(Anmerkung: der folgende Text ist gekürzt und geändert
der CD "Kindlers
Malereilexikon", ISBN 3-89853-122-8 entnommen.)
Picasso, Pablo Ruiz Picasso * 25.10.1881 in Malaga, gest. 8.4.1973
in Mougins
Picassos radikalste Neuerungen liegen weit über ein halbes
Jahrhundert zurück; aber immer noch verdankt ihm die moderne
Kunst fast alle bedeutenden Ereignisse. Wie die meisten großen
Maler unserer Zeit erneuerte sich auch Picasso ständig mit
gleichsam ungeheurer Energie.
Seine Neuentdeckungen sind gewaltig und er fand von der Antike bis
zum Impressionismus Anregungen. Für Picasso ist Farbe die Verkörperung
spontaner Reaktionen, die sich auf die gesamte Umwelt beziehen.
Die Unmittelbarkeit des Ausdruckes erschwert eine zureichende Klassifizierung
der Gemälde Picassos.
Sein Stil kann mehrere Jahre gleichmäßig dahinfließen
und plötzlich von Arbeiten unterbrochen werden, die in keinerlei
Beziehung zu den voran gegangenen Werken stehen. Genauso schnell
wechselt er gelegentlich das Mittel und geht von der Malerei zur
Skulptur, zur Lithographie oder Keramik über.
Picassos Stilbreite erstreckt sich vom neoklassizistischen Bild
"Sitzender Pierrot" bis zum synthetischen Kubismus in
Gitarre - beide Bilder entstanden 1918.
Zu den frühesten Werken Picassos gehört Mann mit Mütze
von 1895: Die sichere Erfassung des Wesentlichen und die technische
Fertigkeit verraten bereits sein eindrucksvolles Talent. Picassos
Interesse für die Kunst wurde durch seinen Vater José
Ruiz geweckt, der Professor an der Kunstakademie in Barcelona war.
In Barcelona zählte Picasso zu den Stammgästen des Café
»Els 4 Gats«, das einen Treffpunkt für junge Intellektuelle
bildete. Die Begeisterungsfähigkeit dieser Gruppe scheint ziemlich
umfassend gewesen zu sein, wenn auch in einem eher kleinstädtischen
Sinne. Während dieser Epoche, die sich ungefähr von 1897
bis 1900 erstreckte, zeichnete Picasso unermüdlich; bis 1898
pflegte er mit den Familiennamen seines Vaters José Ruiz
und seiner Mutter Maria Picasso zu signieren; es ist aufschlußreich,
daß er ab 1901 nur noch mit Picasso zeichnete.
Offensichtlich war er damals von Honoré Daumier und Henri
de Toulouse-Lautrec beeindruckt. Toulouse-Lautrecs Einfluß
reichte sogar bis 1902. Heute läßt sich eine Fin-de-siècle-Stimmung
hinter fast allen Werken Picassos bis zum Jahre 1906 erkennen. Eine
betonte Linearität und leise Melancholie kennzeichnen seine
Bilder der »Blauen Periode«, die von 1901 bis 1904 dauerte;
damals herrschten in seinen Bildern in zunehmendem Maße blaue
Farbtöne vor. Auf vielen Gemälden sind Menschen dargestellt;
in der Themenwahl bevorzugte er arme Frauen, blinde Bettler und
süchtige Absinthtrinker.
Sie erscheinen wie eingehüllt in eine Wolke der Verzweiflung,
Abhängigkeit und Ablehnung, was durch die Einfarbigkeit und
Isolierung der Figur, die vor einem unbestimmten Hintergrund steht,
betont wird.
1904 zog Picasso nach Paris. Dort begann als nächste Stilstufe
seine »Rosa Periode«. Die Seiltänzerfamilie von
1905 bildete den Anfang der »Zirkus- Serie«.
Zwischen den einzelnen Figuren scheint kein gefühlsmäßiger
Kontakt zu bestehen; sie existieren formal im leeren Raum; jede
Gestalt ist im psychologischen Sinne allein, sinnend am anderen
vorbei sehend, von Trauer betroffen, was vor allem durch den Harlekin
versinnbildlicht wird.
In den Jahren 1904 bis 1906 konnte Picasso seinen Formenfundus
sehr erweitern. Er wohnte in einem alten Gebäude auf dem Montmartre,
das durch Mieter wie die Maler Kees van Dongen und Juan Gris oder
die Dichter André Salmon und Pierre Reverdy weltberühmt
wurde. Diese Künstler gaben Picasso Antrieb und Aufmunterung.
Nur wenige seiner Freunde konnten ihre Arbeiten verkaufen; doch
das bohemienhafte Leben war überraschend produktiv. Zu Picassos
frühen Freunden zählte Guillaume Apollinaire, der bald
einer seiner eifrigsten Anhänger werden sollte. Picasso studierte
auch sorgfältig Originalwerke im Louvre. Besonders faszinierte
ihn die antike griechische Plastik; Anklänge daran finden sich
in Gemälden, die Ende 1905 oder Anfang 1906 entstanden, wie
beispielsweise La Toilette.
1907 begegnet Picasso der alten iberischen Skulptur mit gefühlsbetonten
und formkräftigen Qualitäten. Ebenso fand damals eine
große Gedächtnisausstellung zu Ehren des provencalischen
Meisters Cezanne statt.
Das Selbstbildnis von 1906 leitete jene Entwicklung zur stilisierten
Unbeweglichkeit auf, die den Künstler nun offenbar fesselte
und welche die gesamte Auffassung von Malerei in andere Bahnen lenkte.
Die Darstellung dieser neuentdeckten Ästhetik begründete
den im Frühjahr 1907 den Kubismus mit dem großformatigen
Gemälde "Mädchen von Avignon". Die Gesamtkomposition
scheint Cézannes späten Versionen der »Badenden«
entlehnt zu sein. Der entscheidende Einfluß beruhte darauf,
daß hier Gegenstände auf winkelige Flächen reduziert
werden.
