Lehrplaneinbindung:
Die Marionette lässt sich nach dem neuen bayerischen
Lehrplanentwurf Gymnasium als bewegliche Spielfigur anwenden
in G Ku 6.5. besser noch in G Ku 7.5.
Sie kann voraus gebahnt werden mit HS Ku 5.6
Im bayerischen Hauptschullehrplan lässt sie sich als
bewegliche Spielfigur oder
Fadenfigur in KU 6.3 durchnehmen, am besten in 6.7.
Wegen der Proportionen leitet sie auch über zu HS Ku
7.6.
http://www.hweb.keyspace.de/freizeitpuppenkiste.htm
gibt u.a. einen geschichtlichen Rückblick
Sehenswerte Beiträge im Netz:
http://home.t-online.de/home/a-pfeiffer/marionetten.htm
http://www.bildung-mv.de/werken-macht-spass/projmlehrerwb.htm#Herstellung
http://www.hometown.aol.com/marionettenwerk/Meine_Homepage/0.htm
http://www.kirche-elsfleth.de/marionette.htm
http://www.kirche-elhttp://www.puppengilde.com/redaktion/hawig/hawig.htmsfleth.de/raupe.htm
http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/marionet.htm
http://www.cdg.wtal.de/cdgsite7/sonstiges/berichte/projekte/marionetten/marionetten5c.htm
http://www.spielart-berlin.de/littips.html#Bernhard
ist eine Buchempfehlung.
nahezu beste Beiträge:
http://www.gym-hartberg.ac.at/bakip/euv_01_mario_netten.htm
http://home.t-online.de/home/UlrichGuettler/siteoj/spielkroj.htm
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Die erste Bezeichnung für das Puppenspiel stammt von Guillaume
Bouchet, der den Begriff Marionette 1584 prägte. Genauer
ist eine Marionette eine vom Spieler bewegten Gliederpuppe.
Der Spieler steht dabei über der Bühne und ist selbst
unsichtbar.
Das Marionettentheater war im griechischen und römischen
Altertum und im islamischen Mittelalter bekannt und wurde auch
in Japan, China und auf Java früh geübt; in Deutschland
ist es seit dem 12. Jahrhundert bekannt und war besonders im
17. - 19. Jahrhundert sehr beliebt; es wurde von Wanderbühnen
in die Städte und auf die Dörfer gebracht (Ritter-,
Rühr- und Geisterstücke).
Ein erstes ständiges Marionettentheater gab es 1802 in
Köln.
Das Marionettentheater wurde literarisiert durch Franz Graf
Pocci und Joseph Schmid ("Papa Schmid"), die 1858
in München ein Marionettentheater gründeten. Im 20.
Jahrhundert entstanden weitere Marionettentheater mit z. T.
hohem künstlerischem Niveau, z. B. die "Augsburger
Puppenkiste" (Walter Oehmichen) oder das Marionettentheater
in Braunschweig (H. Siegel). In Österreich spielt das Salzburger
Marionettentheater unter H. Aicher besonders Mozart-Opern. Ein
eigenes Marionetten-Staatstheater hat die Tschechische Republik
in Pilsen (gegründet von J. Skupa). Hohes künstlerisches
Niveau hat das Marionettentheater auch in Polen. Eine Touristenattraktion
sind die Marionettentheater auf Sizilien, die alte Rittertheaterstücke
pflegen.
Der Begriff der Marionette ist weiterführend ein Synonym
von: Strohmann, Schreckgespenst, Strohpuppe, Vogelscheuche;
der Popanz ist eine Spottgestalt.
Von der Augsburger Puppenkiste empfohlene Literatur:
P.K.Steinmann, im Verlag "Puppen und Masken, Wilfried Nöld,
Frankfurt, Titel: "Theaterpuppen"
Durchgesehene Literatur:
Inge Borer-Klein, Das große Buch vom Puppenspiel, 1969
Kuhn / Witzig, Puppen, Rentsch Zürich, 1984, ISBN 3 7249
05750,
Kampmann, Otto Maier Ravensburg, 1969, Reihe Pelikan-Bücher,
"Puppe, Bühne, Spiel"
Dringend zum geschichtlichen Verständnis zu empfehlen:
Wolfgang Till, "Puppentheater", Verlag Dr. C.Wolf,
München, ISBN 3-922 979-26-2, erhältlich u.a. im Münchner
Stadtmuseum. Ich persönlich rate gerne zum Besuch der Puppenabteilung
des Münchner Stadtmuseums.
Aktiv benutzte Literatur:
Krummrich,
Marionetten, Verlag Paul Haupt Bern, 1995, ISBN
3-258-05202-6
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Vorüberlegungen
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Die Figur muss einfach gestaltet sein und soll in der Fertigung
keinen großen Werkstatt-Aufwand benötigen. Sie soll
mit einfachen Mitteln zu modellieren sein, bei der Schülerarbeit
im Klassenzimmer soll keine Beeinträchtigung des Folgeunterrichts
stattfinden und die Figur muss ohne Probleme aufgeräumt werden
können.
