Nydam - Besuch in Schleswig

von Reinhard von Tümpling

 

Mein Dank gilt vorweg meinem Bekannten Paul, der mir als Beifahrer und Mitbesucher der dargebotenen drei Ausstellungsorte in und um Schleswig am 20.4.2013 willkommene, sichere und heitere Begleitung gab.

Als Vorbemerkung....

Als Vorwissen aus etwa 500 n. Chr. erscheint wichtig: zur Einbindung der Franken, Alemannen, Insel Reichenau

Zur Geschichte der Obotriten (gilt erst nach Nydam):


Das Wikingerdorf Haithabu und der weitere Komplex dazu in Schloss Gottorf in Schleswig gelten als das bedeutenste Ensemble der Wikinger, die auf deutschem Boden lebten; als Orginalschiffsfragment, mit Originalfunden und in der Neuzeit mit historisierenden Hausnachbauten. Archäologische Grabungen begannen in Haithabu etwa 1900 - 1915.


Sehr anschaulich:

ein hervorragender Film des Norddeutschen Rundfunks...
http://www.bi ng.com/vi deos/search?q=nydam+boot&view= detail&mid=0A9F582E39023EFC052F0A9F582E39023EFC052F&first=0&FORM=NVPFVR ein schöner Film....

 

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Wir begannen mit der Besichtigung des Wikingerdorfs Haithabu, dieser kleinen historisierenden Anlage zur Veranschaulichung des damaligen Lebens in diesem größten Handels- und Lebenszentrum der früheren Welt. Wer durch diese vielgestaltige Moränenlandschaft mit dem Navi fährt: „Am Haddebyer Noor, 24866 Busdorf“. Es liegt in der Talsenke zum vorletzten versteckten See der ganzen Schlei hin gelegen, gegen Land hin abgeschirmt und recht versteckt, zum See hin aber sofort gleich zugänglich. Ein kleines modernes Wirtschafts- und Kassenhaus zu Beginn mit guten sanitären Anlagen und Videoüberwachung befindet sich etwas oberhalb, bevor man als Besucher anteilnehmend in dieses geschichtliche Vorzeigebeispiel taucht.

 


Bild: Haithabu_1.jpg
. eine große anschauliche Lehrtafel lädt oben am Parkplatz zum Betrachten ein.


Bild: Haithabu_2.jpg
: die Ganz-Ansicht. In weiter Ferne links sieht man das futuristisch mit Alu gedeckte Gebäudestück der eigentlichen Wikingersammlung im gegenwärtigen Zustand. Ein sehr bescheidener aber unfassbar neuer Anblick und dennoch mit sehr viel Inhalt liegt dort am Waldrand versteckt.

Uns fielen die handgebeilten senkrechten Planken zur Auskleidung des Abwasserkanals auf, das Flechtwerk um die Häuser herum, die Bohlen...., das wie eine Wehranlage mit Wassergraben gewirkt haben muss.

Als der Araber At-Tartushi um 965 Haithabu als Händler besuchte, bestand schon ein bergender halbkreisförmiger Wall um die Stadt, die Steganlagen des Hafens, sowie die Speicherhäuser auf den Stegen.


Bild: Haithabu_3.jpg
: ganz anmutig, die weiten fallenden Gewänder, dieser Augenmerker....


Bild: Haithabu_4
.jpg: etwas versteckt hinter dem kleinen Kassenhäuschen und unter der Plane; ein kleines Boot dahinter mit modernen Mitteln gearbeitet, sogar schräg geschiftete längslaufende Planken, schön lackiert... leider unter einer Plane... und auf einem Rollwagen, damit es leicht zu Wasser gelassen werden kann.

 


Bild: Haithabu_5.jpg
: der Balkenmacher mit Axt, Beil und Zieheisen, die mit Holzdübeln überlappenden Bretter auf der Wetterseite, ein hoher First und leider kein Blitzableiter, dies moderne Zubehör würde helfen, Schaden zu vermeiden.

