Die
1999 von dem Lehrer Klaus Fröhlich (Albert-Liebmann-Schule, Schule für Sprachbehinderte
und Förderzentrum für Sprachbehinderte, Hannover) und seinen Kindern Janna und
Felix Fröhlich im WWW initiierte Fortsetzungsgeschichte "Interfantasonien"
(http://www.nibis.ni.schule.de/~albertl/fanta.htm)
verknüpft Lesen und Schreiben sowie bildnerisches Gestalten miteinander.
Die Anregung für Kinder besteht darin, selbst etwas zu "Interfantasonien" beizutragen. Um an dem Projekt teilzunehmen,
müssen diese bzw. die Schule einen Internetzugang sowie die Möglichkeit besitzen,
eigene Internetseiten zu erstellen und auf einem Server abzulegen. An einer
Stelle, die sie selbst auswählen, können Heranwachsende die Erzählung in Form
einer selbst erstellten Webseite in Bild, Text und Ton mit eigenen Ideen fortführen.
Beteiligt sich die ganze Schulklasse, so kann eine eigene größere Geschichte
entstehen, die einen Aspekt aus "Interfantasonien" zum Ausgangspunkt
hat. Eine ausführliche Anleitung, wie man sich beteiligen kann, steht unter
der oben genannten Internetadresse zur Verfügung.
So
wurden bereits knapp 20 verschiedene Themen wie "Mittelalterliche Burgen",
Detektivgeschichten, Zeitreisen, Dinosaurier oder Inselleben verarbeitet und
seitdem erweitert. Im Unterricht besprochene Kunstwerke, die möglicherweise
einen bestimmten Themenkomplex behandeln, können hierbei ebenfalls als Anregung
dienen. Zu dem selbstgewählten Thema, das immer auch eine Auseinandersetzung
mit der eigenen Biografie beinhalten kann, werden von Kindern Zeichnungen angefertigt
und eingescannt oder digital erstellte Zeichnungen und Bildbearbeitungen verwendet.
Traditionelle und digitale Medien stehen gleichberechtigt nebeneinander und
können kombiniert werden.
Hier wird eine Verbindung zwischen eher traditionellen Feldern der Kunstpädagogik
(Kinderzeichnung, Collage, visuelle Poesie, Gestalten mit Naturmaterialien)
und den digitalen Medien hergestellt. Darüber hinaus wird der Aspekt der Kommunikation
betont, da man mit anderen Kindern Kontakt aufnehmen muss, von deren Seite aus
man seinen Teil der Geschichte fortsetzen möchte.
Neben der Gestaltung der Bilder und Texte haben teilnehmende
Kinder die Möglichkeit, das Medium 'Hypertext' bewusst und produktiv einzusetzen:
Sie müssen überlegen, wohin ihr Weg führen soll, welche Verzweigungen es geben
soll, in welcher Art also eine Vernetzung stattfindet. Dabei können Regeln des
Verknüpfens sowohl beachtet als auch anarchisch untergraben und kreativ zweckentfremdet
werden, z. B. in Form von Sackgassen oder Schleifen.
Seit 1999 ist so im Internet eine stetig wachsende, vernetzte Geschichte entstanden,
die über einen subjektiv gestalterischen Zugang mit Text, Bild, Ton, animierten
Grafiken usw. die Eigenarten von Internet und Hypertext und -media nutzt. Die
Ideen und bildnerischen Äußerungen der Heranwachsenden werden zu einem Teil
eines Ganzen, das sich immer weiter entwickelt.
In
unregelmäßigen Abständen beteiligen sich bereits seit 1999 immer wieder Schulen/Schulklassen
an der Erweiterung der Fantasiewelt. Bekommen Sie Rückmeldungen über die Reaktionen
der Kinder?
Die Schülerinnen und Schüler waren, so
berichteten die Lehrkräfte, begeistert. Sie finden sowohl das selbst erstellte
Buch, wie auch das Spiel toll. Auch die Lehrkräfte waren von dem Projekt sehr
angetan. Selbst eine -Lehramtsanwärterin hat mit ihren Schülerinnen und Schülern
Seiten erstellt. Der Seminarleiter hat den pädagogischen Ansatz sehr positiv
beurteilt.