Während des Jahres 1907 wurde Picassos Bildphantasie vor allem
von primitiver afrikanischer Plastik angeregt, an der er die gefühlsstarke
Ausdruckskraft und willkürliche Körpergestaltung bewunderte.
Der Kubismus wäre ohne die primitive Plastik und die Kunst
Cézannes nicht entstanden.
Das Gemälde "Mädchen von Avignon" besitzt eine
zweifache Bedeutung: Erstens kündigte es den Kubismus an und
bewirkte damit den Bruch zwischen der Kunst des 19. und des 20.
Jahrhunderts; zweitens stellte es einen entscheidenden Fortschritt
in Picassos Entwicklung dar.
Im Sommer 1909 weilte Picasso in Horta de S. Juan in der Provinz
Tarragona, wo er die Versuche der vergangenen zwei Jahre auswertete.
Seine Gemälde von 1909 bis 1912 begründeten jene Richtung
des Kubismus, die allgemein als »analytisch« bezeichnet
wird.
In dem Bildnis Daniel-Henry Kahnweiler erreicht Picasso 1910 seine
klassische Phase: Das ganze Bildfeld ist in kleine Flächen
aufgeteilt, welche die Figur und den Hintergrund überziehen,
so daß eine geometrische Einheit entsteht; winzige Bruchstücke
sichtbarer Realität wie Schnurrbart und Hände oder andere
Einzelheiten blieben erhalten, so daß der Kontakt mit der
Wirklichkeit nicht völlig unterbrochen ist.
Picasso fügte zwischen 1912 und 1914 greifbare Dinge in seine
Werke ein. Die wahre Entwicklung verlief folgerichtig zur Konstruktion
der echten Collage, die als Vorläuferin des synthetischen Kubismus
zu betrachten ist.
Durch die Collage drang das eine zusätzliche Ausdrucksmöglichkeit
in die Malerei ein. Sie beeinflußte die russischen Konstruktivisten
und nahm viele Einfälle von Künstlern der 60er Jahre vorweg.
Ein weiteres einflußreiches Bild ist die Frau im Lehnstuhl
von 1913, dessen phantastische Darstellung später sehr stark
auf die Surrealisten einwirkte. 1914 verwendete Picasso wieder eine
reichere Farbgebung in seinen Gemälden; er malte in pointillistischer
Weise, wobei er mit Vorliebe gewisse Einzelheiten wie beispielsweise
Vorhänge oder Tapeten betonte. Die rasche Entwicklung der Malerei
zwischen 1910 und 1914 legte Picassos künstlerische Laufbahn
bereits im wesentlichen fest. 1915 schuf er bezeichnenderweise in
der Art Ingres' eine Reihe von Zeichnungen, die wegen ihres außergewöhnlichen
Realismus besondere Aufmerksamkeit verdienen. Von nun an malte Picasso
in Stilweisen, die mitunter erheblich voneinander abwichen, aber
zeitgleich stattfanden.
1918 hatte Picasso noch verschiedene Einflüsse aufgenommen,
die er seinem Stil stets anzugleichen wußte, weshalb man sie
eher als Parallelen bezeichnen könnte. Die Arbeiten aus den
Jahren 1920-24 beweisen des Künstlers Neigung zu einem erneuerten
Neoklassizismus im Einklang mit einer allgemeinen künstlerischen
Richtung und als »Rückruf zur Ordnung«. Diesmal
allerdings reichte die Empfindung tiefer als 1905: Die monumentalen
Figuren nehmen kaum Rücksicht auf die Ausmaße der Leinwand;
nackt oder in antikische Gewänder gehüllt heben sie sich
wie eine Statue gegen einen einfachen Hintergrund ab.
Eine besondere Feierlichkeit haben auch die Akte, die allerdings
verstört wirken, in dem Gemälde "Drei badende Frauen"
von 1920, das fälschlich 1923 datiert wurde: Die beiden Gestalten
im Vordergrund sind grob überdehnt, diese Dehnung wird übertrieben
in der laufenden Figur fortgesetzt, deren Kopf auf die Größe
ihrer Zehen verkleinert ist.
Alfred H. Barr bemerkte dazu: »Der Fuß ist noch am Strand,
aber der Kopf bereits 100 yards im Meer, so daß die jähe
Verkürzung viel mehr das Ergebnis eines Bewegungsablaufs in
der Zeit ist als der statischen Verzerrung der Kameralinse.«
Dieses Werk ist eine Vorahnung jener Arbeiten, die in den Jahren
1925-35 vorherrschten und auch danach immer wiederkehrten.
Doch vorerst entwickelte Picasso den synthetischen Kubismus - nunmehr
üppiger, farbenfreudiger und lustvoller. Das Bild "Drei
Tänzerinnen" von 1925 zeigt nur geringe kubistische Wesensmerkmale;
sie weisen aber Verzerrungen besonders der linken Tänzerin
auf.
Dieses Werk gehört gleichsam in die Jahresberichte des Surrealismus,
mit dem Picasso in Verbindung stand. Picasso selbst nahm aber einen
unorthodoxen Standpunkt ein.
Die Verzerrungen, die 1925durch die "Drei Tänzerinnen"
eingeleitet wurden, spielen auch später eine wichtige Rolle.
Aber nun gestaltete er das Bild, ohne die Fläche des Gegenstandes zu unterbrechen.
Um die Figur in ihrer bewegten Vielfalt zu erfassen, wurde sie
oft modelliert. Dabei versetzte er beispielsweise ein Auge seitwärts
in die Nähe des Ohres, während die Glieder dem Körper
in unabhängiger Weise folgen, wodurch das Bild unruhig wirkt.
