schwer gerüstet zur Briennerstraße, also in Richtung
Altstadt, und seine rechte Hand ist mit drohendem Zeigefinger gegen das
Kultusministerium gerichtet. Berthel Thorvaldsen, einer der bedeutendsten
Bildhauer des Klassizismus, hat das Denkmal zwischen 1830 und 1839 geschaffen.
Das heroische Bild des christlichen Ritters
hat schon in der Renaissance Kritik und Spott über sich ergehen lassen
müssen. Allerdings hat es bis ins 19. Jh immer noch zu Denkmalszwecken
herhalten müssen und offensichtlich auch können. Keiner aber
hat nach dem 2. Weltkrieg die Vorstellung vom edlen Ritter so am Boden
zerstört dargestellt wie Marino Marini. Sein Reiter vor der Neuen
Pinakothek in München markiert den kaum zu überbietenden Endpunkt
einer plastischen Gattung, Allerdings scheint mir die Aufstellung vor dem
Museum diese herausfordernde Stellungnahme zum Topos von Pferd und Reiter
die Angelegenheit doch auf die Bedeutungsebene einer bildnerischen Etüde
zum Thema Abstraktion herabzuwürdigen. Als Sinnbild für die Kunst
des 19. Jhs, die einen dann im Museum erwartet, scheint mir diese Plastik
nicht geeignet. Der frühere Platz vor dem Haus der Kunst ließ
wenigstens noch die gedankliche Verknüpfung zu mit einer gescheiterten
Kunstideologie, die sich samt dem 'Tempel für die deutscheste aller
Künste' dem historisch vorläufig letzten Aufguß christlich
abendländischen Rittertums verdankt. |