Sassnitz und Caspar David Friedrich auf Rügen

von Reinhard von Tümpling

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ist die Startseite der Region
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Mein Leitmotiv für diesen Ausflug im August 2004 von Stralsund aus war Caspar David Friedrichs Bild: Kreidefelsen auf Rügen.


Bild: cdf_7.jpg

Das Original hängt in der Sammlung Reinhart in Winterthur, Schweiz, die wir einmal früher besucht hatten. 1975 veranstaltete die Kunsthalle Hamburg unter Werner Hoffmann eine große Sammelausstellung. Diese war vergleichend sehr gut dokumentiert mit Börsch-Supan sr. "Die Kreidefelsen" ist ein Schlüsselbild.
http://www.museumoskarreinhart.ch/kuenstler/friedrich.html
http://www.hamburger-kunsthalle.de/bilder/cdf.htm
http://www.hamburger-kunsthalle.de/start/start.html, >romantik< in die Suchmaske eingeben

http://www.zv-ruegen.de/sehenswertes.html
eine touristische Übersichtsseite, dann ausgewählt:
http://www.zv-ruegen.de/E-M-Arndt-Sicht.jpg


Bild: a_rügen.jpg:
das Bild stammt aus 2003,
es schildert sehr anschaulich die Größe der Kreidefelsen.

 

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Bild: stralsd3.jpg (eine Nachbearbeitung aus Cardy)

Wir machten den eintägigen Ausflug mit der Regionalbahn von Stralsund nach Sassnitz.


Bild: stralsd5.jpg: ein Übersichtsplan für Ungeduldige:

Wir sind vom Bahnhof 30 Minuten über einen bemerkenswert gefährlichen Fußweg zum Hafen hinunter gegangen, an der Fischfabrik vorbei und über den Fischereihafen zum Anlegeplatz hinter der modernisierten und verstärkten Mole.


Bild: schiff2.jpg: man kann diese Fahrt zu den Kreidefelsen von Rügen im warmen Sommer auf recht erfrischende Weise machen.


Bild: schiff3.jpg: vielleicht empfiehlt es sich aber, wegen des Seewinds diese Fahrt im geschützten Unterdeck zu machen.


http://www.ruegen-schifffahrt.de/
die Rügen-Schifffahrt
http://www.marless.de/kuenst/cdf_1.htm
ein Reisebericht zu den Kreidefelsen von Rügen, aber auf Plattdeutsch, recht liebevoll
http://www.aberhallo.de/lexikon/index.php/R%FCgen
sehr knapp und kurz zu Rügen selbst
http://home.t-online.de/home/k-j.lebus/cdf-link.htm
sehr reiche Seiten zur Romantik, u.a. CDF
http://www.wissower-klinken.de/vergang.html
wo malte CDF seine "Kreidefelsen auf Rügen" - es war eine Frage.
Die Historiker sind überein gekommen, dass C. D. Friedrich seine Skizzen dazu an den "Wissower Klinken" gefertigt hat; die Kunstgeschichte weiß anzufügen, dass Friedrich mit bildnerischen Versatzstücken gearbeitet hatte.

Zwischen Sassnitz und Lohme liegt der Nationalpark Stubnitz. Die Seefahrt dorthin kostet mit dem Ausflugsschiff 8 Euro von Sassnitz aus und ist sehr gut und kundig begleitet. Wer aber zu Fuß von Sassnitz aus in drei bis dreieinhalb Stunden bis zum "Königsstuhl" wandern möchte, soll wegen der Steine am schmalen Uferstreifen und besonders wegen der scharfen Feuersteine festes Schuhwerk benutzen. Es gibt aber auch von Land her etwa 4 Treppensteige hinunter zur Steilküste.

Die Wissower Klinken und die ganzen Kreidefelsen sind eine Formation, die der ständige mehr oder minder starke Seegang und der Wind aus der weichen Kreidewand heraus gespült hat.



Bild: blesse.jpg:
der Größenvergleich mit den Wanderern, zu Beginn der Fahrt aufgenommen


Bild: hengst.jpg:
von See her sehr vielgestaltig anzusehen


Bild: wissow.jpg: ich bedaure die ungünstige Verzerrung des zusammen gesetzten Bildes.


Bild: k_stuhl.jpg: weiter führte die kleine Schiffsreise nicht

Mit der Vorstellung des Bildes von CDF fragte ich auf der Schiffsrückfahrt nach Sassnitz die sehr kompetente Fremdenführerin mit dem Mikrofon, wo Caspar David Friedrich seine "Hochzeitsreise" gemalt hatte. Sie zeichnete mir auf das an Bord des Schiffes erhältliche Faltblatt ein Kreuz auf die Wissower Klinken. Damit fing die erneute Spurensuche nach den Bildern CDF's für mich wieder an.


