Raumwirkung von Farbe

von Reinhard von Tümpling

 

Ich habe dies Thema unterrichtlich bereits einmal in sehr breit gefasster Form zur Perspektive bearbeitet.
Siehe: http://www.zum.de/Faecher/Materialien/ludwig/vtuempling/perspektive/

 

 

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"Gestalte ein Stillleben!" (9.Jgst)


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Foto von Holzklötzchen, methodischer Schritt am Anfang der Stunde, "Stelle sie geordnet zusammen, nehme große und kleine Formen dicht und weit gestellt!" Unterrichtlich ist hilfreich, zur Erhöhung des Kontrasts und zur Verbesserung des Schattenwurfs einmal das Licht im Klassenzimmer auszuschalten.


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an die Schüler ausgeteiltes Hilfsblatt zum Thema Überschneidung, Kugeln


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an die Schüler ausgeteiltes Hilfsblatt zum Thema Überschneidung, Flaschen


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Schülerarbeit, Quader und Zylinder,
geringe Überschneidung der Einzelformen, Modellierung der Formen -
aber kein Schattenwurf.


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Flaschen, mit Schattenwurf


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Schülerarbeit; Quader, Zylinder Kugeln und Flaschen mit Modellierung;
sehr dichte Überschneidung der Einzelformen,
aber perspektivisch falsch zugunsten einer künstlerischen Auffassung


Lehrplan bay. Hautptschule
8.1 Räumlichkeit entdecken und sichtbar machen: Perspektiven

Die Probleme der Raumdarstellung erfordern eine individuelle Anpassung der Aufgabenstellung an den jeweiligen Entwicklungsstand des einzelnen Schülers. An realen und dargestellen Raumsituationen werden Größenverhältnisse und Raumerstreckung beobachtet und Regeln für die zeichnerische Darstellung abgeleitet. Die Schüler sollen mit Hilfe einfacher Konstruktionen der Parallel- und Fluchtpunktperspektive die Illusion des Tiefenraums auf der Fläche erzeugen.

An Werken der bildenden Kunst untersuchen sie die räumliche Wirkung von Farben. Optische "Verwirrspiele" sollen sie zum phantasievollen und spielerischen Umgang mit perspektivischen Darstellungsregeln und Farbkombinationen anregen.

Gestalten:
grafisches und malerisches Darstellen von Landschaft, Bauwerk oder Innenraum, z. B. durch Schichtung, Überschneidung, Größenstaffelung, Parallel- und Fluchtpunktperspektive M8.3.1, GtB8.1, Farbperspektiven (z. B. "Verblauung")


9.1 Neue Darstellungsformen erproben: Vom Abbild zur Abstraktion

Ausgehend von einer möglichst genauen Wiedergabe des Sichtbaren werden im Zeichnen und Malen nun Stufen des bildnerischen Abstrahierens erprobt. Übungen im zusammenfassenden Sehen und Darstellen führen die Schüler zu einer schrittweisen Reduzierung und Vereinfachung in Form und Farbe. In exemplarischen Werkbetrachtungen, welche die praktische Arbeit begleiten, sollen die Schüler entsprechende Stilmittel und Verfahrensweisen der modernen Kunst kennen lernen.

Gestalten:

Zeichnen / Malen von Pflanzen und Gegenständen

Entwickeln einer Bildreihe in Schritten von der wirklichkeitsgetreuen Abbildung über zunehmend reduzierte Darstellungen zu abstrakten Zeichen (z. B. Bildsymbole, Piktogramme), freies Komponieren mit Farbklängen und abstrakten Formen, auch nach Anregungen durch die Werkbetrachtungen oder das bay. Gymnasium (Entwurf 2002)
Lz 9.3 Gestaltete Umwelt
Gestalterische Berufe: Raumgestaltung und Design (Nur für das MuG verpflichtend, sonst Zusatzangebot)

Beim praktischen Erkunden der Aufgaben und Wirkungen von Innenarchitektur und Design an Beispielen aus der eigenen Umgebung sollen die Schüler Einblick in die Bedeutung gestalterischer Berufe und ihren Einfluß auf die Lebensqualität gewinnen (> BO) und zu eigenen Gestaltungsversuchen angeregt werden (> FZ, MB).

Gestalten
Techniken zur Wahl:

Skizze, Zeichnung, Farbgestaltung; Ton-, Holz-, Karton-Modelle, Experimentieren mit verschiedenen Gestaltungsmitteln zur Klärung von Realisierungsmöglichkeiten

Aufgabenbereiche zur Wahl:

Räume: Bestandsaufnahme; eigene Entwürfe zur Einrichtung, Erfassen und Abbilden; Umgestalten und Neuentwerfen, z.B. des eigenen Zimmers, von Schulräumen, des Jugendzentrums, eines Partykelle

Design-Objekte: Entwurf eines einfachen Gebrauchsgegenstandes Entwickeln und Realisieren eigener Ideen in Skizzen und Modellen, z.B. Schreibgerät, Besteck, Gefäß, Armbanduhr, Wecker; Betrachten: Aspekte der Raumwirkung: Größe, Proportion, Werkstoff, Beleuchtung, Belüftung; Ausstattung, Einrichtung


Ich habe dies Thema im gegenwärtigen Schuljahr 2003- 2004 erheblich einfacher und schneller aufgebaut, weil in der Raumlehre zeitgleich der Unterricht des Kollegen stattfand.