Auch mit dem Prinzip der Umgestaltung geriet er in die Nähe
der Surrealisten. Viele Darstellungen Picassos, die zwischen 1927
und 1930 entstanden, erwecken so den Eindruck von Plastik.
1930 schuf er in neoklassizistischer Manier eine Serie von 30 Radierungen
zu Ovids »Metamorphosen«;
Bei allen diesen Werken, wie etwa der "Sitzenden Badenden"
von 1930, werden die zerstörerischen Umweltgewalten erforscht.
Während der 30er Jahre verloren die heftig verzerrten Gestalten
etwas ihren Schrecken und wirken gelassener. Das Verfahren, die
Verzerrung als lyrisches Element zu verwenden, überdauerte
jedoch mehrere 1932 geschaffene Gemälde des Motivs "Schlafende
Frau" nicht: Das Thema steckt voll natürlicher Ungezwungenheit;
Picasso benutzte weiche Formen und leuchtend klare Farben.
Damals schuf Picasso eine Reihe von Skulpturen, darunter mehrere
Köpfe, die in einer gewissen Beziehung zu den Aktdarstellungen
des Jahres 1932 stehen und zugleich an Matisses Plastiken erinnern.
Zu den besonderen Radierungen Picassos gehört die 495×690
mm. große Minotauromachie von 1935, seitdem stellt der Minotauros
eine zentrale Figur in Picassos Zeichensprache dar.
Im Januar 1937 erhielt Picasso den Auftrag, ein großes Gemälde
für den Spanischen Pavillon der Pariser Weltausstellung zu
malen; er begann seine Arbeit am 1. Mai, zwei Tage nach der Zerstörung
Guernicas durch deutsche Bomber. Dieses Bild war eine weitere Anklage
gegen den Diktator Franco, aber noch mehr ein qualvoller Aufschrei
gegen die Brutalität und Bestialität des Krieges. Hier
äußerte Picasso gleichsam seine Vorahnung der Ereignisse,
die nur einige Jahre später eintreten sollten.
1936 war Picasso der Malerin und Fotografin Dora Maar begegnet,
die seine Lebensgefährtin wurde. Sie fotografierte jede der
übereinanderliegenden Fassungen Guernicas und übte einen
entscheidenden Einfluß auf Picassos künstlerische Tätigkeit
aus. Für zahlreiche Gemälde saß sie ihm Modell.
1938 entwickelte Picasso einen Stil, der allgemein als »Flechtwerk«
bezeichnet wird: Die Darstellung sieht aus, als sei sie aus Korbgeflecht
zusammengesetzt.
Picasso fand seine eigene Lösung des alten Problems der Porträtdarstellung:
Er zeigt beispielsweise einen Kopf von hinten und dreht ihn gleichzeitig
so weit, daß die Gesichtszüge im Vollprofil oder Halbprofil
erscheinen, wobei die Haare oft eine Trennung zwischen den beiden
Darstellungen desselben Kopfes bilden. Die grauenerregenden Ereignisse
des Zweiten Weltkrieges schlugen sich in Picassos Kunst auf verschiedene
Weise nieder.
1940 kehrte der Künstler nach Paris zurück, wo er während
des ganzen Krieges blieb. In diesen konfliktreichen Jahren schuf
er nur wenige Gemälde, und er pflegte sich in einer schwer
verständlichen Form zu äußern. Er wählte die
Natur oder ein anderes Vorbild wie beispielsweise das Werk eines
Alten Meisters.
1944 trat Picasso der Kommunistischen Partei Frankreichs bei; als
er später eine Erklärung über seine Stellung als
Künstler und Parteimitglied abgeben mußte, entstand eine
gewisse Verwirrung - teils bei den Kommunisten, für die er
immer noch ein »bourgeois« war, was abschätzig
so viel wie Formalist bedeutet, und teils bei den Verfechtern der
modernen Kunst, die alle Argumente des Kommunismus als Äußerungen
einer autoritativen Macht verstanden.
Hierzu erklärte Picasso 1945: "Was ist in deinen Augen
ein Künstler? Ein Narr, der nur Augen hat, wenn er Maler ist,
oder nur Ohren, wenn er Musiker ist...? Im Gegenteil. Er ist gleichzeitig
ein politisches Wesen, stets aufnahmebereit für bewegende,
brennende oder glückliche Ereignisse, die er in jeder Weise
erwidert.
Wie ist es möglich, für andere Menschen kein Interesse
zu zeigen und sich in einen elfenbeinernen Turm vor dem Leben zu
flüchten, das sie dir so reichlich bescheren? Nein, Malerei
ist nicht dazu da, um Appartements zu schmücken. Sie ist eine
Waffe zu Angriff und Verteidigung gegen den Feind."
Gemälde wie Massaker von Korea aus dem Jahre 1951 oder Krieg
und Frieden von 1952 erreichten nicht mehr die Größe
von Guernica.
Picasso fuhr weiterhin fort, Formenerfindungen zu machen, um jeden
möglichen Aspekt der Realität auszudrücken.
Zu solchen Neuerungen zählt die »Nachbildung«
klassischer Werke, wie sie etwa das Selbstbildnis Porträt eines
Malers - nach El Greco von 1950 prägt, das eine Vorstellung
von Picassos Achtung vor den Gemälden großer Meister
der Vergangenheit vermittelt. Er parodierte den ursprünglichen
Gegenstand und gestaltete ihn in verschiedener Hinsicht um.
