Puppenköpfe
Arbeiten für Anja Wuttke-Neumann 5von Reinhard von Tümpling
Wir hatten in 2003 gemeinsam das Marionetten-Projekt vereinbart. Die meisten Fotos entstanden im
Unterricht meiner Kollegin. |
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Zum
Speichern von Bildern und Schablonen:
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Von der einfachen Stabpuppe zur Marionette
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Bild: anja_120.jpg: ganz konzentriert |
Bild: anja_121.jpg: ein roher Kopf... |
Bild: anja_122.jpg: die Arbeit auf dem mit Folie abgedeckten Fußboden wegen der
Modelliermasse-Krümel
Bild: anja_123.jpg: die Köpfe bekommen Haare und Hände...
Bild: anja_124.jpg: bemalt und zum Trocknen aufgestellt
Bild: anja_142.jpg: der Tod und der König
Schließlich wagten wir uns auch an die Gestaltung und das Spiel von und mit Marionetten.
Die theoretischen Vorüberlegungen und die praktische Vorarbeit der Puppenrohlinge für die beiden
letzteren Puppenarten habe ich meinem unerschöpflichen Kollegen Reinhard von Tümpling zu verdanken.
(Prima, dass du uns das realisiert hast!)
(Bezug: http://www.kunstlinks.de/material/vtuempling/marionette/)
Gemäß den Forderungen unseres Brandenburger Rahmenplans Kunst arbeiteten die SchülerInnen innerhalb
der Arbeitsbereiche Malerei/Farbiges Gestalten (Kopf der Puppe) und Plastisches
Gestalten/Dreidimensionales Gestalten (Gesamtherstellung der Puppen). Schließlich verarbeiteten die
SchülerInnen ihre Erfahrungen im Arbeitsbereich Aktion/Spiel, der improvisierte und inszenierte
kooperative Prozesse umfasst, „in denen sowohl das Spiel/die Aktion an sich als auch ein
bildnerisch-ästhetisches Objekt angestrebt werden können“ (Brandenburger Rahmenplan, S. 19).
Wichtig war und ist mir im Kunstunterricht, möglichst oft die Verbindung zwischen vielen Bereichen
herzustellen, die hier durch die Sache selbst schon vorgegeben war.
WAS
Eine Marionette besteht aus einem Körper mit beweglichen Teilen, an denen die Lenkfäden befestigt
sind. Mit Hilfe von Stäben oder einem kreuzförmigen Holzstück (Spiel- oder Führungskreuz) kann ein
geübter Puppenspieler die unterschiedlichen Teile der Marionette damit bewegen/steuern.
Das Besondere an Marionetten ist, dass, wenn die Fäden sehr fein sind, es so aussieht, als würden
sich die Puppen selbst bewegen.
WOHER
Das Wort Marionette ist der Oberbegriff für alle möglichen Gliederpuppen, die an einem Stock hängen. In Europa reicht der Marionettenbau sehr weit zurück. (vgl. Wolf, S. 97)
WIE
Gleich vorweg: wir, die Kinder und ich, haben festgestellt, dass Marionetten grundsätzlich sehr
schwer herzustellen und zu handhaben sind. Ca. 2 ½ Monate werkelten wir im Kunstunterricht und in
der Freiarbeit an den Puppen.
Wie bei anderen Puppenbauprojekten stellte ich alle möglichen Materialien, wie z.B. Stoffe, Knöpfe,
Watte, Stroh, Bast, Farbe, Draht, Leder u.v.m. zur Verfügung.
Die SchülerInnen meiner 6. Klasse hatten den hölzernen mit Drahtösen verbunden Puppenrohling vor
sich und sollten „loslegen“.
Bild: anja_126.jpg: eine versandfertige traurige Marionette
Diesmal gingen wir umgekehrt an die Arbeit. Zunächst konnte jeder eine Puppe nach Wunsch und
Vorstellung gestalten und später wurde von den Kindern ein Theaterstück verfasst, in welchem alle
Puppen untergebracht werden mussten. Dieses wurde am Ende eine Sage mit dem Titel „Von der
Bauerntochter und dem Teufel“, da wir im Deutschunterricht diese Textart gerade behandelten.
