Picasso 3
von Reinhard von Tümpling

 

Wer sich Zeit zur Analyse nehmen kann, findet in Cezannes Bildern aus Südfrankreich den Vorläufer zum Kubismus.


Bild: 149_Formen.jpg
: wenn man die Farbflächen eines Steinbruchs als eckige Quader begreift, kommt man zur Zerlegung des Gesamtbildes in Kuben.

Bild: 151_Formen.jpg
: Flächengestaltung mit Pinselhieben

Man kann vielleicht den Begriff des Kubismus nicht so eng nehmen, wenn man die schnelle Freiluftmalerei des Impressionismus mit breiten Pinseln zugunsten des frischen Bild-Eindrucks als grundlegend werten soll.

 

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Ich habe diese Datei aus einem gehaltenen Unterricht in einer Regelklasse HS (By 9) im Schuljahr 2009-2010 heraus gestaltet. Es ging mir um Picassos Bezug zur Musik in der Zeit zwischen 1910 und 1914 und ich beziehe mich auf die Arbeiten, bei denen Eva Goeul als Lautenspielerin Modell gesessen hatte. Ich stellte die reale Situation methodisch als begreifbares Stillleben nach.


Wiki schreibt:

Am Ende des Jahres 1911 lernte Picasso Marcelle Humbert („Eva Goeul“) in Paris kennen. Im Mai 1912 trennten sich Picasso und seine erste Lebensgefährtin Fernande Olivier. Diese war die erste Lebensgefährtin von Picasso, und er bildete sie in zahlreichen Werken seiner kubistischen Periode zwischen 1907 und 1909 ab.

. Am 18. Mai reiste er mit Marcelle Humbert, die er seinem Freund, dem Maler Louis Marcoussis, ausgespannt hatte, über über Avignon nach Ceret in den Pyrenäen. Da aber auch Fernande erwartet wurde, fuhr er am 21. Juni mit Marcelle zurück nach Avignon und mietete sich in Sorguez-sur-Ouvèze, einer kleinen Stadt nördlich von Avignon, die Villa „Les Clochettes“. Ende Juli-Anfang August 1912 trafen auch Picassos Freund und Malerkollege Braque mit seiner Frau Marcelle in Sorgues ein, die sich ein Haus in der Nachbarschaft mieteten. Vermutlich weil beide Frauen den Vornamen Marcelle trugen, nannte Picasso Marcelle Humbert fortan Eva. Am 23. September verließen Picasso und Eva Gouel Avignon und richteten sich, in Paris angekommen, eine Wohnung am Boulevard de Raspail 242 ein.

Mitte Dezember reiste das Paar für einen Monat nach Ceret und Barcelona und verbrachte auch das Frühjahr und den August 1913 gemeinsam in Ceret; sie unternahmen Ausflüge nach Figueras. Vom 17. Juni bis zum 17. November 1914 wohnten Eva und Picasso in Avignon, wo sie in der Rue Saint Bernard 14 ein „spanisch anmutendes” Haus mieteten.

Picasso bildete Eva auf seinen kubistischen Bildern nicht direkt, sondern in Wortfragmenten und –zitaten ab.

Anfang 1915 erkrankte Eva Gouel an Tuberkulose und wurde am 15. Februar operiert. Doch verbesserte sich ihre gesundheitliche Lage nicht entscheidend. Sie starb am 14. Dezember im Krankenhaus von Auteuil. Von ihrem Tod war Picasso sehr betroffen, und er stürzte ihn in Depressionen.

Eine kleine Gruppe von Freunden, unter ihnen Max Jacob und Juan Gris, begleitete Picasso zum Friedhof. Bald darauf schuf Picasso die Bleistiftzeichnungen Eva morte und Eva sur son lit de mort. Picasso fand Trost bei Gaby Depeyre, die am Montmartre nahe seinem Studio wohnte. Die junge Frau erwiderte Picassos Liebe jedoch nicht und heiratete im folgenden Jahr den amerikanischen Künstler Herbert Lespinasse.

Wiki schreibt weiter zu Gaby Depeyre:

Die genauen Umstände, unter denen Lespinasse und Picasso sich kennen lernten, sind nicht bekannt. Die Affäre zwischen der 27-jährigen und dem sechs bis sieben Jahre älteren Künstler begann im Herbst 1915. Zu dieser Zeit war Picassos zweite Lebensgefährtin, Eva Goeul (schon) schwer an Tuberkulose krank. Lespinasse wohnte im obersten Stock eines Hauses am Boulevard Raspail, nahe dem Studio des Malers. Es wird angenommen, dass sie als Tänzerin am Cabaret von Montparnasse arbeitete. Der Kritiker und Dichter Andrè Salmon behauptete, er habe Picasso angeregt, sie singen und tanzen zu sehen.

