Luitpold-Gymnasium München                                                             Leistungskurs Kunsterziehung
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Beschreibung einer Zeichnung von Michelangelo 
Studie zur Libyschen Sibylle (29x21cm) ca 1510, Rötel; Metropolitan Museum of Arts, New York

von Uli Schuster
 
Die "Libysche Sibylle" ist eine der zahlreichen Figuren im Fresco an der Decke der Sixtinischen Kapelle in Rom. Sibyllen nennt das Altertum weise und weissagende Frauen. In der bildenden Kunst werden sie seit dem 12. Jh dargestellt, oft zusammen mit den biblischen Propheten. So auch bei Michelangelo. Wie die Aussagen der Propheten waren auch sibyllinische Texte ein gefragter Lesestoff. Daher das Buch in der Darstellung. Die Libysche Sibylle belegt das erste Randfeld nächst der Altarwand. Ihr steht auf der anderen Seite der Decke als Pendant der Prophet Jeremias gegenüber. Zwischen beiden liegt im Mittelfeld der Decke die Darstellung Gottvaters, wie er das Licht von der Finsternis scheidet. 

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Das Studienblatt von Michelangelo ist mit Rötel auf gelblichem Grund gezeichnet. Im Zentrum des Blatts steht die Haltungsstudie einer Rückenfigur. 
A Beschreibung der Haltung
Während der Rücken fast frontal zum Betrachter steht, die linke Schulter etwas deutlicher dem Betrachter und dem Licht zugewendet, sind der Kopf und die angedeutete Hüfte fast im Profil dazu verdreht. Die Oberarme verlängern die Schulter in der Horizontalen, während Unterarme und  Hände nach oben und hinten greifen, als ob die Figur über Kopf etwas halten wollte. Die Hände allerdings sind leer, das Halten ist nur angedeutet oder nachgestellt um das Spiel der Muskulatur an Schulter, Hals und Rücken studieren zu können. Diese Betonung der Muskulatur steht im Kontrast zu dem weichen, weiblich-anmutigen Gesicht und gibt der Figur einen androgynen Charakter. War das Modell vielleicht ein Mann? Haare sind nur angedeutet. Die Haltung hat in ihren vielfachen Verdrehungen eine besondere Spannung aber auch eine tänzerische Anmut.
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B Elemente der Zeichnung
Das besondere Interesse des Zeichners gilt einer klaren Kontur, die an den meisten Stellen mit kräftigem, breitem Strich nachgezogen ist. Allein dort, wo von links oben das Licht auf den Körper trifft läßt die Stärke der Kontur stellenweise nach. Das Spiel der Rückenmuskulatur interessiert den Zeichner, der die Erhebungen und Vertiefungen mit Hell und Dunkel sehr plastisch herausarbeitet, Dabei bedient er sich einer weitgehend parallelen Schraffur, die in den ausgearbeiteten Teilen der Zeichnung stark an Dichte zunimmt, sodaß einzelne Striche kaum mehr zu unterscheiden sind. 
Wo die Dichte = Dunkelheit nachläßt, z.B. an der Hüfte, wird eine gleichmäßige parallele Schraffur sichtbar, die mit flotten, von links unten nach rechts oben verlaufenden, zum Teil beachtlich langen Strichen ausgeführt ist. Die zeichnerische Spur zeigt hier einen kreidig-weichen Charakter, der auch auf eine rauhe Zeichenfläche schließen läßt. An einigen Stellen (linker Oberarm, rechter Unterarm) scheint die ursprüngliche Kontur korrigiert worden zu sein. Sonst hat die ausgearbeitete Studie die Spuren einer möglichen strukturellen Formgebung verschwinden lassen, falls eine solche je vorlag.
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C Bestandteile der Studie
Das Blatt enthält neben dieser zentralen Studie eine Reihe von Details, die im Tonumfang deutlich zurückgenommen sind. So z.B. rechts unten einen auf  Ballen und großem Zehen abgestützten linken Fuß. Die Darstellung des großen Zehen scheint Probleme bereitet zu haben, da sie noch zweimal wiederholt wurde, wobei der Zeichner offenbar die Perspektive verändert hat. Möglicherweise deshalb, um dem Zehennagel mit einer etwas deutlicheren Aufsicht eine klarere Form zu geben. Ich habe in einer Montage die beiden Zehenversionen ausgetauscht um die Veränderung deutlich zu machen. Durch Überrollen mit der Maus wird die Montage sichtbar.
Links unten hat der Zeichner die linke Hand und das Gesicht seiner Figur in größerem Maßstab wiederholt. Die Wiederholung der Hand bringt nur geringere Klarheit im Umriß und wirkt auch noch nicht ausgereift. Das Gesicht hat der Zeichner mit verstärktem Augenmerk auf die Kontur dargestellt, wobei jedoch die lange Nase und ein weniger anmutiger Ausdruck gegenüber dem ersten Gesicht m.E. nicht bestehen können. Ich habe in einer Montage den Versuch gemacht die beiden Gesichtsversionen auszutauschen, weil im LK eine Debatte über meine Bemerkung entstand, daß mir das vergrößerte Gesicht nicht so gut gefällt. Durch Überrollen mit der Maus wird die Montage sichtbar.
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D Ergänzungen
Das Blatt enthält darüber hinaus Spuren einer ersten Skizze, die verzeichnet wirkt und deren Augenmerk insbesondere dem Umriß der linken Schulter galt, der mit kräftigem Strich etwas eckig nachgezogen ist. Neben einem Flüssigkeitsflecken enthält das Blatt eine Stelle, an der der Zeichner offenbar seinen Stift ausprobiert hat und eine Signatur, die eher mit der Feder geschrieben scheint und vielleicht eine nachträgliche Hinzufügung ist: Michelangelo Buonaroti
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Michelangelo im WWW

http://www.michelangelo.com/buon/bio-index2.html
Seite über Michelangelos Biografie

http://www.michelangelo.com/buon/bio-index2.html
Abbildung der Decke in der Sixtina

http://www.michelangelo.com/buon/bio-index2.html
Seite  mit Abbildungen vergrößerbar über Propheten und Sibyllen

http://www.science.wayne.edu/~mcogan/Humanities/Sistine/Panels/prophets.html
Selbes Thema wie zuvor, bessere Bilder

http://www.michelangelo.com/buon/bio-index2.html
Führung durch die Sixtina, viele Bilder und Details aber von schwacher Qualität

http://www.michelangelo.com/buon/bio-index2.html
Die libysche Sibylle, Abbildung des ganzen Deckenausschnitts

http://www.science.wayne.edu/~mcogan/Humanities/Sistine/Ceiling/libica.2.html
Die Decke der Sixtina zum Anklicken. Man erhält gute Detailaufnahmen und einen knappen Text dazu.