Wir besuchten
zuerst die Kirche St. Marien. Ich habe mich hier wegen der Größe
des Baues auf besondere Ansichten beschränkt.
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Bild: marie_2.jpg:
das
Stufenportal: eine Ansicht auf das Gewände, die Formsteine
und das wunderschöne klare Bogenfeld
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Bild: marie_3.jpg:
der
Blick auf den beeindruckenden hohen massigen Turm mit der großflächigen
und hellen Plattenverblendung an den kurzen Seitentürmen
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Bild: marien_4.jpg:
der
Blick in das Querschiff auf das hohe und enge Sternengewölbe
unter dem massigen Turm
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Bild: marien_5.jpg:
der
Blick vom Vierungsquerschiff durch die Seitenschiffe auf das Querschiff
unter dem Turm zeigt fein bemalte Deckeneinwölbungen und gestufte
Gurtbögen; die Pfeiler sind mit glattflächigen Verblendungen
versehen, die Gurte werden nicht zum Boden durchgeführt
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Bild: marien_6.jpg:
eine
restaurierte und ornamental und mit Blumen bemalte Einwölbung
im Seitenschiff
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Bild: marien_7.jpg:
der
Blick über den Altar in den Chor, in die Apsis und auf ein
restauriertes Fenster
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Bild: marien_8.jpg:
die
nach unten fortgeführten Gurtbögen der mächtigen
Bündelpfeiler in der Vierung, der Blick in die Apsis
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Bild: marien_9.jpg:
ein restauriertes
Seitenschifffenster
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Bild: marien10.jpg:
der
Blick auf den sehr hoch hinaus gezogenen Querschiffsbau unter dem
Ost-Turm, fast burg-artig die Zinnen. Bemerkenswert das übergroße
südliche Fenster mit einem gedrückten Bogen.
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Bild: marien11.jpg:
der
Blick auf die umbaute Masse der Schiffe: bemerkenswert auch die
intuitive Wahl der Bögen in den Fenstern, die gotischen Baumeister
verfügten nicht mit absoluter Stilsicherheit über ihre
Fähigkeiten
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Bild: marie_1.jpg:
die kleine Außenkapelle
beim Rundgang
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Bild: marien12.jpg:
der
unmittelbare Größenvergleich. Die Gotiker kannten noch
nicht den Menschen als Maß aller Dinge.
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Auffällig war
mir als wesentlichstem Element der ungeheuer massig wirkende und steil
hochgezogene Baukörper mit dem Wesen einer Art Burg, der aber bei
entsprechendem Fundament statisch stabil war, sowie die Fensterformen,
die nicht der Gesamtgestalt folgten. Die Rhythmisierung war aber ein wesentliches
Merkmal der Gotik.
Besonders schien mir auch das Umfeld des Marktplatzes mit den kleinen
zwei- bis dreigeschossigen Häusern.
http://www.meeresmuseum.de/start/index.htm
schildert das meereskundliche Museum. Es befindet sich im gotischen Katharinenkloster
im Stadtkern von Stralsund. Der Bau fügt sich sehr gut zum restaurierten
Stadtbild.
Man muss sich zu einem Besuch sehr viel Zeit nehmen, da die Exponate recht
klug ausgesucht, zusammen getragen, kompakt und sehr dicht sind.
Das Beispiel des Katharinenklosters schildert auch die erfolgreiche Umwidmung
von mittelalterlicher Sakralarchitektur zu einem eher säkularisierten
Zweck, gleichwohl wirkt der Stil der Ausstellung würdevoll. Wir haben
dies Museum samstags in der Museumsnacht von Stralsund am 28.8.04 besucht.
Es gibt reiche und
anschauliche Ausstellungsgegenstände zur Frühgeschichte, zur
Geschichte des vorchristlichen Handels, zur Geschichte der Wikinger, zur
Geschichte der Hanse und zur Erdgeschichte im Hinblick auf Meere.
Die Fischereigeschichte wird mit sehr guten Exponaten belegt, ebenso zeigt
das Museum auch in großen Aquarien lebende Tiere.