Bild: Haithabu_6.jpg
: die Ansicht ins Dach hinein, gedeckt mit Reet... fest gebundene Sparren und ebenso gebundene Dachlatten...

 


Bild: Haithabu_7.jpg
: das Detail einer Tür, der Blick in die Sparren und das Schilf zur Dachdeckung, mit Seilen gebunden und geschnürt; die Hauswand bestand entweder aus senkrechten handgebeilten Balken und Brettern oder geflochtenen Faschinen und Lehmputz, dabei kragte das Dach des Hauses mit seinem Stroh weit über die Hauswand hinaus.
Die gebeilten Bretter haben die Besonderheit, dass sie radial aus dem gespaltenen Stamm bestehen und durch eine parallele Keep ineinander gesteckt sind. Ein zweites Hausbauverfahren ist die Fachwerkbauweise mit Flechtwerk dazwischen sowie Lehmputz.
Andere Siedlungen im Ostseeraum dieser Zeit haben geklinkerte Bretter und Schindeln als Dachdeckung mit einer gesamten halbovalen Schalenform.

 


Bild: Haithabu_8.jpg
: der halbkugelförmige Brotbackofen, mir fehlte der Kamin. Ein starkes Feuer wurde im Lehmofen entfacht, dann das Feuer heraus gezogen, und die Brotlaibe nur mit der Hitze des umgebenden Lehmkörpers gebacken.

Bild: Haithabu_10.jpg
: Draufsicht von vorne, mit dekorativem Brennholz, kleine Zweige und Körbe

Bild: Haithabu_11.jpg
: der schräg stehende und angelehnte Webrahmen mit hängenden Ton-Gewichten für die Kettfäden.


Bild: Haithabu_12.jpg
: die ganze Ansicht....


Bild: Haithabu_13.jpg
: Weiden- oder Birkenbast, zum Herstellen von Seilen oder anderem Flechtwerk


Bild: Haithabu_14.jpg
: die andere Seite der Holzwerkstatt; stehend aufgerichtet der Handbohrer mit dem scharfen Bohrlöffel, im Vordergrund in Leder eingepackt die Stemmeisen, die Axt zum Beilen von längslaufenden Bohlen und auf dem Hackklotz liegend eine kleine Streitaxt.


Bild: Haithabu_15.jpg
: die Schmiede..... glaubwürdig wird der kleine Amboss links sein, der rechte große Amboss bedeutete eine riesige Menge gehärtetes Eisen, und das will erst einmal produziert worden sein (von den Römern erlernt nach der Rasen-Eisenerzmethode), zugleich fehlt auch ein riesiger Ofen, um diese Menge für einen Guss zu erschmelzen und dann zu schmieden, das kann so nicht stimmen...

 


Bild: Haithabu_16.jpg
: ein Schlafsaal, ein Feuer mittendrin auf einem dreibeinigen Kochgeschirr, die Betten (eher Liegestatt) bestehen aus eng gestellten Fellen mit Gestellen ... man geht von der typische Dreiteilung der recht kleinen Häuser aus, einem Wohnbereich, einem Stall- und einem Handwerksbereich.

 


Bild: Haithabu_17.jpg
: der Versammlungssaal, einfache Bänke vor dem Tisch und dem Thron des Vorsitzenden ( ! )

Bild: Haithabu_18.jpg
: die Thingstätte, der besondere Augenmerker, ein langer großer Tisch und der Thron dazu...

Bild: Haithabu_19.jpg
: ich selbst setzte mich einmal kurz in diesen Sessel.... ein liebevoll angefertigtes und kopiergefrästes Retro-Made nach Original-Zeichnungen des Oseberg-Grabfundes (die Bettpfosten); warum auch nicht so etwas für das Museum in Haithabu anfertigen? Roskilde besitzt auch eine Kostüm-Ecke, in der man anschaulich und rollenspielend in die abgedunkelte Vergangenheit einer Knorr tauchen kann... mit Kisten, Tonnen, Kleidung...