Gemeinsam modellierten wir zunächst mit Salzteig (eine Tasse Wasser, zwei Tassen Mehl, zwei Tassen
Salz, einen Teelöffel Öl) den Kopf, das Gesicht, die Füße und die Hände an die vorgegebenen
Holzstücke, was sich aufgrund der relativ geringen Gesamtgröße der Marionette als Geduldsprobe für
die Kinderhände erwies.
Bild: anja_127.jpg: Die Kinder modellieren bereits den Kopf an einer Leine
Bild: anja_128.jpg: bemalt, modelliert, zum Trocknen aufgehängt
Nach dem Aushärten dieser Teile (dazu hängten wir die Puppen an eine im Klassenraum gespannte Leine) ging es an das Bemalen des Gesichts und das Ankleben von Haaren, Warzen, Drahtbrillen, Augenklappen, Ohrringen usw..
Bild: anja_129.jpg: mit Watte aufgepolstert auf der Leine
Fast alle SchülerInnen umwickelten den Holzkörper und die Gliedmaßen der Puppe nun dick mit Watte
und fixierten das Ganze mit Wollfäden. So konnten sie entscheiden, welche Körperfülle ihre
Marionette am Ende haben sollte. Schließlich wurden Kostüme entworfen, zugeschnitten, zusammen
genäht und angezogen. Es folgte das Anbringen von vielen Details, wie Knöpfen, Taschen, Flicken,
Tüchern und Schuhen.
Ohne Vorgabe, also durch eigenes Probieren und Verwerfen, knoteten die SchülerInnen Fäden an die
vorgegebenen Ösen der Puppe und verbanden sie mit dem Spielkreuz.
Bis die Kinder ihre Marionetten richtig laufen lassen und sich bewegen lassen konnten, war eine
disziplinierte Übungsphase nötig, zu der sich die Kinder ganz von selbst „zwangen“. Schwer war es
dabei für die Puppenspieler, so feinfühlig zu reagieren, dass sie ihre Marionette synchron zur
Sprache und zur Musik führen konnten. Die Bewegung der Puppe darf weder zu früh noch zu spät
erfolgen, sondern muss sich mit Ton und Wort decken.
Da diese Klasse ein Jahr zuvor am Paul Klee Stabpuppentheater beteiligt war, konnte sie nun
eigenständig Geräusche, Beleuchtung, Bühnenbilder, Kulissen und Theaterproben zu ihrer selbst
geschriebenen Sage organisieren, wobei ich sie natürlich immer wieder unterstützte.
Bei diesen Proben fiel das eine oder andere auf, das mit den Puppen nicht stimmte. Einer Puppe
waren ihre Kleider im Weg, so dass sie sich nicht richtig bewegen konnte, anderen fiel schon mal
der Wattearm ab…
Bild: anja_132.jpg: Letzte Stellproben im Hintergrund
Bild: anja_130.jpg: beim Schulfest ....
Bild: anja_131.jpg: Zwei Schülerinnen führen beim Schulfest ihre Figuren in der Hand
Am Ende erfreuten wir aber wieder voller Stolz Eltern, MitschülerInnen, LehrerInnen und Gäste unserer Schule mit unserer Marionetten-Theateraufführung.
Bild: anja_133.jpg: das Klassenfoto einmal anders...
Literatur:
Ministerium für Jugend, Bildung und Sport des Landes Brandenburg: Vorläufiger Rahmenplan Kunst.
Potsdam, 1991
Wolf, Gita; Ravishankar, Anushka: Puppen zum selber Selbermachen aus aller Welt. Verlag an der
Ruhr, 1998
Der folgende Text aus:
"Theater um Pauls Bilder" - Kreative Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des Künstlers Paul
Klee, Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Zweiten Staatsprüfung für das Lehramt der Primarstufe.
Anja Wuttke. 2001
2.2. Puppenspiel in der Schule Beispiele für einen kreativen Unterricht
„Das Spiel mit Puppen ist so alt wie die Menschheit, es ist das Spiel mit dem Wunderbaren, in dem alles möglich ist un nichts nmöglich. Eine Puppe ist keine Imitation des Menschen, sondern ein einfaches, aber eindringliches Symbol, das in sich gleichermaßen das Gute wie das Böse verkörpert, das in unseren Händen zum Leben erweckt wird, zu einem Medium der Zwiesprache mit uns selbst wird.“ (Aissen-Crewitt, S. 155)
2.2.1 Puppentheater ein kurzer historischer Überblick
„Puppentheater“ im weiten Sinne ist schon seit der Antike bekannt. Es handelt sich dabei aber noch nicht um eine Theaterform. Bereits im klassischen Griechenland waren bewegliche Figuren bekannt, welche durch Fadenzüge unsichtbar gesteuert wurden. Sie wurden aber nicht für Aufführungen benutzt.
