An je einem Beispiel aus der Renaissance und dem Barock sollen die
Schüler Einblick in die Lebensgeschichte und das Werk großer Künstler
gewinnen G/Sk/Ek 7.5.1. In lebendigen und wirklichkeitsnahen
Schilderungen menschlicher Schicksale, die nicht nur Erfolge, sondern
ebenso Konflikte, Enttäuschungen und Niederlagen darstellen und die
Schattenseiten einer Biographie nicht ausblenden, sollen die Schüler
beispielhaft erfahren und verstehen lernen, wie sich die Künstler mit
den Gedanken ihrer Zeit, mit ihren Lehrmeistern und Kollegen,
Auftraggebern und Förderern schöpferisch auseinander setzen.
Betrachten: Leben und Werk zweier Künstler, Lebensgeschichte: Herkunft,
Lehrzeit, Reisen, Förderer, Familie, Schicksalsschläge, Werkbetrachtung:
Inhalt, Form, Ausdruck, Herstellung
Wechselwirkung von Leben und Tod
Gestalten: als szenisches Spiel 7.7 z. B.: Michelangelo in der
Sixtinischen Kapelle; Leonardo erfindet den Hubschrauber, was Dürer in
Italien erlebt, ein bayerischer Barockbaumeister bei der Arbeit an einer
Kirche (in einem Schloss)
Bild: Fliegen_Lilienthal_1.jpg:
Irgendwann im November 1907 hob eine erste Maschine ab. Aber die
Erfindung des Hubschraubers war alles andere als ein Senkrechtstart. Im
November 1907 hob Paul Cornu (links) nur wenige Zentimeter ab.
Ganz anders als wir vermeintlich um Helden arme Deutsche, verehren
unsere französischen Nachbarn ihre Pioniere - ganz gleich, wie
bahnbrechend deren Leistungen auch sind oder waren
Paul Cornu ist so ein französischer Pionier. Er, der eigentlich in
Lisieux, in der Normandie, Fahrräder baute, schuf 1907 einen
Flugapparat, mit dem er sage und schreibe 20 Sekunden ohne Bodenhelfer
auf der Stelle schwebte.
Der Anfang: 20 Sekunden Schweben
Seither gilt Cornu den Franzosen als der Erfinder des vertikalen Fluges.
Und davon lassen sie sich auch nicht abbringen - obwohl man bei einem 20
Sekunden währenden Schweben in nur 1,50 Meter Höhe ohne echte Steuerung
und ohne tiefgründiges Wissen um Flugstabilität nicht wirklich von einem
Hubschrauber-Flugzustand sprechen kann. Aber wie auch immer: Die Tat des
Franzosen jährte sich am 13. November zum 100. Mal - Anlass genug, über
die Entwicklung des Helikopters nachzudenken.
Erste Gedanken über eine mit Muskelkraft angetriebene Tragschraube hatte
sich bereits Leonardo da Vinci im Jahre 1463 gemacht. Sein
spiralförmiger Flügel namens Helix Pteron wurde Namensgeber für den
Helikopter und diente den frühen Erfindern als Arbeitsgrundlage.
Den Pionieren des 19. Jahrhunderts fehlten aber geeignete Materialien
und Motoren, deren Leistungen ausgereicht hätten, den Auftrieb in
Vortrieb umzusetzen, um aus einem schwebenden Flugapparat auch wirklich
einen fliegenden Helikopter machen zu können.
Cornu hatte immerhin das generelle Problem erkannt und hintereinander
angeordnete, zweiblättrige Propeller verwendet. Die drehten
gegeneinander und glichen damit die Drehmomentwirkung des Motors aus.
Aber die technische Möglichkeit, stehende Steuerimpulse auf drehende
Rotorblätter zu übertragen, war erst später durch die Entwicklung der
sogenannten Taumelscheibe möglich; sie überträgt die rumpffesten und
linearen Steuereingaben auf die sich drehenden Rotorblätter.
Den ersten wirklich lenkbaren und leistungsfähigen Hubschrauber baute
der Deutsche Heinrich Focke 1936 mit der Fw-61, die von zwei
Hauptrotoren angetrieben wurde. Weltbekannt wurde die Fw-61 durch den
Flug von Hanna Reitsch in der Berliner Deutschlandhalle, als sie im
Rahmen der Revue "Kisuaheli" im Jahr 1938 auf einer Fläche von 100 mal
40 Meter vor Tausenden staunenden Zuschauern Vorwärts-, Rückwärts-,
Seitwärts- und Schwebeflug demonstrierte.
Drei Jahre später, es war der 14. September 1939, gelang Igor Sikorsky
der endgültige Durchbruch. Auf einem Flugfeld im US-Bundesstaat
Connecticut flog der aus Russland in die USA immigrierte
Luftfahrtingenieur erfolgreich mit der VS-300.