 


Bild: Haithabu_20.jpg
: ein nachgebauter Wikinger-Kampfschild aus Holz, mit halbkugelrundem Mittelteil zum Tragen und Metall-Rand

 


Bild: Haithabu_21.jpg
: der Amulett- und Metallgießer.... in seinem winddichten Zeltgestell....


Bild: Haithabu_22.jpg
: er legt frische Holzkohlen in das kaminartige Tongefäß nach, um mit zwei Blasebälgen wechselnd das Feuer und die Glut hochzuhalten und um die Hitze zu erreichen, mit der das Metall geschmolzen werden kann.

 


Bild: Haithabu_23.jpg
: der Gießer zeigt vor, wie aus einer frisch gegossenen Beispielsform der Holzkern für das Loch
des Lederhalsbandes entfernt wird....


Bild: Haithabu_24.jpg
: nun bereitet der Gießer den zweiten Guss vor, weil Kundschaft da ist, ein Vater mit seinen zwei Söhnen; man kann den Steigerkanal sehen in beiden Hälften sehen und versteht die beiden hohlen Negativ-Formen aus schwarzem Schiefer.
( http://de.wikipedia.org/wiki/Schiefer )

 

Es gab auch die Gießmethode in Speckstein. Roher Speckstein ist weich, lässt sich gut in diesem Zustand schnitzen und wird erst durch Erhitzen hart.
http://de.wikipedia.org/wiki/Speckstein

Speckstein wird als Handelsware an Lagerstätten in Norwegen abgebaut; aus ihm können auch Essgeschirre geschnitzt werden oder Löffel, sogar für Linkshänder. Eisenkessel mit Dreibein-Hängegestellen für die Küche waren teuer, deshalb wurde das Keramikgeschirr von Frauen angefertigt

 


Bild: Haithabu_25.jpg
: die Form wird zusammen gebunden und nun mit einem Löffel und flüssigem Zinn langsam und vorsichtig ausgegossen, bis das Zinn aufsteigt und die ganze Form gefüllt hat

Bild: Haithabu_26.jpg
: nun lässt der Gießer den Jungen das heiße Zinn alleine in die Form hinein gießen (er führt aber zur Sicherheit den langen Handgriff mit).

 

Ich habe mir selbst für 6 Euros als Angedenken einen kleinen „Thors Hammer“ gießen lassen. Wer weiß schon, wie sehr damit das magische Denken beeinflusst wird?

 


Bild: Haithabu_27.jpg
: die Verkäuferin für Textiles, sie bot Stoffe an, Bordüren, Randbänder und anderes, Wollmützen z.B. und Kinderschuhe.... schöne liebevolle gedeckt-buntfarbige Sachen.... Wer von den Besuchern mag, kann sich aus diesem Stoff eigene Kleider nähen. Auch wurden damals sehr teure Glasperlen auf diese Bordüren genäht.

Blieb nach dem Schneidern von Kleidung Stoff übrig, wurde dieser z.B. zum Tamponieren bzw. Aufwischen von Birkenteer verwendet, mit dem man die Planken des Schiffsholzes abdichtete oder man verwendete die Stoffreste zum Teer-Kalfatern von Planken. Teer war Handelsware.

http://de.wikipedia.org/wiki/Birkenteer


Bild: Haithabu_28.jpg
: zuletzt noch der Holzschnitzer, zugleich der Wächter am Ortseingang dieses kleinen Dorfes.... mit dem Zieheisen zum Glätten der Bäume vom Rindenbewuchs z.B. ... Für mich war nicht ganz klar, ob er eher Zimmermann oder Tischler war, wohl aber eher beides.

Haithabu besaß als Händlerstadt auch spezialisierte Handwerker jeden Gewerkes.