„Puppentheater“ als „Puppenspiel“ im engen Sinne existiert dagegen erst seit neuerer Zeit. 5000-1000 v.Chr.: die Ursprünge des Schattentheaters werden in China, Indonesien und Indien vermutet. Die Legende vom Silberschmied Jen-Shi spielt 1000 v.Chr. 11.Jhd.: Es finden sich erstmals Schriftzeugnisse über Schattentheater als festen kulturellen Bestandteil. Dies lässt darauf schließen, dass schon viel früher mit dem Schattentheaterspiel gegonnen wurde, was wohl hauptsächlich für den asiatischen Raum zutrifft. Im arabischen Kulturkreis erscheinen Gaukler, welche die Figuren hinter Vorhängen versteckt führen.
13./14.Jhd.: Nachdem Europa während der Kreuzzüge erstmals mit dem Puppenspiel in Berührung kommt, tauchen nun Zeugnisse des Handpuppenspiels in mittelalterlichen Handschriften auf. Eine Spielfigur aus dieser Zeit wurde bei Ausgrabungen in Schwerin gefunden. Nach Frankreich könnte das Puppenspiel auch über das arabische Spanien gelangt sein.
16. Jhd.: In der Türkei wird wohl erstmals Schattentheater gespielt. Zumindest entwickelt sich hier eine eigentätige Schattenspieltradition (Karagös-Spiel). In Mitteleuropa gewinnt das Puppentheater auf den Jahrmärkten an Bedeutung. Meist sind es Familien, welche sich mit dem Puppenspielen das Brot verdienen. Hauptthema der Stücke ist die Auseinandersetzung zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gut und Böse. Als bekanntestes Stück gilt wohl der „Faust“. In der Folge entstehen nun auch ländertypische Volksfiguren (Kasper, Hanswurst).
Die Theaterwelt wird strenger organisiert. Die Puppenspieler finden sich zu Zünften zusammen. Während auf der großen Bühne Figuren wie der Hanswurst verdrängt werden., leben sie im Puppenspiel weiter, mit ihnen der derbe und komische Charakter der Stücke. Da das Puppentheater hauptsächlich auf Märkten dargeboten wird, müssen die Stücke kurz und „schlagkräftig“ sein, um das Publikum zu unterhalten. Es werden auch Stücke der großen Bühne gespielt, allerdings in einer vereinfachten Version.Italien Mitte d. 16. Jhd.: Entstehung der Comèdie dell‘ Arte. Sie findet schnelle Verbreitungund natürlich auch Eingang in die Puppentheaterwelt. Einige der heutigen Figuren haben sich aus ihnen entwickelt (Pierrot, Punch).
30-jähriger Krieg: mit der Armut des Volkes nach den Kriegswirren fallen auch die Puppenspielerfamilien in Armut, das Puppenspiel steigt sozial ab. Da andere Kunst- und Theaterformen zur höfischen Kunst werden, bleibt das Puppentheater oft die einzige bekannte Theaterform des einfachen Volkes.
Aufklärung: Die neue Geisteshaltung verdrängt die alten Puppenspielerthemen (Auseinandersetzung mit dem Übernatürlichen). Das Puppenspiel verliert fü das erwachsene Publikum langsam an Interesse nur in den Revolutionsländern erfährt das Puppenspiel nochmals eine Bedeutung, -auch für das Erwachsenenpublikum.
Wegen des scheinbar geringen Wertes des Puppenspiels wenden sich die „aufgeklärten“ Intellektuellen gegen das Puppenspiel. Das eh schon stark in Bedrängnis geratene Puppentheater muss mit restriktiven Maßnahmen (Spielverbote...) kämpfen und muss Eingriffe in die traditionellen Texte und Spielweisen dulden. Die Puppenspieler dieser Zeit konnten auf diese Situation nur bedingt reagieren. Die meisten von ihnen waren Analphabeten, die Stücke nur mündlich tradiert. Zensur und Stückumwandlngen bedurften aber niedergeschriebnener Texte. Dennoch verdanken wir dieser Zeit, dass Textfassungen von Stücken existieren, welche vorher nur als Familientradition weitergegeben wurden. Viele Stücke gingen aber in dieser Zeit verloren.18. Jhd.: In Basel bietet sich für Puppenspieler ein neues Zentrum. Es entsteht eine neue Zunft der Puppenspieler.