Welche
Erfahrungen haben Sie in Ihrem eigenen Unterricht gemacht? Wie gehen die Kinder
mit dem Wechsel von analogem Arbeiten (Zeichnung) und digitalen Anteilen um?
Schülerprodukte wandern in der Schule meist
früher oder später in den Papierkorb. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Kunstunterricht,
wo Schülerarbeiten durch öffentliches Ausstellen gewürdigt werden.
Wenn sie ihre eigenen Seiten erstmalig im Internet sehen, regieren die Kinder
und Jugendlichen emotional, sie sind aufgeregt und zeigen stolz Mitschülern
und Lehrern ihr Werk. Ich meine, fast alle Schüler waren stolz darauf, dass
ihre eigenen Bilder auf der Homepage der Schule zu sehen sind. Etliche Schüler
fragen auch nach der Internetadresse, um sie sich mit ihren Eltern ansehen zu
können.
Welche
Möglichkeiten der Weiterentwicklung sehen Sie?
Die Idee, Seiten zweisprachig zu gestalten
könnte noch ausgebaut werden. Vielleicht könnte eine solche Geschichte auch
als E-Mail-Partnerschaft zwischen verschiedenen Schulen erstellt werden.
Was
würden Sie anderen Lehrenden raten, die Ähnliches ausprobieren möchten?
Fantasiegeschichten auszudenken und aufzuschreiben
ist der schwierigste Teil. Internetseiten herzustellen ist nicht schwieriger,
als Texte mit der Textverarbeitung zu erstellen. Wer noch nie Webseiten erstellt
hat, kann sich dabei helfen lassen oder an einem Kurs teilnehmen (fertiges Heft
mitnehmen).
Mit
welchen grundsätzlichen Problemen - technischer und organisatorischer Art -
mussten Sie sich auseinandersetzen?
In einer großen Gruppe ist es kaum möglich,
allen Schülerideen gerecht zu werden. Es bietet sich daher nach einem gemeinsamen
Einstieg an, die Schüler in Kleingruppen arbeiten zu lassen. In ihrer Gruppe
denken sie sich eine Geschichte aus und schreiben sie in Ichform auf. Die Geschichte
wird abgegeben und vom Lehrer korrigiert, in Abschnitte zerlegt und beginnend
mit 1 durcheinander nummeriert (1, 7, 4, 6, 2, 3, 5. ...)
In der folgenden Stunde erhält jede
Gruppe:
- Liniertes Papier (etwas kleiner als DIN A 5)
- Weißes Papier (etwas kleiner als DIN A 5)
- Kleber, Schreibzeug, ...
- Ein leeres Schreibheft (DIN A 5). Die Doppelseiten werden mit Bleistift nummeriert.
Die Schüler schreiben jeweils den
Text auf eine Seite. Dann überlegen Sie, welche Entscheidungsmöglichkeiten zu
den nächsten Seiten führen. Die jeweilige Seite wird hinter den Text geschrieben.
(Weiter auf Seite 9).
Die fertigen Textseiten werden (zunächst mit Hilfe des Lehrers) auf der richtigen
Seite ins Heft geklebt.
Besonders wichtig sind die Bilder. Zu jeder Buchseite wird ein Bild gezeichnet,
gemalt oder auf andere Weise erstellt. Auch die Bilder werden mit dem Vornamen
gekennzeichnet.
Das
erste Produkt – ein Buch – ist fertig.
Die folgenden Schritte gehen schnell:
Die Bilder werden gescannt und als
.gif oder .jpg gespeichert. (bild01, bild02, usw.)
Eine Internetseite wird als Vorlage gestaltet (z.B. mit dem kostenlos im Netz
erhältlichen Netscape Navigator.) Die Vorlage wird so oft als Spiel 01, Spiel02
usw. gespeichert, wie es Seiten im Buch gibt.
Wenn die Seiten ins Internet gestellt werden, legen andere Schulen eine Verknüpfung
auf ihr Spiel, wenn sie Ihnen eine E-Mail senden.
Für Lehrkräfte, die bereits Internetseiten erstellt haben:
Schüler der dritten und vierten Klasse sind in der Lage, eigenständig den Text einzugeben, die zugehörigen Bilder einzubauen und die Verknüpfungen (Links) zu erstellen.