Diese Handwerker trugen vorrangig selbst ja nichts direktes zum Herstellen oder zum Erwerb ihrer Lebensmittel bei. Also erwirtschafteten die anderen Gewerke mindestens im Tauschverfahren schon genug Lebensmittel zur Verteilung in spezialisierte Gewerke. Man nimmt aber das Beherrschen von mehreren Handwerksechniken zugleich an.

Es gibt auch noch einen anderen Zeltstand, der seine Waren eher mehr als Sammelsurium anbietet; Re-Mades zur Wikingerzeit z.B. schmücken kleine und teure Kästchen...


Wir fuhren weiter, denn diese nachgebauten und archaisierend wirkenden Häuser waren nicht das einzige Besuchsziel.

Ewa 500 Meter weiter weg befinden sich als Museum die wabenartig verschachtelten Häusergruppen von hallenartigen und fast buckelschildartig gebauten festen Museumshallen in solider Leimbinder-Sparrenqualität, deren überfasste Räume alle miteinander verbunden sind und die einen geschickt gestalteten Rundgang erlauben. Man beginnt den Rundgang in der großen Ausstellungs- und Kassenhalle, in der es Bücher und Schmuckimitate zu sehen und zu kaufen gibt, und ebenso den Zugang zu einem kleinen Cafè mit Innenraum und Außenterrasse mit weitem Blick über den See erlaubt. Der Verkaufspunkt der vielfältigsten Drucksachen zeigt buntes Material für Kinder als auch für Erwachsene in bester Qualität.

Ich kaufte ein besonderes Schmuckstück aus Silber, als Geschenk.

Fast hat man den Eindruck, als handle es sich alles in allem um eine Art Labyrinth, das sich öffnet und wieder schließt und frei lässt.

Niemand wird diese konzentrierte und dicht beschickte Ausstellung ohne nachhaltigen Eindruck wieder verlassen, wenn man sich geduldige Zeit genug nimmt und die vielen beachtlichen und magischen Exponate auf sich wirken lässt.

„Wirken“, ja wirken, scheint mir angemesser zu sein, dem Betrachter vorsichtig nahe legen zu wollen, um dem fast zeitlosen Wesen der Stücke gerecht zu werden.

Es ist ein recht verstecktes Museum, und nicht eine weltbürgerliche Handwerkswerft mit Fortbildungsstätte wie in Roskilde, die beides miteinander vereint. Roskilde ist wegen seines unmittelbaren offenen Zugangs zum Wasser eher eine Werft, ein Hafen oder ein großes Handelshaus, öffentliche Slipanlage und abgesondert eine weite Ausstellungshalle mit Event-Charakter. Die Werft- und Museumshallen sind dort funktional in ein Ganzes eingebunden. Haithabu in Busdorf hingegen hat den Zugang zum dekorativen See der Schlei zwar offen, die aber andererseits durch einen sehr flachen Damm abgesperrt und somit nur schwer schiffbar ist und geschichtlich wohl auch nie Hafen als vielmehr verlandendes und schilfbesetztes Moor war.

Das historische lebendige Haithabu hatte gegen See hin eine schützende Steganlage mit zwei Wachttürmen, einen eigentlichen Waren-Ladesteg, mehrere Landliegeplatze sowie eine Werft zum Bootsneubau, wenn man dem Zeichner des Begleitbuches glaubt. Zuletzt aber hatte Haithabu einen weiten halbkreisförmigen Wall gegen Land hin, der im Inneren seine Einwohner schützte.

Gegen den Landangriff von Süden her schützte das Danewerk, eine Wallanlage mit vorgelagertem Graben, der von den jütländischen Königen gebaut worden sein soll. Als letzter dänischer daran beteiligter König wird König Blauzahn genannt. Mit dem Wall wurde Dänemark und Haithabu als ein Herrschaftsgebiet benannt und abgegrenzt, beginnend auf der Schlei an der Ostsee-Seite und der Rheider Au auf der Westseite in Richtung Nordsee hin. Damit besass Haithabu ein Handels- und Verkehrswegemonopol. Der Landweg zwischen Schleswig und Hollingstedt ist nur kurz.