Ende 1954 beschäftigte er sich mit Delacroix' »Frauen
von Algier«. Von diesem Thema schuf er 15 Variationen. Die
endgültige Fassung mit dem Datum 14. Februar 1955 ist ein persönliches
und dynamisches Werk, worin er Delacroix nur in Gedanken Respekt
zollte. 1957 schuf Picasso 58 Variationen nach Velazquez' »Las
Meninas«: Sie erstrecken sich von kleinen Studien des Kopfes
der Infantin bis zur ganzfigurigen Darstellung. Diese Serie zeigt
ihn als entspannten Künstler; das Formen-Experiment spielt
hier nur eine untergeordnete Rolle.
Jahrzehntelang leistete er ein schier unglaubliches Pensum an Arbeit,
wodurch das allgemeine ästhetische Klima verwandelt wurde.
Picasso war vor allem Maler, aber auch gelegentlich Bildhauer. Die
Anzahl seiner Arbeiten auf diesem Gebiet ist größer als
allgemein angenommen.
Neben von Malerei und Plastik vollbrachte er auch in den Künsten
wie Radierung, Kupferstich, Lithographie oder Linolschnitt und in
der Keramik hervorragende Leistungen.
Seit 1947 schuf Picasso in der kleinen Stadt Vallauris in der Provence
mit dem Töpfer Georges Ramié und dessen Frau irdene
Töpfe und Teller, die er mit farbigen Lasuren überzog.
Doch war er nicht zufrieden mit der Herstellung von Gebrauchsgegenständen,
sondern benutzte das Material für phantastische Eigenschöpfungen:
Krüge in Form von Tauben, Bullen, Eulen, Raubvögeln, Faunen.
Viele dieser Werke befinden sich heute mit Gemälden, Zeichnungen
und Lithographien in Antibes im Musée Grimaldi.
Letztlich zwang Picasso der Welt eine neue Festsetzung der ästhetischen
Werte auf.
1881
Pablo Ruiz Picasso wird am 25, Oktober in Málaga als erstes
Kind des Don Jos Ruiz Blasco (1838 - 1913) und seiner Frau
Dona Maria Picasso y Lopez (l855 - 1939) geboren. Sein Vater stammt
aus dem Norden und ist Maler und Zeichenlehrer an der örtlichen
Kunstgewerbeschule San Telmo, die Mutter ist Andalusierin.
1884
Geburt der ersten Schwester Lola (Dolorès)
1887
Geburt der zweiten Schwester Concepión (Conchita).
1888 / 89
Beginnt unter Anleitung des Vaters zu malen.
1891
Übersiedlung nach La Coruna im Norden, wo der Vater als
Zeichenlehrer arbeitet. Tod der Schwester Conchita. Eintritt ins
Gymnasium. Hilft dem Vater beim Malen.
1892
Tritt in die Kunstschule von La Coruna ein. Unterricht beim
Vater.
1894
Schreibt und illustriert Tagebücher. Der Vater erkennt
die außergewöhnliche Begabung Pablos, übergibt ihm
Pinsel und Palette und will selbst nie mehr malen.
1895
Umzug nach Barcelona. Eintritt in die Kunstakademie »La
Lonja«, wo der Vater unterrichtet, überspringt die ersten
Klassen und besteht Prüfung für die Oberstufe mit Glanz.
1896
Erstes Atelier in Barcelona Erstes großes Ölbild,
»Die Erstkommunion«, wird ausgestellt.
1897
»Wissenschaft und Nächstenliebe« (Barcelona
Museo Picasso), das zweite große Ölbild, wird auf der
nationalen Kunstausstellung in Madrid lobend erwähnt und gewinnt
in Málaga eine Goldmedaille. Brüder des Vaters schicken
Geld, damit Pablo in Madrid studieren kann. Besteht Aufnahmeprüfung
für Oberkurs an der Königlichen Akademie San Fernando
in Madrid, die er im Winter wieder verläßt.
1898
Erkrankt an Scharlach und kehrt nach Barcelona zurück.
Längerer Erholungsaufenthalt im Dorf Horta de Ebro bei seinem
Freund Pallarés, Landschaftsstudien.
1899
Wieder in Barcelona. Verkehrt unter Künstlern und lntellektuellen
im Kabarettcafé "Die vier Katzen" in Paris, lernt
dort Maler kennen, den Bildhauer Hugué, die Brüder de
Soto, und den Dichter Sabartés, (sein späterer Sekretär
und lebenslanger Freund). Bekanntschaft mit dem Werk Toulouse Lautrecs,
Illustrationen für Zeitungen; erste Radierung.
1900
Atelier mit Casagemas in Barcelona Ausstellung von ca. 150 Zeichnungen
im Kabarettcafe. Im Oktober in Paris Atelier am Montmartre. Sieht
Werke von Cézanne, Toulouse Lautrec, Degas, Bonnard u. a.
Kunsthändler Manñach bietet 150 Francs im Monat im Tausch
gegen Bilder. Berthe Weill kauft drei Stierkampfpastelle. Malt »Le
Moulin de la Galette«, das erste Pariser Bild. Reist im Dezember
mit Casagemas nach Barcelona und Málaga.
1901
Casagemas begeht in Paris Selbstmord. Picasso reist nach Madrid;
dort Mitherausgeber von »Arte Joven«. Im Mai zweite
Parisreise. Atelier am Boulevard de Clichy 130. Erste Pariser Ausstellung
bei Vollard; verkauft 15 Bilder noch vor der Eröffnung. Signiert
ab jetzt nur noch mit »Picasso«, dem Namen seiner Mutter.
Motive aus dem Pariser Leben "Die Absinthtrinkerin", jetzt
häufig Armut, Alter und Einsamkeit als Thema. Palette fast
einfarbig blaugrün; Beginn der Blauen Periode.
1902
Ende des Vertrags mit Manach. Rückkehr nach Barcelona. Im April
Pariser Ausstellung bei Berthe Weill. Weiterentwicklung der blauen
Monochromie, im Oktober dritte Parisreise. Wohnt bei Dichter Max
Jacob. Fast nur Zeichnungen, da kein Geld für Leinwände.