19. Jhd.: In Deutschland entstehen romantische Kasperltheaterbühnen, als Publikum werden Kinder angesprochen. Dichter und Theatertheoretiker loben das Puppentheater als besondere Theaterform, es entstehen neue Stücke. Seither gibt es neben traditionellen Puppenspielerfamilien auch eine intellektuelle Form des Puppentheaters. Unter der Umdeutung des Puppentheaters zum „Kindertheater“ leidet das Figurentheater bis heute.
20. Jhd.: Anfang des Jahrhunderts erfährt das Schattenspiel im Jugendstil eine kurze Blüte.
1917: Nach der Revolution in Russland wird Puppentheater zur „Volksbildung“ eingesetzt.
Ca. 1925: Im Bauhaus wird eine Verbindung zwischen Theater und bildender Kunst im Puppenspiel
gefunden.
Im Rahmen seiner Theaterbauten stellt Paul Klee für seinen Sohn Felix ein Puppentheater mit Kulissen und etwa 50 Handpuppen her. Er verwendete dazu in erster Linie Abfallmaterialien, Fundstücke und Stoffreste.1929: In Prag wird die UNIKA (Union internationale de la marionette) gegründet. Dies ist eine internationale Vereinigung der Puppenspieler.
1933: Im 3. Reich werden Puppenspieler für die Propaganda eingesetzt.
Ab 1945: Nach dem 2. Weltkrieg erfährt das Puppentheater einen ungeahnten Aufschwung, neue experimentelle Figurenformen entstehen. In den osteuropäischen Staaten wird „Figurenspieler“ zum Ausbildungsberuf. Im Westen drängt das Figurentheater mit hohem Niveau in die Akademien, muss aber immer noch um Anerkennung kämpfen.
Durch die vielen neuen Figurentheater entsteht das Bedürfnis, einen neuen Begriff für diese Theaterform zu finden, auch als Abgrenzung zum traditionellen Puppentheater. Seither wird der Begriff „Figurentheater“ als übergreifender Begriff benutzt. Er umfasst neben den traditionellen Theaterformen mit Puppen auch Mischformen (Menschen- und Puppentheater) und spezielle Theaterformen (Schwarzes Theater, Theater mit Schwarzlicht). Vgl. Lensch, S. 1ff.
2.3. Kreatives Puppenspiel
Für den Kunstunterricht ist das Figurenspiel eine unerschöpfliche Quelle gestalterischer Möglichkeiten, die vom Herstellen der Figur über Bühnenbau und Beleuchtung bis zum Spiel selbst reichen. Das Anfertigen der Figur sollte nie Selbstzweck sein, sondern zum Spielen motivieren und in einer Aufführung seinen Sinn und abschließenden Höhepunkt finden. Denn erst der ins Auge gefasste Auftritt macht jede Vorbereitung für den Lernenden einsichtig (Eid, et al., S. 236)
Pupenbtheater ist ohne Frage eine der beliebtesten Theaterformen für Kinder zwischen drei und zehn Jahren, d.h. gerade im Grundschulalter kann man Kinder mit der Vorstellung eines Puppenspiels erfreuen und sie mit der selbstständigen Herstellung von Puppen, dem Bau eines Puppentheaters, dem Schreiben des Stücks und dem Spiel an sich begeistern!
Als kreative Ausdrucksform, bei der die Kinder lieber selbst als Puppenspieler agieren, erfreut sich das Puppenspiel bereits seit den zwanziger Jahren des 20. Jhdts. großer Beliebtheit. Die Reformpädagogik der Jahrhundertwende hatten das Puppenspiel als ideales Medium des künstlerischen Ausdrucks für Kinder und Erwachsene gleichermaßen entdeckt.