Wahrscheinlich mussten die zu Lande z.B. nach Süden fahrenden Händler sich auch durch Geleit schützen.

Ein moderner Freizeit-Skipper mit Kielyacht würde sofort wegen des Flachwassers festsitzen. Ein flachgehendes Wikinger-Langboot hingegen vermochte sehr wohl tief bis ins Schilf hinein rudern können, am Steg festmachen oder auch leicht uud gefahrlos auflanden.

Der Teppich von Bayeux zeigt anders auch, dass die Wikinger sehr wohl das Tiefenlot besaßen, um die jeweilige Wassertiefe zu messen. Die tief ins Land einschneidende Schlei war nicht frei zugänglich, die Sichtachsen waren verstellt. Knapp an der Küste besass die Schlei sogar noch eine künstlich angebrachte Seesperre- ähnlich wie in Roskilde.

Ein kleiner künstlich aufgeschütteter Wall schützt gegen störende Sportboote von der Schlei her. Man muss sich zugleich vorstellen, dass die Ostsee damals einen etwas niedrigeren Wsserstand als heute hatte.


Bild: Haithabu_32.jpg
: so mag sich eine Nebelfahrt abgespielt haben; ein Zufallsbild durch die Glasvitrine hindurch...


Bild: Haithabu_29.jpg
: etwas ausserhalb des Cafès hin zum See gelegen auf der kleinen Plattform befindet sich der schöne „Wikinger“-Anker inmitten der Wiese, der sorgfältiger Betrachtung bedurfte; mein Bekannter Paul fand es. Paul sagte aber nichts.

Der Anker stellte sich als humorvoller Mittler heraus, mit dem der Weg zwischen realen Exponaten und museumspädagogischen modernen Werkstücken recht klug beschritten wird.

Vewirrend aber, dass der Anker der Form des im Bayeux-Teppich dargestellten Ankers entsprach.


Bild: Haithabu_30.jpg
: diese andere Ansicht zeigt den Witz des modernen Anker-Schmiedes bzw. der soliden Werftarbeit etwas deutlicher; ein Anker im Brennschneideverfahren.

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In der großen abgedunkelten Eingangshalle befindet sich ein heller Beamer, der ein sehr beeindruckendes Licht auf einen nachgebauten Runenstein wirft und der die Runenschrift näher erklärt, ... projiziertes farbiges Licht auf den Stein, dann eine Zeile tiefer auf einer extra Tafel stimmlich vorlesend der Klang dieser Worte, dann die deutsche Übersetzung und dann die englische. Dieses sog. „Futhark“-Alphabet auf Hölzchen, Knochen oder ähnlichem, z.B. großen Feldsteinen, eignete sich auch als Grenzgemarkung, Waren-Geleitbrief und diente auch gewissermaßen als Ausweis und Besitzanzeige.


Bild: Haithabu_31.jpg
: eine Grabkammer einer Bootsbestattung und Grablege an Lande, um (auch) die vielen Grabkammern zu begründen, und um die Ansichten der in Dänemark und Norwegen befindlchen Hügelgräber von hochgestellten und verstorbenen Persönlickeiten näher zu erklären...., im Rang einfachere Verstorbene bekamen ein Urnengrab.

Bild: Haithabu_33.jpg
: die vielen Münzfunde sorgfältig in einem kristallin wirkenden Raumgebilde aufgereiht.... geordnet nach Herkunft und Größe und Gewicht. Die kleine originale Balkenwaage der Warenhändler wird gezeigt, die Ausgleichsgewichte und auch das Hacksilber der zerschlagenen Münzen.