Zur weiteren Bearbeitung nehme ich

Kindlers Malereilexikon (Digitale Bibliothek, ISBN 3-89853-122-8)
, mit nachbearbeitetem Text.

Romantik
Der in die Kunst übernommene Begriff beschreibt keinen eigentlichen Stil, denn die Romantik hat keine Formensprache entwickelt. Sie ist eine geistige Grundhaltung, in der sich die seit dem Beginn des Humanismus latent vorhandene Opposition gegen den Rationalismus ausdrückt. Dementsprechend ist in der nordalpinen Malerei während aller Stilperioden immer wieder auch ein Durchbruch des romantischen Lebensgefühls erkennbar.
Dagegen bezeichnet die Kunstwissenschaft die Epoche um 1800 nach langer Vorherrschaft mit der reinen Linie den Eigenwert der Farbe neu und findet aus der Nüchternheit der Aufklärung wieder in das einer künstlerischen Aussage mehr gemäße Reich der Phantasie zurück.

Dennoch versteht man, gleichermaßen in der Literatur wie in der bildenden Kunst, Klassizismus und Romantik »als verschiedene Lösungsversuche für dieselbe geschichtliche Situation am Beginn der Moderne«

Das für die Romantik charakteristische verinnerlichte Naturgefühl wird in der bildenden Kunst am stärksten wirksam in der Landschaftsmalerei.

Vertreter: John Constable, William Turner, Philipp Otto Runge, Caspar David Friedrich, Joseph Anton Koch, Carl Gustav Carus, Karl Philipp Fohr, Carl Rottmann, Ernst Fries.
Sagen- und Märchenwelt: Moritz von Schwind, Alfred Rethel, Peter von Cornelius, Julius Schnorr von Carolsfeld, die Nazarener, Präraffaeliten.
In Frankreich: Eugène Delacroix


http://www.bsu.edu/classes/warner/GER402/romantik.html
hier kommt man wahrscheinlich den Umständen etwas näher, um eine Empfindung als romantisch bezeichnen zu können.


Caspar David Friedrich
* 5.9.1774 in Greifswald, † 7.5.1840 in Dresden

Schwermütigkeit und ein Hang zum Grübeln, Eigenschaften, die den Menschen aus dem hohen Norden Deutschlands und von der Wasserkante häufig zu kennzeichnen pflegen, haben Caspar David Friedrichs Charakter von Jugend an deutlich geprägt. In Greifswald, das damals zu dem unter schwedischer Herrschaft stehenden Teil der Provinz Pommern gehörte, wurde er als Sohn eines kinderreichen Seifensieders geboren und wuchs, schon mit sieben Jahren mutterlos, in kargen und herben Verhältnissen auf.


Bild: cdf_5.jpg

Ein Jugenderlebnis, der Tod seines um ein Jahr jüngeren Bruders Christoph, der ihm das Leben rettete, als er beim Schlittschuhlaufen einbrach, dabei jedoch vor seinen Augen ertrank, beeindruckte den Knaben tief, und die Trauer verdüsterte sein Wesen derart, daß der Jüngling sich sogar zum Selbstmord versucht finden konnte, wovon seine Freunde berichten, obwohl er selbst »dies immer in ein tiefes Geheimnis hüllte«.

Unter den Geschwistern stand ein Bruder Christian ihm später besonders nahe, Kunsttischler und Holzschneider, dem er mit Entwürfen und Vorlagen oftmals behilflich war.

Der Architekt Johann Gottfried Quistorp nahm sich des künstlerisch begabten Knaben frühzeitig an, förderte auf Wanderungen in der Umgebung der Stadt sowie auf Streifzügen durch die Insel Rügen dessen Liebe zur heimatlichen Landschaft und vermittelte ihm dabei Erlebnisse, die noch nachklangen, als der Künstler längst der Heimat entwachsen war.

1794 bezog der 20jährige die Kunstakademie in Kopenhagen, die damals in hohem Ansehen stand und eine zwar konservative Schulung vermittelte.


Bild: cdf4.jpg
diese Arbeit des jungen Mannes hängt abgedunkelt unter
Glas in Greifswald im vorpommerschen Landesmuseum.

