W A H R N E H M U N G

"Genius ist wahrhaftig kaum mehr als die Fähigkeit, in ungewöhnlicher Weise wahrzunehmen." William James

Dies heißt z.B.: - mehr Details beobachten oder vergleichen - ungewöhnlicher beobachten - mehr Geräusche, mehr Gerüche, mehr Tasteindrücke, mehr Farbnuancen, etc. registrieren - mehr Eigenschaften der Funktion, der Substanz, der Struktur, der Farbe, etc. eines Objektes oder einer Situation wahrnehmen - von mehr Blickpunkten oder Betrachterstandpunkten verschiedener Beteiligter aus nach Fakten suchen - besser fragen, ungewöhnlicher fragen - sich umfangreicher informieren - für das Problem geeignete Informationsquellen suchen - ..

Zahlreiche Übungen sind hierzu möglich

  • Wahrnehmungsspaziergang durch die Stadt


  •  
    Ergebnisse einer Unterrichtseinheit:
    Wahrnehmungseindrücke auf dem Weg durch die Stadt
    (1: Kirche. 2: Mc Donalds. 3: Haltestelle Bohlweg. 4: Kaufhof Galeria) 

    Weg:
    Gefahr durch vorüberfahrende Autos, bedrohliche Nähe von irgendwelchen Geräuschen 

    Station 1
    Hören:
    Tiefe, Höhe, verschiedene Gangarten der Leute, Herrn Hollensteiner am Atmen erkannt, unterschiedliche Böden, unterschiedliche Gangarten: Schlurfen, energisch, ruhig, helle, dumpfe, metallische Geräusche, Echo, Knarren von Holz, Schritte, Bedrückung, Enge, Echo, Rückkopplung, Sausen, Knistern, Knacken, Piepen, Beklemmung 
    Tasten / Fühlen: großer Raum, beim Reinkommen: Enge, Weite, Boden glatt, Gitter auf dem Boden, dann ging es runter, da wars noch enger, kühl, mystisch, geriffelt, Wand, Steinwand, in die etwas geschrieben war: erst nichts erkannt, später dann einige Buchstaben,  Kaltes, mit Struktur, Stein oder Eisen, verschiedene Gehwege, mal Enge, mal mehr Raum, Eisen, dreckig, groß, vielleicht Statue, Tisch, Sockel, unten rauh, Stein, Reliefs, Haken, hohl, Fuß ertastet 
    Riechen:
    auf dem Weg: frische Luft, Essen, Parfüm, Wärme, kein eisiger Wind, innen: unbeIüftet und kühl, Blumen: in der Nase gestochen, unbelüftet und moderig, Wärme, Unfrische, alte Steine oder Gemäuer, muffig, eklig, Kälte, eklig, verbrauchte Luft, unten in Gruft: noch kälter und eisiger, steinig und alt 

    Schmecken:
    geschmeckt werden konnte eigentlich nichts

    Station 2 (alle Sinne)
    Geruch, den jeder kennt, wurde sofort erkannt 

    Station 3 (alle Sinne)
    Stimmen, Chaos, Straße, Weite, keine richtige Orientierung, dumme Sprüche von anderen Leuten, Vibration von der Straße, das Geräusch von der Straßenbahn, Autos, Hilflosigkeit, Gleichgewichtsprobleme, Augenbeschwerden, Taubendreck, Eisen, 
    Staub, viele Menschen, kalter Schauer, Eindruck, mitten auf der Straße zu stehen und Straßenbahn fährt einem fast ans Bein, Straßenbahnhaltestelle, Treiben, ich stand da als Einzige und wußte nicht, wohin, die Schienen konnte man riechen 
    Station 4 (alle Sinne)
    unechte Pflanze, Kassengeräusche, Herrenunterhose, bedrückende Wärme, Ring sollte gefühlt werden, weil der an einem Faden hing: erster Eindruck: Magnet, doch noch erkannt, Schwall, Wärme, dumpf durch Wärme und Teppichboden, dann glatter Boden und Stein, weiträumig, mit verbundenen Augen viel größer vorgestellt, nicht so klein wie in Wirklichkeit, hilflos, beengend, nicht weiträumig, Rolltreppen, unvermittelt, unangenehm 

    Allgemeine Eindrücke:
     
    Dinge, die keine Geräusche machen, werden nach der Übung viel deutlicher wahr genommen, weil einem dann auffällt, daß man sie vorher nicht gesehen hat  Wenn man wieder sieht, sieht man auf einmal viel bewußter und es fällt einem auf, was man in der Zwischenzeit alles verpaßt hat. Man hat es sich doch nicht so vielfältig vorgestellt, was man ohne Augen alles verpaßt, und jetzt sieht man, daß es doch mehr ist, als man gedacht hat. Der ausgeschaltete Sinn (Sehen) ist wieder bewußter und wichtiger geworden. In den ersten paar Sekunden, als es auf einmal wieder hell wurde, war es sehr extrem. 

    Text: Janina Else / Saskia Steinmetz (zwei Praktikantinnen)
    Textüberarbeitung und Gestaltung: Kilian Weihrauch

    BACK