Bild: farbe30.jpg
Im Rahmen einer Stunde schnell die dimetrische Raumecke als Tafelskizze


Bild: farbe31.jpg
Dazu die Skizze von 10 verschiedenen Körpern, zum Umreißen der Aufgabe


Bild: farbe32.jpg
Und jetzt das Ganze als modellhafte Tafelzeichnung mit Farbkreide schattiert, soweit das mit der eingeschränkten Palette der Farbkreiden möglich ist


Bild: farbe33.jpg

Dann im Rahmen einer Unterrichtsdoppelstunde die Körper skizzieren lassen, Festlegen lassen des Lichtwurfs,

Dann die Setzung (auch als Tafelanschrift):

Gelb-Gelborange-Geldbgrün ist ganz vorne, also am Bildrand unten

Rot-Grün ist in etwa in der Mitte, also die Papierbildmitte

Rotviolett- Türkis- Blaugrün im Bildhintergrund

Für die Raumecke bzw. die Wandflächen selbst eine schmutzigere dunkle Farbe, z.B. Mischungen von Rotviolett oder Braun oder Blauviolett, Blauviolett mit Schwarz, Blau mit Schwarz

Dies gilt für das Stillleben der üblichen Konzeption.


Die Ergebnisse:


Bild: farbe34.jpg


Bild: Farbe35.jpg


Bild: Farbe37.jpg


Bild: Farbe39.jpg


Bild: Farbe40.jpg


Ein Aspekt:


Bild: farbe38.jpg

Ich habe dies Foto frühmorgens Ende Januar 04 gemacht. Es zeigt die ungeheure Tiefenwirkung des Lichtes im Hintergrund, das Licht "zieht" den Betrachter förmlich an die Grenze des Horizontes. Es zeigt in seiner Stimmung aber auch einen Aspekt von schmerzender Sehnsucht.


Bild: poussin1.jpg
Nicolas Poussin hat dies Spiel mit Farben und Tiefenwirkung beherrscht (1642, Landschaft mit dem Hl. Matthäus, Kindlers Malereilexikon, Digitale Bibliothek 22, ISBN 3-89853-122-8). Poussin ist ein Meister des Seitenlichts gewesen, er hat thematisch gebundene Licht"inseln" in seine differenzierten idealischen Landschaften eingebaut.
Diesen Eindruck vermag wohl am ehesten zu verstehen, wer schon einmal einen gleißend Licht durchbrochenen, zerzausten und Wolken befleckten Himmel erlebt hat. (Dezember 2002, mittags, dies Bild ist autobiografisch verknüpft) z.B.


Bild: himmel7.jpg


Bild: courbet1.jpg
Das Atelier, 1855, Louvre, ebenso Digitale Bibliothek Courbet hat hier den Raum zurück verwandelt in ein halb flächiges, halb räumliches Gebilde und bekommt dennoch eine sehr starke Tiefenwirkung und halbplastische und reliefartige Erhabenheit durch das Modell im Vordergrund.


Bild: morandi.gif
Etwas neben der Reihe nehme ich hier trotzdem eine Grafik zum Ausschneiden, Legen, Montieren usw., auf. Das Beispiel entstammt einem Schulbuch. Ich habe es als Schablonenbaukasten in Pappe für die Dekupiersäge gestaltet und einen Klassensatz durchgearbeitet, unterrichtlich habe ich es im Schuljahr 2001-2002 bearbeitet.

Zitat:
Im Grunde gibt es seit Anfang der 20er Jahre im Werk Morandis nur noch eine Entwicklung: die zu immer größerer Einfachheit, Selbstverständlichkeit und Sensibilität. Allerdings ist das eine Einfachheit, die nicht durch Reduktion entstanden ist, sondern das Komplexe gebändigt und in sich aufgenommen hat.
Morandi erreichte zuletzt eine Meisterschaft, die ihm die Lässigkeit im Einzelnen erlaubte, weil das Ganze im Lot ist: das, was Fritz Schmalenbach an Marquets Malweise als »Kernexaktheit« bei verfließenden Umrissen definierte, wurde durch Morandi zur Vollendung entwickelt.

[Künstlerlexikon: Morandi, Giorgio, S. 5. Digitale Bibliothek Band 22: Kindlers Malerei-Lexikon, S. 6644 (vgl. KML Bd. 4, S. 480)]


Ein Nachgedanke:

Die "Süddeutsche" hat einmal in einer Randnotiz ganz trocken bemerkt, Kunsterziehung an Schulen sei "psychischer Realismus". Die "Süddeutsche" täuscht sich. Diese Bemerkung ist eher lokale münchnerische Bauchpinselei als sachliche Aussage und entstammt aus dem U-Boot der Redaktionsstimmung, das gerade auf einer Untiefe auf Grund gehen durfte.

Man soll uns Kunsterzieher nicht verhöhnen, es ist harte Arbeit. Der Cheffeuilletonist des Lokalteils sollte sich die Wurzeln nicht abschneiden, von denen er bisher gelebt hat.

Reinhard von Tümpling, 2004