In ihrem Aussehen ähnelte die attraktive Lespinasse Eva Gouel, wie von Picasso aufgenommene Fotografien und gefertigte Porträts beweisen. „Gaby“, wie Picasso sie nannte, war „eine großartige Schönheit, besonders im Profil, mit ihrem flauschigen Pony, großen schwermütigen Augen und einer herrlichen, nach oben gewandten Nase […] Eines dieser entspannten, katzenähnlichen Mädchen, wie sie Colette erträumte.“, so der Biograf und Picasso-Vertraute John Richardson. Die Affäre hielt der Künstler selbst vor Getrude Stein oder Alice B. Toklas geheim. Nur bei dem befreundeten Kunstkritiker Pierre Daix fand sich eine kurze Erwähnung über eine „geheimnisvolle Madame L.“

Als ein Grund für die Geheimhaltung wird die tödliche Krankheit Eva Gouels angesehen. Ein weiterer war die Beziehung der Französin zu dem franko-amerikanischen Künstlers und Dichters Herbert Lespinasse (1884–1972), dessen Namen sie bereits vor der Heirat angenommen hatte.

Der wohlhabende Herbert Lespinasse hatte sich als einer der ersten Künstler in dem kleinen Hafenort Saint-Tropez an der französischen Mittelmeerküste angesiedelt. Sein dortiges Haus avancierte zum Zentrum der Pariser Bohemè. Picasso und seine Muse nutzten es als Aufenthaltsort, wie auch viele andere Künstler und Intellektuelle, die im Ersten Weltkrieg aus der französischen Hauptstadt flüchteten.

Im November und Dezember 1915 hielt sich Picasso fast ständig dort auf, um Gabrielle Lespinasse zu sehen. Aus Angst vor einer Entdeckung vermied er es, sie mit nach Ceret, Sorgues oder Avignon zu nehmen.

Picassos Lebensgefährtin Eva Gouel verstarb Mitte Dezember 1915.

http://www.de.cigarclan.com/articles/2006/4/07/ ein sehr einfühlsamer Artikel, der aber leider nicht beschreiben kann, warum Picasso die erkrankte Eva in Paris verlassen hatte. Aber Tuberkulose ist hoch ansteckend, und Gabrielle Lespinasse war andererseits schon durch ihre Namensänderung eine fest versprochene Lebensgeführtin von Henry; in einer Rolle als Tänzerin, die es ihr erlaubt haben mag, für Picasso als „Muse“ aufzutreten. Das Leben ergibt oft Schicksal gebundene Zwischenformen..... und erzwingt sie sogar...

Das ist spekulativ. Naheliegend ist aber auch, dass Picasso durch Gaby Lespinasse in Südfrankreich einen ungleich größeren Lebensgewinn als Primärmotiv für sein Dasein und seine Arbeit realisieren konnte, und sie wahrscheinlich Rollen überschreitend auch.

Wichtig aber war, dass Picasso durch Eva Goeuls zeitgleiches Lautenspiel beim Portraitsitzen einen wesentlichen Schritt vorwärts machte; diese Bilder wirken ungleich frischer und lebendiger als das vergleichsweise harte „Bildnis Kahnweiler“; Picasso modellierte gleichsam seine Farbfelder zum Bildnis der Eva, und modulierte die Farbflächen innerhalb der vielen Segmente noch einmal. Das Auge findet erst in der dämpfenden Grüneinbindung Ruhe und auch die Lauten-Musik und die Dreieckskonstruktionen halten das Gesamtbild kompositorisch zusammen. Picasso malte diese Bilder dialogisch, und ich bin der Ansicht, sie mit der Lautenmusik zusammen betrachten und begreifen zu müssen. Picasso fror gleichsam die Zeitgestalt der gehörten Lautenmusik zu recht unbestimmten und modulierten poetischen Farbflächen ein.

Im Grunde war Picasso in dieser Zeit ein ganzheitliches und gleichzeitiges Erleben zuteil, was nachträglich nur geahnt werden kann.


„Seine Gegenstände sind seine Liebschaften, nie hat er einen Gegenstand gemalt, zu dem er nicht in einem emotionalen Verhältnis stand.“ Eva erscheint auf seinen Bildern angedeutet in Fragmenten wie J’aime Eva, Jolie Eva oder Ma Jolie, so berichtet es der Galerist Daniel Henry-Kahnweiler in seinem Buch Ästhetische Betrachtungen aus dem Jahr 1968. (Zit. Wiki)


Was Picasso vor und bei der Übersiedelung von Spanien nach Südfrankreich und Paris mit bekommen und mit genommen haben könnte...


Bild: Musik_Picasso_ERS_sept_08.jpg
:
Kathedrale von Cadiz, das geschenkte Bild einer guten treuen Freundin, es stellt die Stimmung der wahrgenommenen
konzentrierten Innerlichkeit sehr gut dar......., Der spanische Komponist Manuel de Falla ist hier in der Krypta bestattet.

De Falla hat eine Ehrung für Debussy geschrieben:

Picasso hat 1919 das Ballett "el sombrero de tres picos" bei seiner Uraufführung ausgestattet.

Möglichweise hat Picasso aber auch Villa-Lobos gehört.
Da gibt es unter anderem die berühmten Bachianas Brasilieiras Nr 5:



Bild: Musik_Picasso_13.jpg
: das Tafelbild


Bild: Zeich_Pic_11_Flechtwerk_2009.jpg
: zwar als Tschvorlage angeboten, aber kaum verwendet.