Die vier Jahre, die Friedrich hier studierte, bedeuteten für die ästhetische Ausrichtung des Malers wenig, aber sein Blick für die barocke Landschaftsmalerei wurde geschärft.
In Dresden, wohin der Maler von Kopenhagen aus übersiedelte, orientierte er sich jedenfalls an den Werken der alten Meister. Dort traf sich ein Dichterkreis mit Schlegel, Tieck und Novalis. Klinkowström kam hinzu, die Brüder Riepenhausen und Ferdinand Olivier. Hier erwuchs ein Zentrum romantischer Bestrebungen.

1801 und 1802 blieb Friedrich mehrmals in seiner Heimat in Pommern und auf der Insel Rügen, wohin er auch später wiederholt zurückkehrte, um auf Wanderungen sein intensives Naturstudium zu betreiben; nach Pommern reiste er 1806 in Begleitung Runges, 1809 ein weiteres Mal und in den Jahren 1818 und 1826.

1810 wanderte Friedrich mit Kersting im Riesengebirge; hier und auf einer Harzreise im folgenden Jahr erlebte der Maler die Bergwelt, und seine eifrig gesammelten Skizzen fanden später in einer Fülle von Bildern ihren Niederschlag.

In Weimar wurden Kunstfreunde und Goethe auf Friedrich aufmerksam: »Sein schönes Talent war bei uns bekannt und geschätzt, die Gedanken seiner Arbeiten zart, ja fromm, aber in einem strengeren Kunstsinne nicht durchgängig zu billigen. Wie dem auch sei, manche Zeugnisse seines Verdienstes sind bei uns einheimisch geworden.«
Und an anderer Stelle äußerte sich Goethe zu den Bildern Friedrichs: »... wie selten ist das Vollendete! So daß man es auch in der wunderlichsten Art hochschätzen und sich daran erfreuen muß!« Im September 1810 machte Friedrich in Dresden des Dichters persönliche Bekanntschaft; im Juli 1811 suchte er ihn während einer Harzreise in Jena auf; 1816 jedoch wies der »Unartige« den Wunsch Goethes nach einer wissenschaftlichen Betrachtung und Darstellung der Wolken gemäß dem System des Meteorologen Luke Howard entschieden zurück, weilwissenschaftliche Zielsetzungen ihm in der bildenden Kunst unangemessen erschienen.

1809 war Friedrichs erstes Ölgemälde, Das Kreuz im Gebirge, das er 1808 auf Bestellung der Gräfin Thun für die Hauskapelle des Schlosses Tetschen geschaffen und in den Weihnachtstagen in seinem Atelier ausgestellt hatte, Anlass einer heftigen Kunstfehde, in deren Verlauf der Kammerherr Basilius von Ramdohr das Werk von seinem klassizistischen Standpunkt her scharf kritisierte.


Bild: cdf_tets.jpg

Dadurch wurde dieses Gemälde gleichsam ein Markstein der romantischen Bewegung.

1810 erlebte Friedrich in Berlin seinen größten Erfolg: Zwei seiner Bilder, die Klosterruine im Eichenwald und der um 1808-09 entstandene Mönch am Meer, wurden auf einer Akademie-Ausstellung von dem kunstliebenden Kronprinzen Friedrich Wilhelm angekauft.

Eine von Brentano, Kleist und Arnim verfaßte Schrift spricht von der Wirkung, die das Werk mit seiner düsteren und schwermütigen Stimmung auf die Zeitgenossen machte.

Die Jahre der französischen Besetzung führten den vaterländisch gesinnten Maler zu einer nationalen Kunst; sie fand bei ihm ihren Ausdruck in der Landschaftsmalerei, die ihm als Mittel symbolhafter Aussage diente.
Unter Gleichgesinnten mit den Malern Kügelgen, Hartmann und Kersting und auch der Dichter Heinrich von Kleist und der Philosoph Adam Müller, ereiferte man sich leidenschaftlich bei politischen Fragen.

"Die wahrhaftige Unterordnung liegt nicht in der Vernachlässigung der Nebensachen, sondern in der Anordnung der Dinge und Verteilung von Licht und Schatten", darum "beobachte die Form genau, die Kleinste wie die Große, und trenne nicht das Kleine vom Großen, wohl aber vom Ganzen das Kleinliche".