Weill zeigt die »blauen« Bilder.
1903
Im Januar Rückkehr nach Barcelona. Malt in 14 Monaten über
fünfzig Bilder darunter "La Vie". Blautöne stellen
das körperliche Elend von Alter und Gebrechlichkeit dar.
1904
Endgültige Übersiedlung nach Paris. Atelier im »Bateaux
Lavoir« in der Rue Ravignan 13 (bis 1909). Lernt Fernande
Olivier kennen, die sieben Jahre seine Geliebte ist. Radiert »Das
bescheidene Mahl«. Besucht häufig den Zirkus (Anregung
zu Zirkus und Gauklermotiven). Ende der Blauen Periode.
1905
Lernt Apollinaire und die Geschwister Leo und Gertrude Stein
kennen. Malt häufig Zirkusthemen, darunter »Die Gauklerfamilie«.
Beginn der Rosa Periode. Im Sommer Hollandreise nach Schoorl. Erste
Skulpturen. Radierungsfolge »Die Seiltänzer«.
1906
Sieht beeindruckende Ausstellung iberischer Skulpturen im Louvre.
Lernt Matisse, Derain und den Kunsthändler Kahnweiler kennen.
Vollard kauft die meisten »rosa« Bilder und gestattet
Picasso erstmals ein sorgenfreies Leben. Reist mit Fernande zu den
Eltern nach Barcelona; anschließend weiter nach Gosol im Norden
Kataloniens. Malt dort »La Toilette«. Einflüsse
der iberischen Skulptur: Bildnisse "Gertrude Stein, "Selbstbildnis
mit Palette".
1907
Malt »Selbstbildnis«. Bereitet in zahlreichen Studien
und Variationen das große Gemälde "Les Demoiselles
d'Avignon" vor, das er im Juli beendet: das erste »kubistische«
Bild, noch vor der »Erfindung« des Kubismus. Sieht afrikanische
Skulpturen im Völkerkundemuseum. Besucht zwei Cézanne
Rückschauen. Lernt Braque durch Apollinaire kennen. Kahnweiler
wird sein einziger Händler.
1908
Malt zahlreiche »afrikanische« Akte unter Einfluß
der Negerskulptur. Im Sommer mit Fernande in La Rue des Bois nördlich
von Paris. Dort Figuren und Landschaften. Braque stellt bei Kahnweiler
die ersten kubistischen Bilder aus L´ Estaque aus. Im November
großes Bankett zu Ehren Henri Rousseaus, von dem er ein Bild
erworben hat, in Picassos Atelier.
1909
Malt »Obstschale und Brot auf einem Tisch«. Beginn
des »analytischen« Kubismus (Aufgabe der Zentralperspektive
und Aufsplitterung der Form in facettenartige Gebilde). Im Mai Besuch
bei Eltern und Freunden in Barcelona. Dort produktivste Periode
seiner Karriere. Landschaften und Architekturen (»Das Reservoir,
Horta de Elbro«) im analytischen Kubismus. Portraits von Fernande
(»Frau mit Birnen«).
September Umzug an den Boulevard de Clichy 11 beim Place Pigalle;
Braque als Nachbar. Skulptur von »Fernande«; Stilleben.
Erste Ausstellung in Deutschland (München, Galerie Thannhauser).
1910
Beendet die berühmten kubistischen Portraits der Kunsthändler
Vollard und Kahnweiler sowie des Kritikers Uhde. Sommer mit Fernande
in Cadaqués bei Barcelona; Derain mit Frau kommen dazu.
1911
Erste Ausstellung in New York. Sommer in Céret (Pyrenäen)
mit Fernande und Braque. Führt erstmals Druckbuchstaben in
seine Kompositionen ein. Muß zwei iberische Skulpturen dem
Louvre zurückgeben, die er unwissend vom Dieb gekauft hatte.
Beziehung zu Fernande kriselt; knüpft Verbindung zu Eva Gouel,
die er »Ma Jolie« nennt. Malt "Mann mit Mandoline".
1912
Erste Konstruktion aus Blech und Draht. Erste Collage (»Stilleben
mit Rohrstuhl«, Paris, Musée Picasso) mit Wachstuch,
das Rohrgeflecht imitieren soll. Reist mit Eva nach Céret,
Avigno und Sorgues, wo sie Braque treffen. Erste »Papier collè«-
Arbeiten (Klebebilder) Montagen aus Zeitungstiteln, Etikette und
Werbeslogans mit Kohlezeichnung auf Papier. September Umzug vom
Montmartre zum Montparnas, Boulevard Raspail 242. Vertrag mit Kahnweiler
für drei Jahre.
1913
Frühjahr mit Evain Céret, sie treffen Braque und
Derain. Tod des Vaters in Barcelona. Die »Papier collés«
leiten zum »synthetischen« Kubismus über (große,
flächige. »zeichenhafte« Formen; er kehrt krank
nach Paris zurück. Umzug in die Rue Schoelcher 5.
1914
Die Gauklerfamilie« erzielt bei Versteigerung 11500 Francs.
Juni mit Eva in Avignon; Treffen mit Braque und Derain. Malt »pointillistische«
Bilder, Braque und Derain werden bei Kriegsausbruch eingezogen.
Kahnweiler geht nach ltalien, seine Galerie wird beschlagnahmt.
Picassos Bilder werden düster.
1915
Realistische Bleistiftportraits von Max Jacob und Vollard. Malt
»Harlekin«.
1916
Lernt über Cocteau den russischen Impresario Diaghilew
und den Komponisten Satie kennen. Projekt des Balletts »Parade«
für das »Russische Ballett« mit Dekorationen Picassos.
Umzug nach Montrouge, Rue Victor Hugo 22.
