In der Bottega,
der Künstlerwerkstatt ist die Lehre weitgehend orientiert an den alltäglich
anfallenden Aufträgen. Bei einem Maler, der nur Holztruhen bemalt
kann man in der Renaissance auch nur lernen, wie Holztruhen zu bemalen
sind. Die Lehre in der Akademie ist an einem Lehrplan orientiert,
der ein Universum künstlerischer Aufgaben entwirft. Die Frage
mancher Schüler von heute "wozu brauch' ich das?" stellt sich
hier nicht, weil allen klar ist, daß man hier möglichst alles
lernbare lernen soll. Der Meister tritt hier als Anschaffer zurück
und in die Rolle des erfahrenen Begleiters eines Lernprozesses. Lernen
müssen die Schüler schon selbst. Ganz im Sinn von Wissenschaft
gibt es Fächer mit verschiedenen Lerngegenständen.
Durch erfahrene Meister finden Demonstrationen oder Vorträge
statt, aber das Üben bleibt eine Anforderung an die Studenten.
Studere heißt 'sich mühen', nicht 'unterhalten werden'.
Der Meister ist auch dazu da, den Erfolg der Bemühung festzustellen.
Das leistet er in der Korrektur der Schülerarbeiten. Die Korrektur
ist ein Rat. Ob der Schüler dem Rat des Lehrers folgt, bleibt seine
Entscheidung. Die Korrektur ist ein ganz wesentlicher Bestandteil der zeichnerischen
Studie. Als Selbstkorrektur findet man sie
auch bei Meisterzeichnungen. Ein Meisterwerk fällt also nicht
vom Himmel, wie uns Künstler oft weismachen wollen, sondern es ist
studiert, erarbeitet, verworfen und erneut konzipiert.
Nicht jeder wird in die Akademie aufgenommen. Das macht Alberti dadurch
deutlich, daß er die Türe in den Raum an eine gut sichtbare
Stelle rückt. Niemand will hinaus, das ist auch heute noch so an den
Akademien, aber draußen warten stets welche, die aufgenommen werden
wollen. Heute muß man eine Prüfung ablegen, wenn man
in eine Akademie will. Man bewirbt sich bei einem Lehrer und der entscheidet
nach der Vorlage von Arbeiten und der abgelegten Prüfung, wen er in
seine Klasse aufnehmen will. Das ist ein Ritual, das schon sehr lange zurückreicht
und vielleicht schon im 17. Jh galt. |