Auch zu seiner Themenwahl nimmt Friedrich mit eigenen Worten Stellung und erklärt sie aus seiner religiös gestimmten Weltanschauung heraus in einem wohlgeformten Aphorismus: »Warum, die Frag ist oft zu mir ergangen, wählst Du zum Gegenstand der Malerei so oft den Tod, Vergänglichkeit und Grab? Um ewig einst zu leben, muß man sich oft dem Tod ergeben.«
Die Effekte des scharfen Kontrastes in der Beleuchtung, wie sie beispielsweise der Winter (Hamburg) von 1803 oder auch Kloster Eldena bei Nacht (Würzburg), um 1800, aufweist, traten später zugunsten einer größeren Vereinheitlichung der Lichtstimmung zurück. Auch die Gefahr einer Überbewertung des Gedanklichen, eines Auseinanderfallens der Komposition durch das Zusammenfügen von Dingen, die untereinander in ideologischem Bezug stehen, überwand der Künstler bald.

Während seiner Rügen-Aufenthalte entwickelte Friedrich in Studien der Küstenlandschaft zwei Kompositionsprinzipien, die nebeneinander hergehend immer wieder Verwendung fanden, gelegentlich auch einander durchdringend den Bildaufbau bereicherten.
Einmal läßt er das Auge des Betrachters durch eine Art Schichtung der Gründe parallel zum unteren Bildrand weit in die Tiefe schweifen, dann wieder sucht er durch den schräg in die Bildtiefe führenden Küstensaum eine entsprechende Wirkung zu erreichen, wobei der Blick, dem Lauf des Gestades folgend, in die Ferne gezogen wird.

Der "Mönch am Meer" verdeutlicht die eine, die "Frau am Strand" von Rügen (Winterthur) die andere Gestaltungsweise. Durch Verkürzung des Mittelgrundes erzielte er zwischen Vorder- und Hintergrund einen spannungsvollen Kontrast, der seinen Stil von der Mitte des ersten bis in die zweite Hälfte des zweiten Jahrzehnts wesentlich bestimmte, dieser Kontrast erscheint auch in Bildern mit Fensterausblicken, wobei die Brüstung den Mittelgrund überdeckt, so beim Blick aus dem Atelier des Künstlers.


Bild: cdf_9.jpg
Caspar David Friedrich in seinem Atelier
(Georg Friedrich Kersting, 1811 )

Bild: cdf_10.jpg:
Caspar David Friedrich in seinem Atelier
(ebenso, zum Vergleich)

Um 1820 traten neue Gestaltungsprinzipien auf, die einerseits das Auffüllen des Vordergrundes mit kräftigen, voluminösen Körpern erstrebten, was häufig zu einem Verzicht auf weite Ausblicke führte - Hünengrab im Herbst (Dresden), um 1820, Die gescheiterte »Hoffnung« von 1821 -, andererseits eine Aufwertung der menschlichen Gestalt mit sich brachten, die nun wieder in stärkerem Maße als ein die Stimmung vertiefender Mittler zwischen Betrachter und Landschaft eingeschaltet wurde - Kreidefelsen auf Rügen (Winterthur) von 1818, Zwei Männer, den Mond betrachtend von 1819, Mondaufgang am Meer von 1823.

Die Spätzeit wird durch das Streben nach neuer Bereicherung im Ausgleich gegensätzlicher Kompositionsweisen ebenso gekennzeichnet wie durch eine Neigung zur Vereinheitlichung des Bildraums: Sonnenaufgang bei Neubrandenburg aus den Jahren 1830-35.

Die Originalität der Kunst Caspar David Friedrichs, die Subjektivität seiner Landschaftsauffassung und nicht zuletzt die Schroffheit seines Wesens, sein Drang nach Einsamkeit und Isolation haben verhindert, daß der Maler auf die künstlerische Entwicklung seiner Zeit besonders einwirkte.


Bild: cdf_6.jpg

Nachhaltiger wurden durch ihn nur Johan Christian Clausen Dahl und Carl Gustav Carus beeinflusst. Kunstsinnige und aufgeschlossene Zeitgenossen erfassten jedoch die Bedeutung von Friedrichs Werk frühzeitig. Goethes Urteil wurde bereits angeführt.


Bild: cdf_8.jpg: Man und Frau in Betrachtung des Mondes (es gibt von diesem Bild mehrere Fassungen)


http://home.t-online.de/home/k-j.lebus/cdf-hgw.htm die Aktivitäten der Stadt Greifswald
http://www.caspar-david-friedrich-gesellschaft.de/cd_zentrum.htm
http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_einzeln/sch_einzeln/schamoni_peter/caspar_david_friedrich.htm
ein wunderschön-trauriger Film zu Caspar David Friedrich


Ich habe diese Datei unter einem geschichtlichen Aspekt zusammengestellt. Die Romantik selbst und im verwandten Sinn habe ich nicht mehr wahrgenommen, aber ich hatte sie als Leitvorstellung.

Reinhard von Tümpling, September 2004