Wir besuchten in der
Folge darauf die Kirche St. Nikolai, die unmittelbar neben dem Rathaus
steht.
http://www.bengunn.de/angebot/stralsund.htm
recht kurz gefasst
http://www.hansestadt-stralsund.de/article/archive/20/
der Zugang zum Förderverein, dieser hat 300 Mitglieder, davon etwa
100 aus Stralsund selbst. An Förderspenden kamen 2003 etwa 18.000
Euro zusammen. Literatur: PEDA-Kunstführer Nr. 461/ 2001, ISBN: 3-89643-119-6
St. Nikolai Kirche,
18439 Stralsund
Der größte und bedeutendste Sakralbau der Stadt Stralsund wurde
um 1270 begonnen und 1360 beendet.
Die Kirche ist der
erste Nachfolgebau der Lübecker Marienkirche und weist auf deutliche
Einfüsse der nordfranzösischen Kathedralgotik. Beispiele hierfür
sind der basilikale Grundriss ohne Querschiff und das elegante Strebewerk.
Die Backsteinbasilika besteht aus drei Schiffen, seitliche Langhauskapellen,
Chorumgang und Kapellenkranz. Im 14. Jahrhundert erhielt sie ihre mächtige
Doppelturmfront, die durch ineinander gestaffelte Spitzbogenblenden gegliedert
ist. Die Turmspitzen brannten 1662 ab. Fünf Jahre später erhielt
der Südturm den barocken Helm, der Nordturm das noch heute vorhandene
Notdach. Im kreuzrippengewölbten Innenraum mit gotischer Ausmalung
aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind viele wertvolle Ausstattungsgegenstände
wie z.B. die Astronomische Uhr, der spätgotische Hochaltar und die
Renaissancekanzel zu bewundern.
Bild: nikola_1.jpg:
der
Blick in den Innenhof des angeschlossenen historischen Rathauses
mit innen umlaufendem Obergang, mir fielen besonders die bunt bemalten
und geschnitzten Säulenfüße dieses Obergangs auf,
die geschickte Überdachung zur Galerie ist neuesten Ursprungs
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Bild: nikola_2.jpg:
der
Blick aus der Mitte dieses Rathaus-Galeriegangs auf den Westeingang
von St.Nikolai: besonders schön sind die reastaurierten barocken
Schnitzereien, auch im Bogenfeld. Jeder Besucher des Rathauses kommt
an dieser Perspektive vorbei.
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Der eigentliche
Besucher-Eingang zu St. Nikolai erfolgt von der Nordseite und vom
Marktplatz her. Man bemerkt erst hier die prunkvolle Fassade des
Rathauses; zusammen mit St. Nikolai ist es die unverwechselbare
und einzigartige Ansicht Stralsunds.
Bild: nikola_3.jpg:
Das
Rathaus mit seiner steilen, schroffen und durchbrochenen Fassade
steht nur eine Zimmerweite entfernt von St. Nikolai. Man kann auch
die beiden ursächlichen Langdächer hinter der filigranen
Rathausfassade erkennen. Beide Bauten sind zusammen ein Ensemble,
wie zuletzt auch alle Bürgerhäuser am Marktplatz. Man
beachte die unterschiedlichen Bogenformen: vom gedrückten Bogen
bis zum Spitzbogen ist alles angewendet worden, was mit Formsteinen
bautechnisch möglich war.
Die tieferliegenden Blenden haben teilweise tragende Funktion zur
Wand, dadurch erhielt man kleinere Einzelfenster, ganze Flachglasfenster
waren technisch noch nicht möglich.
http://www.hansestadt-stralsund.de/article/archive/5/null
schildert kurz das Hanse-Ensemble der historischen Altstadt Stralsunds
Die Bilder zu
St. Nikolai gerieten wegen der Dunkelheit und mit meinen Mitteln
recht bescheiden.
