Schau genau - Auge und Brille
eine Unterrichtseinheit für die Mittelstufe von Uli Schuster |
Auge
und Hand, das sind die Organe mit deren Hilfe wir uns zeichnend die sichtbare
Welt erschließen. Von daher stehen sie auch selbst immer im Mittelpunkt
eines zeichnerischen Interesses. Welche Hilfen bietet man dem Schüler
der Mittelstufe an, wenn man ihn Augen zeichnen lassen will?
Eine erste Hilfestellung könnte darin bestehen die sichtbaren Teile zu benennen und nach Funktion, Form, Farbe und Größe beschreiben zu lassen. Ein Dia wird dazu gezeigt, vielleicht auch von der Projektion abgezeichnet und mit Hilfe der Schüler beschriftet. Auch die Frage nach der Verteilung von hellen und dunklen Zonen kann man ansprechen. Bei der Übersetzung der Fotografie in die Zeichnung spielen Lineaturen eine bedeutende Rolle, die die Vorlage bereits enthält. Das sind in der Hauptsache die Haare an Wimpern und Brauen, aber auch der Verlauf von Falten und Fältchen, durch den die Wölbungen von Teilformen ablesbar werden. |
Der zeichnerische Weg geht aus von einer
Umrisszeichnung, bei der die wesentlichen Formen und Proportionen festgelegt
werden. Sodann erklärt man den Schülern die Prinzipien eines
modellierenden Helldunkels beispielsweise am Modellieren einer Kugel
aus einem Kreis. 'Modellieren' ist im Grunde ein plastischer Vorgang und
die Zeichnung übertragen: Was nahe liegt bleibt hell, was zurücktritt
wird mit einem zum Schwarz verlaufenden Helldunkel überzogen, entweder
in Linien, die die Form begleiten oder auch mit parallelen Schraffuren
oder Kreuzlagen. Der optische Effekt ähnelt einem frontalen Licht,
aber im Grunde ist die Vorstellung von einer Lichtquelle nicht notwendig.
Der plastische Vorgang vermittelt sich beim Modellieren besser.
Mehr darüber z.B. bei Burne Hogarth, "Licht- und Schattenzeichnen leichtgemacht", Taschen 1997. Hogarth spricht von "plastischem Licht", "Skulpturlicht", das er beispielsweise an Michelangelos 'Adam' aus der Sixtina aufzufinden meint. |
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Eine
Schicht weichgeknetetes Modellierwachs oder auch Ton wird einen Spalt weit
aufgeschnitten. Von hinten drückt man eine Kugel als Augapfel so gegen
den Spalt, dass er sich wie die Lider über dem Augapfel öffnet.
Augenbraue, Wangenknochen, Nasenbein schaffen die plastische Umgebung und
verdeutlichen für die Schüler das Wölbungsverhalten in dieser
Region des Gesichts. Das kann man den Schülern entweder in einer Lehrerdemonstration
vorführen oder noch besser sie selbst machen lassen. Ein möglicher
Weg zu einem von Schülerhand gefertigten Anschauungsmodell könnte
auch darin bestehen, mit dem dünn ausgewalzten Wachs direkt die Umgebung
des Auges durch Andrücken abzuformen.
Für
derartige Klärungen findet man ganz hervorragende didaktische Wege
beschrieben bei Gottfried Bammes, z.B. im "Arbeitsbuch zur Künstleranatomie",
erschienen bei Ravensburger 1993, S.82 s.o.).
Während die Schüler ihre erste Zeichnung in leichter Vergrößerung fertigen kann man Fotos machen für ein Erkennungsspiel, mit dem man die nächste Stunde beginnt: 'Welche Augen gehören zu wem?' |
Eine einfache Montageübung für
eine Mittelstufenklasse, die auch im einstündigen Unterricht gut zu
bewerkstelligen ist. Man gibt den Schülern das Foto eines Brillenträgers
in digitaler Form vor. Dazu zur Auswahl diverse Augen, die durch Montage
in das Fenster der Brillengläser eingesetzt werden sollen. Einfache
Werkzeuge des Ausschneidens und der Retusche werden durch Vormachen im
Programm Photoshop erklärt. Die Funktionsweise von Ebenen und Ebenentransparenz
wird demonstriert. das ist in einer viertel Stunde zu schaffen. In der
restlichen halben Stunde kann ein Großteil der Klasse die Montage
schaffen. Für die schnelleren und fortgeschrittenen Retuscheure kann
man in einer zweiten Stunde die farbliche Anpassung und 'Verspiegelung'
als weitere Rafinessen vorführen.