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Der unterrichtliche Zeitaufwand soll überschaubar gering
sein. Nach vorhandenen Strukturen kann die Qualität entsprechend
ausgebaut werden, ohne dass die Klasse zerläuft. Bei Aufführungen
eines kleinen Figurenspiels im Klassenzimmer reichen die Abstände
der Zuschauer von 2 Metern bis vielleicht 5 Metern, um einer 30
cm großen Figur beim Spiel mit Aufmerksamkeit zu folgen.
Im bayerische Hauptschullehrplan ist das Thema aber eher um den
WtG-Unterricht der 6. Jgst. herum gelagert, mit dem Sammel-Ziel
des Nähens und Schneiderns.
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Wird die Figur zu groß gestaltet, steigen die Kosten unverhältnismäßig
und schwer zu überschauen an.
Das Arbeitsziel einer Figur mit 8 oder 9 Fäden ist unterrichtlich
problematisch. Um die Figur "gehen" lassen zu können,
reicht es bei dem benutzten Spielkreuz durchaus, es in der Hand
nach links und rechts zu "rollen, kippen und zu schaukeln".
Um die Arme einzeln zu bewegen und zu führen, reicht eine
einfache Armschaukel aus.
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Methodisch und stilistisch bin ich vom erwachsenen Menschenbild
ausgegangen, habe es eingescannt, vektorisiert und die beweglichen
Gliedmaßen entsprechend der Anatomie eingezeichnet. Füße,
Hände und insbesondere den Kopf habe ich größer
gestaltet, um mehr Ausdrucksmöglichkeiten der Puppe zu haben.
Darauf aufbauend habe ich funktional den Leib nur als flaches
Holzbrett gestaltet. Dieses musste so tailliert gestaltet werden,
dass die Arme bis zur Senkrechten fallen können, Bauch, Brust
und Becken z.B. mit Knüllpapier gestaltet und noch mit einem
Überzug für Kleidung versehen werden kann.
Für die Beine habe ich eine einfache und gelenkige Konstruktion
vorgesehen. Die einfachere Form besteht aus einem ganzen Stück
Rundholzstab, die kompliziertere Form besteht aus zwei zylindrischen
Rundhölzern, deren Kniekehlen in etwa 45 Grad angeschrägt
sind. Wenn man realisiert, dass Gehbewegungen der Puppe sehr sparsam
zu gestalten sind, kann man auf diese Schräge verzichten.
Beide Bauformen können mit vier Fäden für Arme
und Beine auskommen, der ganze Leib hängt am fünften
Kopffaden. Ob das ausreichend ist?
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Gelenke:
Ich habe mich für Ösenschrauben entschieden, weil
sie die einfachsten Gelenke sind. Ein Gelenk mit je zwei Ringschrauben
kostet etwa 6 Cent, pro Figur bei 9 Gelenken als physiologisch
ähnlichen "Scharnier- und Kugelgelenken" sind das
etwa 54 Cent, bei der Figur mit ganzem Arm und Bein als frei beweglichen
"Kugelgelenken" sind das 30 Cent.
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mario_7k.skd:
A3-großes Blatt Version mit starrem Bein und Arm, Werkzeichnung;
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A3-großes Blatt Version mit Gelenkbein und Gelenkarm, Werkzeichnung;
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mario_7m.skd:
A0- Werkzeichnung des Spielkreuzes zur Ermittlung und Abstimmung
der Bewegungen; Alle anderen Gelenke, wie z.B. aus Leder oder
anderen Metallteilen und insbesondere die Abknickbegrenzung verlangen
kaum angemessen mehr Arbeitsaufwand.
Im Unterricht selbst schrammt die Figur mit nur 5 Fäden knapp
an einer beliebigen Zappelfigur herum
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Wer es noch einfacher mag:
Beim Raumausstatter/ Polsterer werden Rand- und Kanteneinnäher
von Dekostoffen, Polsterarbeiten, Sesseln usw. mit dem gummiartigen
"Hohlkeder"-Rohr - Profilschlauch versehen. Damit könnte
der ganze Oberarm ersetzt werden, wenn die Armbekleidung bis zur
Hand reicht.
Der Schlauch biegt sich schlaff, sein Außendurchmesser beträgt
5 mm und der Innendurchmesser etwa 2 mm, der Preis beträgt
etwa 25 Cent pro lfd. Meter . Die Bewegungen der Figur werden
dann aber gummi-artig.
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Schablonen zu Händen und Füßen
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A 0 großes Blatt mit Entwurf zu den Bekleidungsteilen,
die Teile müssen entsprechend mit dem Kopierer vergrößert
werden
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zeigt drei Typen von Händen
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mario_7p.skd
zeigt die rapportmäßige Anordnung von Händen,
fertig zum Aussägen mit der Dekupiersäge.