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Bild: nikola_4.jpg:
der
Blick aus dem Mittelschiff auf Altar, Chor und Kanzel zeigt bemalte
und glattflächig verblendete Säulen. Der Chorumgang mit
seinen Seitenkapellen ist statisch nicht ausgebaut, sondern nur
als dünne und hohe Wand gestaltet.
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Bild: nikola_5.jpg
die
astronomische Uhr auf der Rückseite des Chorumgangs stammt
von 1394. Auf dieser mechanischen Räderuhr konnten die Tageszeit,
die Stellung von Sonne und Mond und die Fixsterne abgelesen werden.
Man muss die Bedeutung dieser Uhr für die Seefahrt und die
Navigation zur Zeit des Hansebundes verstehen.
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Bild: nikola_6.jpg:
ein
Blick ins Seitenschiff: man schien der gotischen Statik trotz der
außen liegenden Strebebögen nicht ganz zu trauen. Im
Inneren der Kirche finden sich Querzüge, die den nach außen
strebenden Querschub entlasten.
Allerdings sind diese waagerechten Balken aus Holz und geschiftet
mit Ankern aus Eisen in der Wand eingelassen. Ebenso kann man die
sehr liebevoll freigelegte Wandbemalung erahnen.
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Bild: nikola_7.jpg:
die
Kanzel stammt von 1611 und wurde im Stil der Renaissance errichtet.
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Bild: nikola_8.jpg:
Im
Chor steht der geschnitzte und sehr reich ausgestaltete Altar der
Bergenfahrer, etwa 1500.
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Bild: nikola_9.jpg:
St.
Nikolai hat die Besonderheit, dass über einige Jahrhunderte
hinweg an dieser Kirche in unterschiedlichen Stilen gebaut wurde
(der Begriff Barock bildete sich erst zu Zeiten Goethes). Die einfachen
Seitenkapellen im Umlaufchor sind mit geschnitzten Altären
versehen und sind Gaben der Zünfte oder Gilden, die als Geldgeber
beteiligt waren. Es gibt den Altar der Bergenfahrer, das Krämergestühl,
das Goldschmiedegestühl, das Ratsgestühl, das Gestühl
der Aarhusfahrer, das Gestühl der Nowgorodfahrer, den Schneideraltar
und den Altar der Riemer und Beutler.
Diese Zünfte
stellten kleine Seitenaltäre (im Bild Mitte links, z.B.)
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Bild: nikola10.jpg: zuletzt der
kleine barocke und frohe Verkündigungsengel. |
St. Nikolai selbst
zählt zu den bedeutendsten und schönsten Sakralbauten, die im
Ostseeraum errichtet wurden. Die Stralsunder Bürgerschaft war sich
des finanziellen Aufwandes sehr bewusst, als sie ein derart repräsentatives
Bauwerk errichteten. Mit großer Hingabe statteten die Bruderschaften,
Gilden und Zünfte sowie einzelne Kaufmannsfamilien die Hauptkirche
ihrer Stadt aus. Es entstanden einzigartige Kunstwerke, deren Restaurierung
die Stadtgemeinde vor große und schwierige Aufgaben stellt.
Nachbemerkungen:
Dieser Beitrag ist zuerst eine Art Reiseweg zur historischen Baukunst.
Ich habe diesen Eintrag im Zusammenhang mit dem Dom zu Fürstenwalde
gemacht, und um auch die neogotische Bauweise anders zu betrachten.
Man vergleiche bitte auch:
http://www.kunstlinks.de/material/vtuempling/dom3/
http://www.kunstunterricht.de/material/vtuempling/johannes/
Ich habe respektieren gelernt, dass andere Menschen sehr wohl mit einem
völlig anderen überlieferten kulturellen Selbstverständnis
aufwachsen können.
http://www.welterbestaetten.de/de/stralsund.htm
eine Eintrittspforte von Stralsund, zur Unesco
http://www.vorpommern-infoweb.de/stralsund.htm
eine sehr gute Fotostrecke zu verschiedenen Städten der Region, eine
sehr fleißige und liebevolle Arbeit
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