1917
Mit Cocteau nach Rom. Schließt sich Diaghilews Truppe
an. Entwürfe für » "Parade". Lernt Strawinsky
und die russische Tänzerin Olga Koklowa kennen. Besucht Neapel
und Pompeji. Reist wegen Olga mit der Truppe nach Madrid und Barcelona.
Olga bleibt bei ihm. November wieder in Montrouge, Malt »pointillistische«
Bilder.
1918
Durch das Ballett Kontakte zur »großen« Gesellschaft;
verändert seinen Lebensstil. Rosenberg wird sein neuer Händler.
Heiratet Olga. Flitterwochen in Biarritz. Tod Apollinaires. Bezieht
mit Olga zwei Stockwerke in der Rue La Boétie 23.
1919
Lernt Miró kennen und kauft ein Bild. Mit dem »Russischen
Ballett« drei Monate in London. Entwürfe für »Le
Tricorne«; Zeichnungen der Tänzer. Sommer mit Olga in
Saint Raphael an der Riviera. Malt »Schlafende Bauern«
und kubistische Stillleben.
1920
Entwürfe für Strawinsky Ballett »Pulcinella«.
Rückkehr Kahnweilers aus dem Exil. Sommer mit Olga in Saint
RaphaeI und Juan-les-Pins. Gouachen nach Motiven der Commedia dell´arte.
1921
Geburt seines Sohnes Paul, »Mutter und Kind« -Thema
taucht wieder auf. Weitere Ballettentwürfe. Versteigerungen
der Sammlungen Uhdes und Kahnweilers, von den Franzosen im Krieg
beschlagnahmt. Sommer mit Olga in Fontainebleau. Malt »Drei
Musikanten« und mehrere Kompositionen mit monumentalen Figuren.
1922
Sammler Doucet kauft für 25000 Francs die »Demoiselles
d´Avignon«. Sommer mit Olga und Paul in Dirnard (Bretagne).
Dort »Laufende Frauen am Strand« und Winter Vorhang
für Cocteaus »Antigone«.
1923
Harlekin-Portraits im neoklassizistischen Stil. Sommer in Cap
d´Antibes; seine Mutter Maria kommt zu Besuch. Malt »Panflöte«
und Studien von Badenden. In Paris Portraits von Olga und Paul.
1924
Mehrere große Stilleben in dekorativ kubistischer Manier.
Wieder Ballettdekorationen. Ferien mit Olga und Paul in Juan-les-Pins.
Portraitiert »Paula als Harlekin«. Breton veröffentlicht
»Manifeste du Surréalisme«.
1925
Frühjahr mit Olga und Paul bei Ballettgastspiel in Mornte
Carlo. Malt »Der Tanz« (London, Tate Gallery), in dem
sich erste Spannungen im Verhältnis zu Olga andeuten. Sommer
in Juan-les-Pins. Dort »Atelier mit Gipskopf« mit Requisiten
aus Pauls Puppentheater. November Teilnahme an erster Surrealistenausstellung.
1926
Serie von Assemblagen (Montagen vorgefundener Objekte wie Hemd,
Scheuertuch, Nägel, Bindfaden) zum Thema Gitarre. Ferien in
Juan-les-Pins und Antibes. Oktober Reise mit Olga nach Barcelona.
1927
Spricht auf der Straße die 17-jährige Marie-Thérèse
Walter an, die kurz darauf seine Geliebte wird. Tod von Gris. Serie
von Federzeichnungen badender Frauen mit aggressiver sexueller Thematik.
1928
Erste Skulptur nach 1914. Trifft Bildhauer Gonzalez. Sommer
mit Olga und Paul in Dinard. Sieht heimlich Marie Thérèse.
Kleine, farbstarke Gemälde mit zeichnenhaften Formen. Verschiedene
Drahtkonstruktionen als Entwurf für Apollinaire-Denkmal.
1929
Arbeit mit Gonzalez an Skulpturen und Drahtkonstruktionen. Serie
aggressiver Gemälde mit Frauenköpfen signalisiert Ehekrise,
Sommer in Dinard.
1930
Metallskulptunen im Atelier von Gonzalez. Malt »Kreuzigung«
(Paris. Musee Picasso). Kauft Schloß Boisgeloup bei Gisors
nördlich von Paris. Ferien in Juan-les-Pins. 30 Radierungen
zu Ovids »Metamorphosen«. Findet Wohnung für Marie
Thérèse in der Rue La Boétie 44.
1931
Skulptur »Frauenkopf« aus Salatsieben. Richtet Bildhaueratelier
in Boisgeloup ein. Serie großer Kopfskulpturen und Büsten.
Ferien im Juan-les-Pins. Erscheinen von Radierungszyklen bei Skira
und Vollard.
1932
Serie sitzender oder liegender blonder Frauen, für die
Marie-Thérèse posiert. Große Retrospektive in
Paris (236 Arbeiten) und Zürich. Christian Zervos gibt ersten
Band des Werkverzeichnisses heraus (bis jetzt 34 erschienen).
1933
Radierungen zum Thema Atelier des Bildhauers für die spätere
»Suite Vollard« sowie Zeichnungen zum »Minotaurus«.
Thema Sommerferien in Cannes mit Olga und Paul. Anschließend
Autofahrt nach Barcelona und Treffen mit alten Freunden. Versucht
vergeblich Fernande OIiviers Memoirenbuch zu verhindern, aus Furcht
vor Olga Eifersucht.
1934
Weitere Radierungen. Skulpturen in Boisgeloup. Spanienreise
mit Olga und Paul zu Stierkämpfen (San Sebastián, Madrid.
Toledo, Barcelona). Zahlreiche Arbeiten zum Thema Stierkampf in
allen Techniken.
1935
Malt »Interieur mit zeichnendem Mädchen« von
Mai bis Februar 1936 kein Bild mehr. Radiert »Minotauromachie«
seinen bedeutendsten Zyklus.