Bild: Musik_Thonet_Bugholzstuhla14.jpg
: um das Interieur etwas einzubinden, habe ich diesen Bild-Anker als Mittelpunkt und Tischvorlage gewählt.

Als Malgrund verwendeten die SchülerInnen Packpapier von der Rolle.

Ich bin methodisch vom Orchester als einem Gesamtbild ausgegangen und habe realisiert, dass diese konzertante und organisatorische Gesamtleistung vielen Schülern nur schwer nahekommt und ich habe versucht, es auf die eher zugängliche Kleinkunstebene zu vereinfachen.


Bild: Musik_2_Orchester.jpg
: das Arbeitsblatt kurz ausgeteilt

Hilfreich ist auch zu wissen, dass Picasso mit dem musizierenden Georges Braque befreundet war, dessen Lebenslinie sich mit Picassos bis zum Ersten Weltkrieg überschnitt.

Um den wesentlichen Sinn für den Schüler begreifbarer zu halten, habe ich des weiteren folgende Bild-Arbeitsblätter mit anschaulichen Instrumenten verwendet und ausgeteilt:


Bild: Musik_3_Geige_daGamba_faq_02.jpg
:

Bild: Musik_4_Geige_Violine_Guaneri.jpg
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Bild: Musik_5_Geige akustic.jpg
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Bild: Musik_6_Mandoline.jpg
:

Bild: Musik_7_Saxophon.jpg
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Bild: Musik_8_Gitarre.jpg
:

Bild: Musik_9_Horn_aah_311.jpg
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Bild: Musik_10_Tuba.jpg
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Bild: Musik_11_Fagott.jpg
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Bild: Musik_12_Piano.jpg
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Bild_Musik_13_Posaune.jpg
:
     

 

Die Schüler kannten alle recht gut diese Einzelinstrumente.

Im Unterricht entstanden diese Ergebnisse:


Bild: Musik_Picasso_7.jpg
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Bild: Musik_Picasso_8.jpg
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Bild: Musik_Picasso_9.jpg
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Bild: Musik_Picasso_10.jpg
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Bild: Musik_Picasso_11.jpg
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Bild: Musik_Picasso_12.jpg
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Packpapier, Bleistift, wässrige Lasuren, blauroter und brauner Farbstift, Filzschreiber und Fineliner

Um Picassos Szene mit Eva Goeul beschreiben, schildern und nachfühlen zu lassen, holte ich die Gitarre eines Kollegen und bat einige Schüler, „Modell“ zu sitzen, die es auch recht gerne machten. Aus Datenschutzgründen habe ich das Bild der Gesichter gelöscht.


Bild: Musik_Picasso_1.jpg
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Bild: Musik_Picasso_2.jpg
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Bild: Musik_Picasso_3.jpg
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Bild: Musik_Picasso_5.jpg
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Bild: Musik_Picasso_6.jpg
:

 

Ich habe noch einmal die Methode des recht naiven und unbekümmerten Lehrbuches aufgegriffen und die Instrumente auf farbiges Druckerpapier ausgedruckt, so dass jeder Schüler 5 verschieden farbige Instrumente für eine Mischtechnik zur Verfügung hatte, als Schneide- und Legearbeit.....


Bild: Musik_Picasso_20.jpg
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Bild: Musik_Picasso_21.jpg
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Bild: Musik_Picasso_22.jpg
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Bild: Musik_Picasso_23.jpg
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Bild: Musik_Picasso_24.jpg
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Bild: Musik_Picasso_25.jpg
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Mit Bleistift und Farbstift schattiert, mit Fineliner und Filzschreiber verdichtet und Schwerpunkte und -linien schaffen lassen

 


Bild: Bild: Musik_Picasso_19.jpg
: das Tafelbild dazu.

Braques hat das sehr schön und konsequent in seinem weiteren Werk gemacht.


Bei der Durchsicht der Dateien darauf gestoßen....

der Zusammenhang von Werbewelt und Picassos Bild

eine Datei auf Englisch, die kubistische Gemälde neben einander stellt, auch in der Entwicklung.... sie beschreibt die Entwicklung.....


Hin und wieder wollten die Schüler klare Handlungsanweisungen, weil sie gewohnt sind, in linearen Strukturen zu arbeiten.

Hier sollte sich eine entwickelnde Arbeit zum flächigen Stillleben und zur Raumfarbe anschließen.


Ein Nachsatz sei mir erlaubt:


Bild: ERS_Picasso_NY_2009.jpg
:

diesen Picasso brachte mir eine gute treue Freundin aus New York mit, es hängt im MoMA. Es erinnert mich an Picassos Bezug zur Musik, aber die durchgekreuzten Rechtecke in der rechten Bildseite lassen an eine abgeschlossene Zeit denken. Gleichwohl werte ich dies Bild als Bekenntnis Picassos zur Musik.

Ich bedanke mich sehr.

Reinhard von Tümpling, im November 2009
redigiert eine gute treue Freundin (und N.N.)