Generationen, eine Spurensuche
Vergangenheit, Zukunft und die Gegenwart

PRESSEINFORMATION

Jugendträume gestern und heute: Andere Verpackung, gleicher Inhalt
Schülerinnen und Schüler der Samuel-Heinicke-Fachoberschule für Gestaltung haben in Zusammenarbeit mit dem Wohnstift Neufriedenheim eine Ausstellung zum Thema "Generationen" erarbeitet. Ergebnis ist ein überraschendes Bild davon, wie sich Jugendliche früher und heute ihre Zukunft vorstellen. Die Ausstellung wird am Dienstag, 6. Juli, um 18 Uhr in der Galerie des Wohnstifts Neufriedenheim in der zweiten Etage eröffnet.

München im Juni 2004. "Die Jugendlichen im zweiten Weltkrieg hatten ganz andere Wünsche, zum Beispiel möglichst schnell heiraten, um den Geliebten treffen zu dürfen", sagt Claudia Strauß, 19 Jahre alt, "wenn ich jetzt schon heiraten müsste, das wäre nichts für mich. Oder dass den Freunden beim Bombenangriff nichts passiert. Über so etwas müssen wir uns heute gar keine Gedanken machen." Claudia Strauss ist eine von 20 Schülerinnen und Schülern der Samuel-Heinicke-Fachoberschule für Gestaltung, die zwei Tage lang 10 Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnstifts Neufriedenheim zu ihren Jugendträumen befragte. Wie hatten Sie sich als junger Mensch Ihre Zukunft vorgestellt und was ist daraus geworden? Mit bildnerischen Mitteln wie Fotografie, Video, Zeichnung oder Kollage sollten die Schülerinnen und Schüler die Erzählungen der älteren Menschen künstlerisch umsetzen.

Am 6. Juli begegnen sich die beiden Generationen wieder. Erst dann erfahren die Älteren, wie die Jüngeren ihre Erzählungen aufgefasst, verstanden und dargestellt haben. "Ich bin schon ganz neugierig", sagt die 77jährige Ilse B., die im Augustinum Neufriedenheim wohnt. "Ich habe viel aus meiner Jugend erzählt, weil ich Vertrauen zu den jungen Leuten hatte. Zuerst kamen sie und hatten die Aufgabe, sich zu interessieren. Dann sprang irgendwann der Funke über und es entstand echtes Interesse. Sie wurden selbst auch immer offener und erzählten mir von ihren Zukunftsvorstellungen", sagt Ilse B..

Der Austausch zwischen den beiden Generationen ergab ein überraschendes Bild: Obwohl die Träume auf den ersten Blick den äußeren Umständen der jeweiligen Zeit entsprechen, sind sie im Kern doch auf das selbe Ziel gerichtet: Die eigene Bestimmung finden. "Dabei ist es heute vielleicht noch viel schwieriger herauszufinden, was man aus seinem Leben machen will und seinen eigenen Weg zu gehen", sagt Ilse B., "früher zwangen einen die Umstände dazu, selbständig zu werden. Heute müssen sich die jungen Leute aus eigener Kraft lösen."
Anfangs dachte Claudia Strauß, dass sie gar nichts mit Frau B. gemeinsam hat. Doch im Laufe der Zeit wuchsen sich die beiden Frauen gegenseitig ans Herz. "Ich habe viel von Frau B. gelernt. Am besten hat mir der Satz gefallen: man kann gar nicht mit dem Träumen aufhören, es kommen das ganze Leben lang immer wieder neue Träume."

Insgesamt 440 Schüler besuchen die Samuel-Heinicke-Real- und Fachoberschule. Die Fachoberschule ist die einzige weiterführende Schule für Hörgeschädigte in Deutschland. Träger beider Schulen ist das Augustinum.
Susanne Schäffer

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