Sikorkys Flug - der Durchbruch
Er hatte sich bereits in den zwanziger Jahren in seiner Heimat mit dem
komplexen Prinzip Helikopter beschäftigt, aber es standen keine
ausreichend starken Motoren zur Verfügung. Das Revolutionäre an seiner
VS-300: Sie hatte einen Hauptrotor, die besagte Taumelscheibe und für
den Ausgleich des Drehmoments einen kleinen, aber wirkungsvollen
Heckrotor.
Seine Flugversuche entsprachen dem, was wir heute beim Helikopter
schätzen: Vorwärtsflug, Schwebeflug in alle Richtungen sowie vertikales
Starten und Landen. Sikorskys Flug gilt als die wahre Geburtsstunde des
Hubschraubers - ohne die Leistungen früherer Pioniere schmälern oder
vergessen zu wollen.
Die Amerikaner Larry Bell und Arthur Young entwickelten dann Ende der
vierziger Jahre mit der Bell 47 einen kleinen, kompakten Helikopter, mit
dem verwundete Soldaten im Koreakrieg in die Frontlazarette (M.A.S.H.)
geflogen wurden. Die Tragen wurden außen auf der Kufe befestigt, und man
taufte sie sarkastisch Schneewittchensärge. Der Helikopter war als
Luftretter entdeckt worden.
Das ist bis heute eine seiner vornehmlichen Aufgaben geblieben. Bei
Hochwasserkatastrophen oder Erdbeben evakuieren Helikopter die bedrohte
Bevölkerung, sie bringen Ärzte, Helfer, Medikamente, Organe und
Lebensmittel; Hubschrauber transportieren aber auch komplette Aggregate,
Sendemasten, Zementsäcke oder verstreuen Kalklösungen gegen das
Waldsterben.
Beim Almabtrieb in der Schweiz werden zuweilen sogar Kühe als Außenlast
ins Tal geflogen. Und nicht mehr wegzudenken sind die Maschinen im
Polizeidienst - dort sind die Hubschrauber mit Infrarot und
Wärmebildkameras ausgerüstet, die Besatzungen spüren sogar in der
Dunkelheit im Dickicht von Wäldern orientierungslose Personen auf oder
schaffen es, aus 1000 Meter Höhe das Nummernschild eines Autobahnrasers
zu identifizieren.
In den anspruchsvollen Segmenten Luftrettung und VIP-Transport kommen
weitgehend zweimotorige Muster wie Sikorsky S-76, Bell 412, Bell 430, MD
900 Explorer (alle USA), EC 135, EC 145, EC 155 (Eurocopter) sowie der
als einer der elegantesten Helikopter geltende A 109 (AgustaWestland,
Italien) zum Einsatz.
Allen gemeinsam ist, dass sie über Cockpits mit
Multifunktionsbildschirmen verfügen, die den Piloten die Arbeit
erleichtern und die Überwachung der Triebwerke und Systeme komplettübernehmen. Moving Maps helfen den Besatzungen, Einsatzorte schnell zu
finden und entsprechend der Beschaffenheit von Landefeldern zu agieren.
Als weltweit erste Helikopter haben die orangeroten EC 135 des
Zivilschutzes ein aktives Hinderniswarnsystem an Bord. Hellas heißt es,
kommt aus Bayern und erkennt selbst bei schlechtem Wetter feinste
Drähte.
Es geht auch kleiner
Für den Spaßfaktor in der an sich als sehr sachlich geltenden
Helikopterszene sorgt seit Mitte der achtziger Jahre ein Hersteller aus
den USA. Der renommierte Luftfahrtingenieur Frank Robinson schuf einen
kompakten Zweisitzer mit Kolbenmotor und ebenso einfachen wie
preiswerten Systemen. Er wollte erreichen, dass Helikopter nicht länger
nur Militärs und gut Betuchten vorbehalten war. Mit der R22 gelang ihm
der große Coup - Helikopterfliegen wurde erschwinglich, und die R22 und
ihre viersitzige Schwester R44 führen heute weltweit die Verkaufszahlen
an.
Aber die Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende, denn: In nicht allzu
ferner Zukunft werden Helikopter erheblich leiser, umweltfreundlicher
und effizienter unterwegs sein. Moderne Steuer- und Regelungstechnik,
sogenannte Aktuatoren, sollen die Rotorblätter individuell ansteuern.
Die Folge: weniger mechanische Teile und reduzierte Wartungskosten. Mit
der Beeinflussung des einzelnen Blattes in seinem Umlauf können sowohl
Geräuschemissionen als auch Vibrationen in der Kabine erheblich
reduziert werden. Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
haben die ersten Flugversuche mit Lichtleitern (Fly-by-Light) bereits
stattgefunden.
Ein deutsch-französisches Unternehmen ist heute weltweit führend im Bau
von Helikoptern in allen Gewichtsklassen und für alle Einsatzspektren:
Eurocopter. Das Unternehmen entstand Anfang der neunziger Jahre aus
Aérospatiale (Frankreich) und Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) mit Sitz
in München. Und damit schließt sich der Kreis - denn so wird Paul Cornu,
der französische Pionier, ja irgendwie doch noch einer von uns.