Marie-Thérèse ist schwanger. Trennung von Olga und
Paul: Scheidung wird wegen Vermögensverteilung verschoben.
Picasso: "Die schlimmste Zeit meines Lebens". Am 5. Oktober
Geburt von Maria de la Concepción, genannt Maya, Picassos
zweitem Kind. Sabartés, Picassos Jugendfreund, wird sein
Sekretär.
1936
Wanderausstellung seiner Bilder: Barcelona, Bilbao Madrid. Heimliche
Reise mit Marie-Thérèse und Maya nach Juan-les-Pins.
Arbeiten am Minotaurus Thema. 18. Juli Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs.
Er greift Partei gegen Franco; Republikaner ernennen ihn als Dank
zum Direktor des Prado. August in Mougins bei Cannes. Trifft Dora
Maar, jugoslawische Fotographin. Überläßt Olga im
Herbst Boisgeloup und zieht in Haus Vobtards. Marie-Thérèse
folgt mit Maya.
1937
Radiert »Traum und Lüge Frandos«. Bezieht neues
Atelier in Rue des Grands-Augustin 7. Malt dort nach Luftangriff
der Deutschen auf Guernica (26. April) riesiges Wandgemälde
für den spanischen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung
»Guernica«. Portraitiert Dora Maar im Sommer in Mougins.
Besucht Paul Klee in Bern. Museum of Modern Art in New York kauft
»Les Demoiselles d´Avignon« für 24000 Dollar.
1938
Malt mehrere Versionen von Maya mit Spielzeug. Lebensgroße
Collage »Frau bei der Toilette« (Paris, Musée
Picasso). Sommer in Mougins mit Dora. Im Winter schwerer Ischiasanfall.
1939
Picassos Mutter stirbt in Barcelona. Portraitiert am selben
Tag Dora Maar und Marie-Thérèse in gleicher Pose Juli
mit Dora und Sabartés in Antibes, Tod Volbards. Malt »
Nächtlicher Fischfang in Antibes«, darauf Dora mit Fahrrad
und Eis.
Bei Kriegsausbruch mit Dora und Sabartés nach Royan; dort
auch Marie-Thérèse mit Maya. Bleibt, mit Unterbrechung,
bis August 1940. Große Retrospektive in New York mit 344 Arbeiten,
darunter »Guernica«.
1940
Pendelt zwischen Royan und Paris. Malt in Royan »Sich
kämmende Frau« (New York, Sammlung Smith). Deutsche dringen
in Belgien und Frankreich ein, besetzen im Juni Royam, Rückkehr
nach Paris. Gibt Wohnung in Rue La Boétie auf und zieht ins
Atelier Rue des Grands-Augustins. Verteilt Photos von »Guernica«
an deutsche Offiziere (Frage: "Haben Sie das gemacht?"
Picasso: "Nein, Sie.")
1941
Schreibt surrealistisches Stück »Wie man Wünsche
am Schwanz packt«. Marie Thérèse zieht mit Maya
zum Boulevard Henri lV; Picasso besucht sie an den Wochenenden.
Darf Paris nicht verlassen, um in Boisgeloup zu arbeiten. Provisorisches
Bildhaueratelier im Badezimmer.
1942
Malt »Stilleben mit Ochsenschädel« Vlaminck
denunziert ihn in Zeitungsartikel. »Bildnis Dora Maar«
in gestreifter Bluse (New York Sammlung Hahn).
1943
Assemblage »Stierschädel«, Skulpturen. Trifft
junge Malerin Françoise Gilot; häufige Besuche im Atelier.
Malt wieder.
1944
Verhaftung Max Jaobs und Tod im Konzentrationslager. Große
Skulptur »Mann mit Schaf«. Lesung des Stücks »Wie
man Wünsche am Schwanz packt«, mit Beteiligung von Abert
Camus, Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, Raymond Queneau u a.
Tritt nach Befreiung von Paris in Kommunistische Partei ein. Mit
74 Gemälden erstmals Teilnahme am »Salon d´Automne«;
stößt auf heftige Kritik.
1945
Malt »Das Beinhaus«, Pendant zu »Guemica«
Serie von Stilleben. Im Juli mit Dora Maar in Antilies. Mietet Zimmer
für Françoise in der Nähe, die aber in die Bretagne
fährt. Kauft für Dora ein Haus im Dorf Ménerbes
und bezahlt mit einem Stilleben. Beginnt mit Lithographien im Pariser
Atelier von Fernand Mourlot (bis 1949 entstehen 200 Arbeiten).
1946
Besucht in Nizza Matisse mit Françoise; sie wird seine
Geliebte und zieht zu ihm. Malt und lithographiert Françoise.
Im Juli mit ihr in Ménerbes; wohnen in Doras Haus. Françoise
ist schwanger. Picasso darf im Museum von Antibe arbeiten und schenkt
nach vier Monater zahlreiche Bilder dem Museum, das bald Musée
Picasso heißt. Erster kurzer Besuch in Vallauris.
1947
Lithographiert in Mourlots Werkstatt. Schenkt zehn Bilder dem
Pariser Musée National de Art Moderne. 15. Mai Françoise
bringt Claude zur Welt, Picassos drittes Kind. Beginnt mit Keramiken
in der Töpferei »Madoura« des Ehepaares Ramié.
Bis 1948 entstehen ca. 2000 Arbeiten.
1948
Bezieht mit Françoise und Claude Villa La Galloise in
Vallauris. Teilnahme am Friedenskongreß der Intelektuellen
in Breslau; besucht Krakau und Auschwitz. Keramikausstellung in
Paris. Portraits von Françoise.