Heute hat sich die theaterpädagogische Auffassung dahingehend gewandelt, dass das Puppenspiel mit den klassischen Puppenarten Marionette, Handpuppe und Stabpuppe den Kindern sehr viel Körperbeherrschung und Konzentration abverlangt. So ist zum Beispiel beim Spiel mit der Stabpuppe die Isolation eines Körperteils, der spielenden Hand erforderlich, was wiederum ein hohes Abstraktionsvermögen voraussetzt. Daher sind die klassischen Puppenarten für Kinder als Spieler sehr schwierig zu handhaben. (vgl. Taube, S. 3).
Diese Tatsache habe ich bei der Planung unserer Puppenherstellung berücksichtigt und werde zum späteren Zeitpunkt darauf eingehen.
Puppen- oder Puppenspiel ist die zusammenfassende Bezeichnung für die Spielform, bei denen an die Stelle von Schauspielern Kunstfiguren treten. Diese Figuren sind überlebensgroß. Deshalb haben sie durch ihr autonomes Agieren eine fantasieanregende Wirkung.
„Puppentheater ist das gestalterische Experimentierfeld, in das ALLE ZIELE, INHALTE UND VERFAHREN DES KUNSTUNTERRICHTS hineinragen.- Dort, wo das Menschentheater seine Grenzen hat, fängt der Freiraum des Figurentheaters erst an.“ (Eid et al., S. 236)
2.3.1 Bau einer Puppe- Methodische Vorüberlegungen zur Realisation
Herstellung einer Stockpuppe (Marotte)
Für die Herstellung einer Stockpuppe wird ein ca. 65 cm langer fingerdicker Rundholzstock benötigt. Die Länge sollte jedoch jeweils nach der Größe der spielenden Kinder angepasst werden.
Der Kopf wird während der Herstellung am Stock befestigt und anschließend weiter gestaltet. Dazu wird der Stock mit mit dem Kopf in eine mit Sand gefülte Flache gesteckt. Am Ende ist der Stock mit einem röhrenförmigen Stück Stoff zu umwickeln, der die Bekleidung darstellt und die spielende Hand verbirgt.Puppenkopf-Herstellung
Für die Herstellung des Puppenkopfes wird zunächst ein Blatt Zeitungspapier zerknüllt. Um das Ende eines 65 cm langen Führungsstockes wird ein etwa apfelsinengroßer Ball aus Zeitungspapier geformt, mit einem Blatt Zeitungspapier überdeckt und mit Wolle am Stock festgebunden. Diese Papierkugel stellt die Gundform dar, die im Anschluss mit Pappmachè in mehreren Schichten überformt wird. Dazu ist es notwendig, ca. 2 ½ Stunden vorher Tapetenkleister anzurühren und Zeitungspapier in kleine Teile zu zerreißen und auf einer großen Unterlage zu häufen.
Um beim Arbeiten die Hände frei zu haben, werden die Stöcke in Plastikflaschen gesteckt, die vorher mit Sand gefüllt werden müssen. Der nasse Kleister macht den Papierfilz plastisch formbar und ermöglicht den Aufbau einer geschlossenen Oberfläche.
Es ist möglich, Augen, Naseund Mund plastisch darzustellen, indem kleine geknüllte Papierkugeln in gleicher Weise am Kopf anmodelliert werden. Nachdem in dieser Weise 2-3 Schichten angetragen wurden, muss der Kopf trocknen. Dieser Vorgang wird 3-6 Mal wiederholt.Puppenkopf Gestaltung
Zunächst wird der getrocknete Kopf mit deckender Farbe (Hautfarbe) grundiert. Je nachdem ob die Augen, die Nase und der Mund anmodelliert wurden, kann mit dem Bemalen unterschiedlich begonnen werden. Hierzu sollte möglichst kein Wasser benutzt werden. Es eignen sich Deck- Plakat- und Abtönfarben (aus dem Baumarkt). Ein großes Materialangebot sollte den Kindern nun für die Weitergestaltung zur Verfügung stehen: Tonpapier, Filz, Fell, Watte. Daraus werden die Kopf- und eventuellen Barthaare hergestellt. Aus Draht können Brillen, Ohrringe und Ketten gebogen und in den Pappmachekopf gesteckt werden.Bekleidung
Für eine Stockpuppe genügt es, ein etwa 30 x 60 cm großes Stück Stoff auszuschneiden und als Umhang am Hals der Puppe fest zu binden. Zwei kleinere Stoffstücke werden rollenförmig als Arme zusammen genäht, mit Watte gefüllt und ebenfalls am Stock festgebunden. Aus Filz ausgeschnittene Hände können am Ende der Arme festgenäht werden.