In Photoshop wurden die Brillengläser 'ausgeschnitten'. Das neue Auge wurde auf eine 'zweite Ebene' gelegt und durch 'Skalieren' in eine passende Größe gebracht. Dann wurde es 'dupliziert' und 'seitenverkehrt'. Schliesslich wurden die drei Ebenen in eine neue Reihenfolge gebracht, die oberste Ebene im 'Ebenenfenster' von Photoshop deckt die jeweils darunter liegenden Ebenen ab. Wenn in der Klasse Schüler sind, die bereits Erfahrungen mit Photoshop haben, dann kann man sie darüber hinaus die Montage im Tonwert anpassen lassen ('Farbbalance') und auf einer weiteren Ebene Reflexe über die montierten Augen legen lassen. |
Man
könnte die Schüler einer ganzen Klasse von zu Hause Brillen mitbringen
lassen um ein ganzes Spektrum von Veränderungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Schwieriger ist es zu beschreiben, in welcher Weise eine Brille ein Gesicht
verändert. Brillen können jemand intelligent oder auch doof aussehen
lassen, sie können einen klaren Blick = Durchblick vermitteln oder
auch die Hilflosigkeit des Trägers ohne seine Krücke verdeutlichen.
Die Brille kann als Zeichen für einen beruflichen Umgang mit Lektüre
und Schreiben signalisieren oder auch Hinweis sein auf eine Tätigkeit,
bei der man das Auge schützen muß (Taucher, Schweisser, Skifahrer...).
Auch psychologische Deutungen lassen sich an manche Brillen knüpfen:
Soll der Blick versteckt bleiben, hat der Brillenträger etwas zu verbergen,
kann er einem prüfenden Blick nicht standhalten? Die Augen gelten
als Fenster zur Seele und wer hier die 'Vorhänge zuzieht' macht sich
verdächtig. Andererseits kann das 'entblößen' eines versteckten
Blicks durch Abnehmen der Brille als 'entwaffnende Geste' aufgefasst werden.
Brillen können die Form der Augen überformen. Große Augen signalisieren Offenheit, Unschuld. Schmale Augen wirken verkniffen, bösartig, gemein. Hochgezogene Augenbrauen versehen den Blick mit einem Fragezeichen. Ein enger Augenabstand lässt jemanden kleinkariert aussehen, ein weiter Augenabstand vermittelt Distanziertheit und Blasiertheit. Schüler können zu so einer Sammlung von Anmutungen selbst eine Menge Vorurteile beitragen. Wer will kann solche Mechanisman auch in der Psychologie nachlesen ( z.B. Leo Herland, "Gesicht und Charakter", Wiesbaden ohne Erscheinungsjahr) Brillen verändern ein Gesicht in mehrfacher
Weise:
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Eine
spaßige Aufgabe besteht darin, eine Brille mitsamt Augen als Maske
designen zu lassen. Für die Form der Brille läßt man die
Schüler erst einmal Entwürfe zeichnen. Jeder Schüler erhält
dann einen Streifen leichten Zeichenkarton, auf die er die Brillenform
mitsamt Bügeln in natürlichem Maßstab 1:1 zeichnen und
kolorieren kann. Gemalt wird lasierend mit Gouache- oder Aquarellfarben.
Der letzte Schritt besteht im Ausschneiden der Form.
Bei der Zeichnung kann man auf Erfahrungen aus der ersten Übung zurückgreifen, oder zur Abwechslung den Schülern einen Spiegel geben, damit sie sich ihre eigenen Augen zur Vorlage nehmen. Für die richtige Breite des Gestells und die passende Länge der Bügel muß am eigenen Kopf Maß genommen werden. Als neues Problem kommt nun die Farbe ins Spiel, wobei das Ziel darin besteht, Haut- und Augentöne in transparenter Malweise möglichst treffend wiederzugeben. |
Zur Geschichte der Brille: http://www.augen.de/German/Brille_u_linsen/brillen.html
Geschichte der Sonnenbrille: http://hn.munich-info.de/archiv/1996/08/hn-15.html |