1949
Lithographiert »Die Taube«, das Plakatmotiv für
Weltfriedenskongreß in Paris. 19 April: Geburt von Paloma
(nach Plakatmotiv benannt), Picassos viertes Kind. Mietet alte Parfümerie
in Vallauris als Atelier und Lager für Keramiken. Bildhauerarbeiten.
1950
Malt »Frauen am Seineufer nach Courbet« (Basel,
Kunstmuseum). Skulpturen »Die Ziege« und »Frau
mit Kinderwagen« entstehen aus Abfallprodukten und werden
in Bronze gegossen. Reist zum Weltfriedenskongreß nach Sheffield.
Lenin erhält Friedenspreis. Wird Ehrenbürger von Vallauris.
1951
Malt »Massaker in Korea« als Protest gegen Invasion
der Amerikaner. Gibt Wohnung in der Rue La Boétie auf und
zieht in Rue Gay-Lussac 9. Keramiken in Vallauris. Skulptur »Pavian
mit Jungem« Retrospektive in Tokio.
1952
Malt zwei große Wandbilder, » Der Krieg« und
»Der Frieden«, für »Friedenstempel«
in Vallauris. Verhältnis zu Françoise wird schlechter.
1953
Arbeitet in Vallauris. Große Ausstellung in Rom, Lyon,
Mailand und Sao Paulo. Stalins Portrait zu dessen Tod führt
zu Kontroverse mit Kommunistischer Partei. Reihe von Büsten
und Köpfen nach Françoise. Fahrt mit Maya und Paul nach
Perpignan. Trifft dort Jacqueline Roque. Françoise zieht
mit Kindern in Rue Gay-Lussac.
1954
Trifft Sylvette David, ein junges Mädchen; Serie von Portraits.
Bildnisse von Jacqueline. In Vallauris mit Francois und den Kindern
sowie Jacqueline. Mit Maya und Paul in Perpignan. Trennung von Françoise.
Jacqueline zieht zu ihm. Matisse stirbt (Picasso: "lm Grunde
gibt es nur Matisse"). Beginnt mit Variationen über »
Die Frauen von Algier« nach Delacroix.
1955
Olga Picasso stirbt in Cannes. Mit Jacqueline in der Provence
größere Retrospektive in Paris (danach München,
Köln, Hamburg). Clouzot dreht Film »le Mystère
Picasso«. Kauft Villa »La Californie« in Cannes.
Portraits von Jacu Jueline.
1956
Serie von Atelierbildern darunter "Das Atelier", "La
Californie" in Cannes und »Jacqueline im Atelier»
Große Bronzeskulptur »Die Badenden« nach Assemblagen
in Holz. Feiert 75 Geburtstag mit den Töpfern in Vallaunis.
Protestbrief an die KP wegen Einmarsch der Russen in Ungarn.
1957
Ausstellungen in New York, Chicago und Philadelphia. Arbeitet
in »La Californie« an vierzig Variationen über
»Las Meninas« von Velázquez. Erhält Auftrag
für Wandgemälde im neuen UNESCO Gebäude in Paris.
1958
Beendet UNESCO Wandgemälde »Der Sturz des Ikarus«.
Kauft Schloß Vauvenargues bei Aix-en-Provence; arbeitet dort
zeitweise zwischen 1959 und 1961.
1959
Malt auf Schloß Vauvenargues. Beginnt mit Variationen
über Manets »Frühstück im Grünen«
Wendet sich Linolschnitt zu.
1960
Retrospektive in Londoner Tate Gallery mit 270 Werken. Entwürfe
aus ausgeschnittener Pappe für großflächige Metallskulpturen.
1961
Heiratet Jacqueline Roque in Vallauris. Umzug in Villa Notre-Dame
de-Vie bei Cannes. Feiert 80. Geburtstag in Vallauris. Arbeiten
aus bemaltem und gefalztem Blech.
1962
Über siebzig Portraits von Jacqueline. Erhält abermals
Lenin-Friedenspreis. Bühnenbild für Pariser Ballett. Viele
Linolschnitte.
1963
Variationen über Jacquelines Portrait. Serie zum Thema
»Maler und Modell«. Eröffnung Museo Picasso in
Barcelona. Braque und Cocteau sterben.
1964
Françoise Gilots Memoiren »Leben mit Picasso«
erscheinen und führen zum Bruch Picassos mit Claude und Paloma.
Ausstellungen in Kanada und Japan Entwurf für riesige Metallskulptur
nach » Frauenkopf« für Civic Center in Chicago
(1967 aufgestellt)
1965
Gemäldeserie zum Thema »Maler und Modell«,
Landschaftsbilder Magenoperation in Neuilly-sur Seine; letzte Reise
nach Paris
1966
Zeichnet und malt wieder; ab Sommer auch Druckgraphik. Große
Ausstellung zum Gesamtwerk in Grand Palais und Petit Palais in Paris
(über 700 Arbeiten); viele Skulpturen aus Picassos Besitz.
1967
Lehnt Aufnahme in Ehrenlegion ab. Muß Atelier in Rue des
Grands Augustins räumen. Ausstellungen in London und New York.
1968
Sabartés stirbt. Picasso schenkt Museum in Barcelona
58 Bilderserie »Las Meninas«. Macht 347 Radierungen
in sieben Monaten.
1969
Zahlreiche Gemälde: Gesichter, Paare, Stillleben, Aktfiguren,
Raucher.
1970
Schenkt alle Werke aus Familienbesitz in Spanien dem Museum
in Barcelona (Jugendwerke aus Barcelona und La Coruna).
1971
Feiert 90. Geburtstag.
1972
Zeichnet Serie von Selbstbildnissen. Schenkt Museum of Modern
Art in New York »Drahtkonstruktion« von 1928.
1973
Stirbt am 8. April in Mougins und wird am 10. April im Garten
von Schloß Vauvenargues beerdigt.
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