Am Ende können Krawatten angebunden und Knöpfe und Taschen angenäht werden.Schreiben eines Puppentheaterstückes
„Erfindung ist der Extrakt aus der realen Erfahrung“ (M. Gorki nach Inge-Borde Klein S. 150)
Unter den SchülerInnen gibt es sicher talentierte Puppenspieler, Bastler, Handwerker und Techniker.
„Weniger bekannt ist, dass es Mädel und Jungen gelingt, genau zu beobachten und aus dem Leben Extrakt zu ziehen in Form von Gedichten, Aufsätzen und kleinen Spielen.“ (ebda.)
Die SchülerInnen werden versuchen, dass von mir Erzählte, Vorgelesene, oder zur Verfügung stellte andere Material (Bücher, Kunstdrucke, Fotos usw.) zusammen zu fassen und mit den von ihnen erlebten Geschehnissen anzureichern. Vorgänge aus dem Leben Klees und dem ihren werden so nachgeahmt und in Dialogform gebracht.Wer ein Puppenspiel schreiben will, muss zwei Aufgaben in jedem Fall bedenken:
1. Wie übertrage ich die Vorgänge aus dem Zusammenleben de Menschen stilrein in eine Puppe? (Stil bezieht sich hier nicht nur auf die Art und Weise des Schreibens, sondern auf die Einheit der Ausdrucksform eines Kunstwerks, d.h. Puppen, Spieler und Sprecher und Bühnenbild sollen zu einer Harmonie gelangen, so dass das Publikum von einem gelungenen Stil spricht.)
2. Wie schreibe ich die zu erzählende Geschichte? Wie verknüpfe ich die Vorgänge zu einer Bühnenhandlung, wie erzeige ich Spannuing? (Hierfür sollte sich der Autor einen dramaturgischen Plan machen, d.h. er baut sich vorab ein Gerüst für sein Bühnenwerk und veflechtet Haupt- und Nebenhandlungen geschickt.)
Zu 1.) Dioe SchülerInnen sollen also Erfahrungen in das Stück einbeziehen. Das setzt voraus, dass ihnen Details aus Pauls Leben (z.B. Großmutter setzt sich bei den Eltern für ihren Enkel ein und leiht Paul Geld für die Ausbildung: Paul verliebt sich das erste Mal; Paul reist in ein südliches Land usw.) bekannt sind und die ScülerInnen können sich dann an entsprechende ähnliche Erlebnisse erinnern und diese künstleisch ausgestalten.
Zu 2.) Um den SchülerInnen die Arbeit etwas zu erleichtern, habe ich das Theaterstück im Vorfeld in bestimmte Szenen unterteilt (Kindheit, Ausbildung, Tunisreise, Erster Weltkrieg, Bauhauszeit, Krankheit und Tod).
Aufgabe ist es, den in Themenkreisen bearbeiteten Stoff in Dialogform zu verbinden und die Spannung zu steigern, bis sie nach einem Höhepunkt schließlich abfällt.
2.3.2 Spiel-ABC
--- Die Handpuppe wird in der Regel hinter einer Bühne mit ausgestecktem Arm über Kopf gespielt. Sie ist die verlängerte Geste des Spielers. Der Spieler führt alle Bewegungen, die die Puppe ausführen soll, selbst durch.
--- Puppen kommen seitlich herein und gehen seitlich von der Bühne ab. Hexen und geisterhafte Wesen können im Erdboden versinken (mitten auf der Bühne nach unten verschwinden).
--- Bei der Puppenhaltung muss darauf geachtet werden, dass die Puppe den Blick zum Publikum gerichtet hält und nicht ständig in den Himmel starrt- dazu muss die Handhaltung nach vorne leicht abgeknickt werden.
--- Der Spieler spricht entweder selbst für seine Puppe oder ein Sprecher übernimmt diesen Part parallel. Der Blick der Puppe sollte sich beim Sprechen abwechselnd zum Publikum und zum Gesprächspartner wenden.
--- Ein lebhaftes Spiel entsteht, wenn die Puppe das Publikum mit Fragen oder kleinen Aufträgen einbezieht
--- Spricht eine Puppe, muss dies durch Bewegung, Blickrichtungswechsel und Kopfbewegungen verdeutlicht werden. Verstärkt wird diese Wirkung, wenn alle anderen Puppen ihren Blick in diesem Augenblick auf die sprechende Figur richten.