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mario_7q.skd:
zeigt die rapportmäßige Anordnung von 3 Typen Füßen,
fertig zum Aussägen mit der Dekupiersäge. Es bringt
gestaltungsmäßig kaum Gewinn, noch weiter vorgefertigte
Füße anzubieten.
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mario_7r.skd:
A4-Blatt eines einzelnen Hosenbeins, M= 1:1, einzeln noch anzupassen
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mario_7s.skd:
A4-Blatt eines Ponchos, M= 1:1, einzeln noch anzupassen;
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mario_7t.skd:
A4-Blatt eines Kleides bzw. Hemdes, M= 1:1, einzeln noch anzupassen;
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Das Auffädeln soll mit abwinkeltem Arm und stehender Figur
erfolgen, Beine und Arme und Kopf müssen etwas nach vorne
angewinkelt sein, und die Gelenke sollten dementsprechend nachgedreht
werden. Ich verwende schweren schwarzen Handnähfaden, die
Garnrolle mit 1000 Metern für 30 Euro (!); der Faden ist
von Hand nicht zu zerreißen. Wer es einfacher mag, nimmt
einen Stern dicken Polyesterfaden. Nylonfaden ist nicht unbedingt
zu empfehlen.
Die Arbeitszeit des Konstruierens betrug etwa 3 Wochen. Die praktische
Fertigung eines 30-er Klassensatzes dauerte 6 Wochen, neben der
allgemeinen Unterrichtsarbeit.
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Fotos aus der Fertigung
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Arbeit8.JPG:
rapportmäßiges Bohren des Spielholzes mit dem Festanschlag,
ein eingesteckter Bohrer zeigt ungefähr 90 Grad an
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Arbeit9.JPG:
die Arbeit des Drahtösen Einbiegens. Achtung die eigene
Hand: wegen des starken Drahtes bekommt man unweigerlich Blasen
an den Händen, man sollte gleich mit 1,3 mm starkem Draht
die Ösen biegen
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Arbeit10.JPG
zeigt das fertige Spielkreuz
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Arbeit11.JPG
Drahtösen und Zangen: die Drahtösen müssen zur
Vermeidung von Verletzungen geschlossen sein
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Arbeit12.JPG
zeigt den Unterschied zwischen billigem 1,5 er Draht und teurem
1,3 er Draht: letzterer lässt sich erheblich leichter um
die Backen einer Rosenkranzzange biegen, ergibt dasselbe Ergebnis,
aber macht keine Blasen an den Händen.
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Arbeit13.JPG:
weil das große Bohrfutter nur ab 1,5 spannt, muss ein kleines
davor gesetzt werden, Bohren des Kernloches in der harten Buche
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Arbeit14.JPG:
Eindrehen von Ösenschrauben mit einem langsam laufenden
Vierbacken-Drehfutter
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Arbeit15.JPG:
Vorbereiten des Leibes zum Bandsägen
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Arbeit17.JPG:
schlechtes Ergebnis: diese Marken-Bandsäge lässt das
Sägeband schneller altern, weil die Zahnspitzen nicht richtig
frei laufend eingestellt werden können
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Arbeit18.JPG:
ein Trick: Öffnen und Verdrehen der Ösenschrauben mit
Vorstecher und scharfer Beißzange
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Arbeit20.JPG:
ein weiterer Trick: Eindrehen der Ösenschrauben; weil das
Holz dabei spalten würde, halte ich es mit gepresster Zange-
die Ösenschraube schneidet ihr Gewinde selbst.
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Arbeit21.JPG:
Montage der Beine: Zusammenkneifen der offenen Ösenschrauben
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Arbeit23.JPG:
Andrehen des Radius am Kopf-Rohling
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Arbeit24.JPG:
Schleifen des Kopf- Rohlings mit Schleifleinen
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Arbeit25.JPG:
Andrehen des Halses mit dem Rollkörner, das Werkstück
muss wegen des Schnittdruckes abgestützt werden,
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Arbeit26.JPG:
stolzes Ergebnis eines Abends: die Kopf-Rohlinge sind fertig
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Arbeit29.JPG:
zeigt eine größere Ösenschraube am Hals: ich
rate dringend, den Kopf alleine zu modellieren und erst zuletzt
am Torso einzuhängen.
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Arbeit30.JPG:
zeigt den fertigen Puppenrohling: aus ursprünglich geplanten
30 cm Körpergröße sind bald 36 cm geworden.
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Sicherlich lässt sich die Figur erheblich vereinfachen;
wer mag, nimmt für das Spielholz ein Stück Vierkantholz
und lässt dort Schnitze einbringen anstelle der Drahtösen,
verzichtet also gänzlich auf die Drahtösen.
Ebenso ist es möglich, auf die gedrehten Oberschenkel zu
verzichten und gleich nur mit 12er Rundholzstäben zu arbeiten,
es würde die Arbeit enorm erleichtern.
Der Kopf könnte auch aus einer 40er Holzkugel gefertigt werden,
oder einem Holzei.
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