Der
Grundgedanke des Projektes ist, dass der Hortus Eystettensis, in seiner
ursprünglichen Form überliefert, nun sich an anderen Orten, wie
z.B. Bamberg, weiter auswachsen kann.
Bildlich gesprochen: Eine Zwiebel oder ein Samen einer Pflanze wird von jeweils einem Schüler aus dem Pflanzenbuch Beslers gewählt. Diese Pflanze soll Ursprung für ein eigenes Beet, jetzt in Bamberg, werden. Vornehmlich sollen Bildwelten rund um die gewählte Pflanze, die Geschichte ihrer Ikonographie, ihrer symbolisch-metaphorischen Verwendung, und vor allem eigene künstlerische Verarbeitungen des Motivs erstellt und, für alle aufsuchbar, ins Internet gestellt werden. |
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Vorgeschichte zum Ausstellungsprojekt der Graphischen Sammlung Albertina Mai/Juni 2001
Das Buch basiert auf der Pflanzenpracht des botanischen Gartens des Bischofs von Eichstätt, Johann Conrad von Gemmingen (1560 od. 1561 - 1612). Der Bischof, auch Besitzer einer kostbaren, verlorengegangenen Kunstsammlung, als Bauherr auf der Willibaldsburg Auftraggeber von Elias Holl, hatte sich innerhalb der Bastionen der über Eichstätt gelegenen Burg acht Gärten anlegen lassen. Beim Ausbau half ihm, wie die Forschung vermutet, der bedeutende Nürnberger Arzt und Botaniker Joachim Camerarius (1543 - 1598). Nach dessen Tod übernahm diese Aufgabe der Nürnberger Apotheker Basilius Besler (1561 - 1629), der auch zur treibenden Kraft des Unternehmens wurde, die Pflanzen des Gartens in Kupfer zu stechen.
Das Buch, 1612/13 in zwei ersten Auflagen, 1627, 1640 und 1713/50 in weiteren Auflagen erschienen, wird in der Literatur einstimmig als eines der bedeutendsten Pflanzenbücher beschrieben. Zum ersten Mal in der Geschichte der Pflanzendarstellungen wurde in diesem Umfang der Kupferstich zur Illustration eines botanischen Werks verwendet: Auf 367 Kupferstichen sind rund 1100 Pflanzen abgebildet. Die Systematik des Buches (150 Jahre vor der Systematik von Linné!) ist nach den vier Jahreszeiten aufgebaut, die Pflanzen folgen nach ihrer Blütezeit. Nissen (Claus Nissen,Die botanische Buchillustration. Ihre Geschichte und Bibliographie. 2 Bde., Stuttgart 1951 – 1952) nennt das Werk einen "rauschenden Akkord", ein "Prachtwerk, das im Format jedenfalls seinesgleichen sucht.", Blunt & Stearn (Wilfrid Blunt, William T. Stearn, The Art of Botanical Illustration, Woodbridge 1994) schreiben, daß die Tafeln in künstlerischer Hinsicht fast zweihundert Jahre unübertroffen blieben.
Ausgaben dieses in Nürnberg und Eichstätt erschienenen Buches liegen auch in Wiener Bibliotheken, eines der schönsten kolorierten Exemplare liegt in der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Dieses Exemplar wurde 1678 von Peter Lambeck, dem kaiserlichen Bibliothekar, angekauft. Die Nürnberger Malerin Magdalena Fürstin hat daran – laut einer Eintragung am Buchdeckel - fünf Jahre gearbeitet.
Eine noch größere Anzahl kolorierter und unkolorierter Exemplare liegt in deutschen Bibliotheken (z.B. Nürnberg, Eichstätt, München etc.).
Zum "Hortus Eystettensis" ist in den letzten Jahren in wissenschaftlichen Werken und bibliophilen Ausgaben publiziert worden. Eine faksimilierte Prachtausgabe des ganzen Werks hat vor kurzem der Schirmer Mosel Verlag herausgegeben.
Eine von der Graphischen Sammlung Albertina gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbibliothek, dem Botanischen Institut der Universität Wien, den Bundesgärten und dem Stadtgartenamt für das Jahr 2001 geplante Ausstellung nimmt sich vor, die Geschichte dieses Buches gemeinsam mit dem hervorragenden Bestand botanischer Bücher der Österreichischen Nationalbibliothek zu präsentieren und im öffentlichen Raum Pflanzen aus dem "Hortus Eystettensis" lebendige Gegenwart werden zu lassen.
Der Gedanke, auch zeitgenössische (Garten-)künstler anzusprechen, muß erst genauer formuliert werden.
Geplante Austellungsorte: Österreichische Nationalbibliothek
1. Teil: alles zum "Hortus Eystettensis" (Kupferplatten, Bücher, Nachdrucke, Entstehungsgeschichte, etc. begleitet von gefriergetrockneten Pflanzen) - betreut von der Albertina,
2. Teil: die schönsten Pflanzenbücher der Österreichischen Nationalbibliothek, vom 16. bis 19. Jahrhundert - betreut von Prof. Lack, Botanischer Garten Berlin-Dahlem
das ganze Jahr 2001 über:
Pflanzen aus dem "Hortus Eystettensis":
im öffentlichen Raum in ganz Wien
in den Gärten (Schloßpark Schönbrunn, Schloßpark Belvedere, Botanischer Garten)
Geplante Aktivitäten: Exkursionen
Schulmedien (in Zusammenarbeit u.a. mit Institut für Botanik der Uni Wien/pädagogische Ausbildung)
Schulprojekte
Die Durchführung der Ausstellung ist abhängig
vom Baufortschritt in der Graphischen Sammlung Albertina und der damit
zusammenhängen Verfügbarkeit der Infrastruktur des Hauses. Unabhängig
von der Realisierung der Ausstellung wurde ein Forschungsprojekt zum "Hortus
Eystettensis" eingereicht. Unabhängig von der Realisierung können
auch Schülerprojekte zu dem weiten Themenfeld "Blumen und Gärten"
initiiert werden.
PS.: Ein aktueller Link zu "Neue Wege der Landschaftsplanung": http://www.orf.at/orfon/kultur/990416-1592/