--- Das gleichzeitige Bewegen mehrerer Figuren ist z.B. bei rhythmischen Bewegungen erforderlich. Damit kein chaotisches Getümmel auf der Bühne entsteht, sollte darauf geachtet werden, dass die Bewegungsrichtung gleich oder angepasst ist.
--- Handpuppenspiel ist anstrengend! Aber die Puppen müssen für den Zuschauer nicht immer kleiner werden. Der Arm muss immer in gleicher Höhe gehalten werden.
Betrachtungen
In der von mir durchgeführten Unterrichtseinheit Theater um Pauls Bilder Kreative Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des Künstlers Paul Klee wurde versucht, im Rahmen des Kunstunterrichts eine 5. Klasse handlungsorientiert und fächerübergreifend ein erstes „Verständnis für Kunst“ (Alssen-Crewett, S. 103) zu entwickeln.
Ausgehend von meiner in der Einleitung aufgestellten These:
„Mit ausgewählten Methoden können Kinder Kunst nachvollziehen und verstehen“
sollte in der vorliegenden Arbeit bewiesen werden, dass das Verständnis für Kunst von Kindern im Grundschulalter oft unterschätzt wird. Das Ziel, sich mit Kindern auf kreative Weise mit dem Leben und Werk eines Künstlers auseinanderzusetzen, wurde meiner Einschätzung nach erreicht. Wie bereits unter Punkt 1 erläutert, wurde dieser Künstler mit Bedacht ausgewählt. Die Ergebnisse der Unterrichtseinheit bestätigen, dass gerade Paul Klee einen direkten Zugang zu seiner Kunst aber auch zur Kunst allgemein in ihrer Vielschichtigkeit bietet.
So konnten die Kinder mit unterschiedlichsten Techniken seine Experimente nachvollziehen. Auf eindrucksvolle Weise wurde ihnen in diesen Zusammenhang klar, wie er mit Farben und Formen die Wirklichkeit entdeckte und „das Unsichtbare für die Menschen sichtbar machte“ (Paul Klee).
Durch Arbeiten, wie z.B. das Aus- und Umgestalten vo Kleezeichnungen, das Aquarellieren, auf geometrische Formen reduzuiertes Darstellen usw. wurden die Kinder neugierig auf den Menschen gemacht, der hinter all diesen Ideen „steckt“.
Auch durch das Werk Klees angeregt, plante ich die Herstellung vomn Stockpuppen (Marotten), um letztlich sein Leben in einem Puppentheaterstück darzustellen. So gestalteten die Kinder 23 Stockpuppen, das Puppentheater, die Hintergrundbilder und Requisiten und schrieben angeregt durch geleitete Themenrunden das 18-seitige Puppentheaterstück Pauls Lebensklee.
Hietkamp beschreibt den von mir beobachteten pädagogischen Wert der Gestaltung von Puppen äußerst treffend:
„Das unmittelbare Erlebnis mit den eigenen Händen eine Gestalt schaffen zu können, diese Gestalt personifzieren zu können, und sie auch nach eigenen inneren Gefühlsschichten formen zu können ist für Kinder wie für Erwachsene ein erhebender, spannender und entspannender Augenblick. Uber den Gestaltungsprozess, den engen Kontakt zur Puppe, findet die erste Identifizierung mit ihr statt. Spielfreude und Spielneugier entwickeln sich daraus.“ (Hietkamp, S. 188)
Gefördert wurden während der Unterrichtseinheit neben dem Spaß und der Freude an einer sehr umfangreichen Arbeit auch feinmotorische Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie z.B. Geschicklichkeit beim Modellieren , Malen, Kleben, Nähen und Stecken.
Einhergehend wurde die erste Bewältigung des Theaterspiels und das weite Feld der Darstellungsmöglichkeiten, der individiellen Kreativitätsentfaltung und eine unbewusste Identifizierung mit der Puppe erfahren.
Als enorm würde ich den mit der Einheit verbundenen Wissenszuwachs für die SchülerInnen beschreiben, denn sie haben sich anhand des Lebens von Paul Klee nicht nur mit familiären Alltagssituationen (z.B. Eltern entscheiden über meine berufliche Zukunft, Verlieren eines Freundes durch den Tod)auseinander gesetzt, sondern auch mit historischen Ereignissen, die Klee in seinem Werk verarbeitet hat (z.B. erster Weltkrieg, Gründung des Bauhauses, Ausstellung der entarteten Kunst u.v.a.).
