Vlaminck, Maurice de
* 4.4.1876 in Paris
† 11.10.1958 in Reuil-la-Gadelière (Eure-et-Loire)
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Biografische Eckdaten
  • flämisch-französischer Abstammung
  • Eltern Musiker, kümmerten sich recht wenig um Erziehung
  • Maurice bekam keine formelle künstlerische Ausbildung
  • 1896 beendet eine Typhusinfektion Vlamincks Karriere als Radrennfahrer. Er heiratet Suzanne Berly, verdient sein Geld als Geigenlehrer
  • 1900 malt er mit seinem Jugendfreund Derain in der "École de Chatou" [Chatou: Vorort von Paris]: Der Fauvismus erblickt das Licht der Welt.
  • 1901 lernt Vlaminck Matisse, den späteren Anführer der Gruppe der Fauves, kennen
  • 1905 Paris, Salon d´Automne: Erste gemeinsame Ausstellung der "Fauves": Matisse, Rouault, Vlaminck, Derain, Braque, Marquet, Friesz und Dufy.
1909 letzte gemeinsame Ausstellung.
  • 1914-1918 Dienst in der Armee
  • Vlaminck heiratet ein zweites Mal, mit dieser Frau hat er zwei Töchter.
  • In seinen späteren Lebensjahren setzt er seine Reisen mit Derain fort.

Vlaminck, ein blonder Riese und lebensbejahender Kraftmensch, war eine Art "selfmade man": Er hatte keine wirkliche Ausbildung, nie einen Fuß in den Louvre und schon gar nicht in eine Akademie gesetzt. Sein künstlerisches Talent war in jungen Jahren von dem französischen Künstler Robichon gefördert worden, doch blieb für Vlaminck das Malen ein physischer Akt: "An der Basis der Kunst steht der Instinkt. Ich bemühe mich, mit meinem Herzen zu malen und mit meinen Lenden."
So hält sich Vlaminck nicht mit vorbereitenden Skizzen auf. Wilde Formen beschwört er in lauten Farben, die er dick auf die Leinwand aufträgt, oftmals direkt aus der Tube. 
Vlaminck hegt außer der Malerei noch andere Passionen : Radrennen, Preisboxen, Autofahren, Geigenspiel oder das hektische Boheme-Leben... Von sich behauptet er, alles Intellektuelle sei ihm zuwider...Trotzdem, doch vor allem aus Geldmangel, schreibt er an die 20 Bücher, Romane, Autobiographien und Gedichte, mit teils etwas zweifelhaftem Inhalt. Sie werden mit Illustrationen von Derain, mit dem er oft und gerne Reisen unternimmt, publiziert.
"Maler zu sein", sagt er, "ist ebensowenig ein Beruf, wie Anarchist, Liebender, Läufer, Träumer oder Preisboxer zu sein. Es ist ein Zufall der Natur." 
Wichtige Bilder: 

1900 Mann mit Pfeife

Dans le Jardin de Mon Pere, 1904-1905.
Oil on canvas. 19 11/16 x 25 9/16 ins.
National Museum, Belgrade, Yugoslavia.

Les Baigneuses, 1908.
Oil on canvas. 35 x 45 5/8 ins.
Mr. and Mrs. Robert A Belfer.

La Colline a Bougival , 1906.
Oil on canvas. 21 5/16 x 25 11/16 ins.
Staatsgalerie, Stuttgart, West Germany.

Le Pont de Chatou , 1905.
Oil on canvas. 25 3/4 x 32 ins.
Private collection, California.
 

Leider sind die meisten von Vlamincks Bildern urheberrechtlich geschützt, daher ist es mir an dieser Stelle nicht möglich, sie ins Netz zu stellen.Vielen Dank für Ihr Verständnis.
 
 

Themen, Techniken, Charakteristika

  • Vlamincks Stil, voll explosiver Energie, wird oft als "schreierisch und schrill" gerügt, sein Name fällt meist im Zusammenhang mit der Bewegung des »Fauvismus«
  • Seine Frühreife (um 1900) äußert sich in wild peitschenden Pinselstrichen
  • war Expressionist, van Gogh war sein großes Vorbild
  • bis 1907 malte er in breiten, gekrümmten Pinselstrichen und großen Farbflecken in Zinnober, Veronesergrün, Ultramarin, Gelb und Weiß
  • oftmals drückte er die Farbe direkt aus der Tube auf die Leinwand 
  • um 1908 näherte er sich kurz dem Kubismus, ließ sich von der Kunst Cézannes inspirieren: dies hatte für seine Bilder eine Harmonisierung der Farben zur Folge
  • nach dem ersten Weltkrieg beschäftigte Vlaminck, dessen Realismus anfangs nüchtern koloriert war, mehr mit der Dramatik von Licht- und Schattenwirkungen
  • Die Werke der 40er Jahre zeichnen sich durch eine "scharf zurücktretende Perspektive" und psychologische Tiefe aus
  • um 1950 (Vlaminck ist bereits über 70) kehrt er zu jener beladenen, gekrümmten Pinselstrichführung und "jener Wildheit" zurück, für die er als "Le Fauve Pathétique" berühmt ist .

"Vlamincks Malerei ist die äußerste Form eines Expressionismus, der dem französischen Geist möglich war." (W. Haftmann)

 
 
 
 

Quellen: Kindlers Malereilexikon; Kammerlohr, Epochen der Kunst IV; http://psych.fullerton.edu/psych466/psantiago/fauve.html#fauve