All diese Informationen haben die Schüler „gewinnbringend umstukturiert und sie vermehrt“, was nach Binning die Fähigkeit zur Kreativität ausmacht (vgl. Eid et al., S. 163)
Kreativität, unter Punkt 2 definiert, kann im Hinblick auf die Persönlichkeit, das Produkt und den Prozess gesehen werden. Die in der vorliegenden Arbeit dokumentierte Unterrichtseinheit vereint alle diese drei Ansätze. Ein neues kreatives Projekt, das Puppentheaterstück, ist entstanden, wobei die Kinder mit ihren kreativen Ideen (Persönlichkeit) und auf kreative Weise (Prozess) „persönlich beteiligt“ (Aisen-Crewitt, .103) waren.
Gemäß dem Brandenburger Rahmenplan Kunst sollte das Reflektieren über Kunstwerke, ästhetische Objekte und Aktionen in den Jahrgangsstufen 5/6 an Bedeutung gewinnen und erste kunsthistorische Zusammenhänge vermittelt werden (vgl. Brandenburger Rahmenplan, S. 18).
Nach der Durchführung der hier beschriebenen Unterichtseinheit wurden diese Ziele erreicht.
Außerdem war durch die Methode, das Leben Klees mit Hilfe des Puppentheaters zu verinnerlichen, eine äußerst starke Motivation der SchülerInnen gegeben, die auch zum Ende der Einheit nicht nachließ.
Die SchülerInnen waren auch vor dieser Unterrichtseinheit bei ihrer Klassenlehrerin im Deutschunterricht und bei mir imKunstunterricht eine entspannte Arbeitsathmoshäre gewohnt, in der sie sich mit ihren Bedürfnissen nach Handlungsorientierung und Methodendifferenzierung angenommen fühlten. Das Lehrer-SchülerInnen-Verhältnis war während dieser Einheit außerdem durch ein Miteinander gekennzeichnet, was sich natürlich auch auf die grundsätzliche Lernbereitschaft der SchülerInnen und das soziale Klima der Klasse auswirkte. Während der Herstellung der Puppen und dem Schreiben des Theaterstückes war ein Gegenseitiges Helfen, Einander Zuhören und Gemeinsam-Überlegungen-anstellen zu beobachten.
Von den Entwicklungen bezüglich des sozialen Klimas in der Klasse wrde wir sicherlich auch künftig profitieren, was sich im Nachhinein als „großer Pluspunkt“ für die Unterichtseinheit herausstellte. Zusammenfassend stelle ich fest, dass die für die Unterichtseinheit Theater um Pauls BilderKreative Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des Künstlers Paul Klee anvisierten Ziele in erstaunlichem Maße erreicht wurden.
Literatur:
Während der Unterrichtseinheit zur Verfügung gestellte Kinderliteratur:
Weitere Aspekte:
http://www.mrs-st-klara.de/schul_ag/marionetten_ag.htm
http://www.kusem.de/konz/su24/pupp.htm mit einem Gruß, lieber Uli Schuster...
http://www.schola-21.de/bp_g1d.asp?ID=60
http://www.kirche-elsfleth.de/marionette.htm
http://www.lisa-tetzner.de/
Bild: anja_134.jpg: die technische Weiterentwicklung und ein Ausblick.
Der Unterricht von Marion Micheel bis Pfingsten 2005:
Das Märchen von Dornröschen
Bild: Mario116.jpg: Die Hochzeit wird vorbereitet, der Koch holt gerade zu Ohrfeige aus!
Bild: Mario117.jpg: die Fee als alte Frau am Spinnrad hat soeben den Fluch erfüllt und Dörnröschen
sinkt in einen 100-jährigen Schlaf.
Bild: Marion_96.jpg Stabpuppen mit Dekorationshintergrund
Bild: Marion_99.jpg eine verzauberte Prinzessin mit anderen Stabpuppen
Die Nachbearbeitung des Bild- und Textmaterials und die Überführung in einen Netzeintrag ist mein angefügter Beitrag zu Ihrer Unterrichtsstunde, liebe Kolleginnen.