 

Je weiter weg von Haithabu als Münzstätte sich ein Handel von Ware gegen Münzen abspielte, umso mehr galt beim Handel der Materialwert, eben weil man die Münze nicht kannte und somit auch nicht anerkannte. Haithabu besass das Münzrecht vom König und prägte eigene Münzbleche als Währung und als anerkanntes Zahlungsmittel.

Dann reale historische Funde zu Schwertern, Parierstangen und Knaufe und Dolchen mit Schwertscheiden oder auch Saxe und sorgfältig zusammen gesetzten Gold- und Silberschmiedearbeiten....

Begründet wird der gute Erhaltungszustand mit der bioelektrisch und chemisch wirkenden Eigenschaft des Moorwassers, der sämtliche Holz- und Lederteile verrotten ließ und im zweiten nahebei gelegenen Moor fast nicht- auch verlandeten die Moore zwei Male. Der Grund für den Abfluss des Hoch-Moores wird wohl im geologischen Hebeu und Senken des Ostsee-Raumes liegen. Das nahe dem Nydam-Moor gelegene nördlichere Moor Thorsberg als Ausgrabungsfund gilt als sauer, weshalb alle Eisenfunde und Kleidungsstücke aufgelöst sind und Gold und Silber nicht.

Mit feinsten kriminalistischen Mitteln wurden die Funde ausgegraben, konserviert und nach der Wahrscheinlicheitsmethode ein- und zugeordnet. Die Forscher kennen vom ganzen Ostsee-Raum vom Holz die Jahresringmethode, um geschichtlich bedeutsame Hölzer zeitlich genau einzuordnen. Man kommt zu dem Schluss, dass es sich bei dem Hügelgrab der ausgestellten Grabfunde um eine Grablege von etwa 320 n.Chr bis 350 n.Chr. handelt, was wohl auch die letzte Kriegsfahrt dieses einen Bootes gegen Jütland gewesen sein wird.

Es waren Hochgräber von besonderen stammeseigenen Verstorbenen, auch lag die Grabkammer oberirdisch mit begrabenen Werkzeugen und Schmuck.

Man kam bei dem Moorfund hingegen zu den Annahme, dass die Grabbeigaben den verstorbenen Verlierern z.B. eines Kampfes abgenommen und mit begraben bzw. im Moor versenkt wurden, um nach magischer Denkweise auch die irrationale Wirkung der Waffen (der getöteten Kämpfer) zu vernichten.

Aber bei der gewissenhaften Zählung und Betrachtung des Fundes kam man zum Schluss, dass nicht die besten Waffen geopfert wurde, eher nur die Zweitbesten. Die Habgier der Sieger ließ eher nur eine symbolische Anzahl Waffen opfern.

So wie man den verstorbenen eigenen Häuptlingen mit Lebensmitteln und Werkzeugen als Grabbeigaben ein „Weiterleben im Jenseits“ ermöglichte, nahm man ebenso an, dass die getöten, ermordeten und gefallenen Krieger noch aus dem Jenseits heraus wirken könnten, wie auch die Waffen derselben. Getötete Krieger hängte man angeblich in Bäume, um sie den Vögeln zum Fraß zu überlassen.

Der Warenwert war im Handelsgut und Herstellungszeitaufwand bereits festgelegt; manchmal wurde mit getauschten Waren bezahlt und manchmal mit Münzen.

Waren wurden aus dem skandinavischen Raum selbst importiert, und z.B. auch aus dem fränkischen, friesischen und sächsischem Raum ausgeführt, ebenso aus dem russischen. Schleifsteine wurden von einem besonderen Fels aus Norwegen verhandelt, aus Island in Streifen geschnittene Walross-Haut zur Fertigung von Seilen und Tauen und Dorsch als Trockenfisch und aus Russland Pelze. Auch galt der Handelsweg über Russlands Flüsse in den Orient als Handelsweg. Von den Ostseestränden gefundener Bernstein wurde bis Ägypten exportiert.

Aus Franken selbst wurden Schwert- und Axt-Rohlinge erworben, um sie selbst kunstvoll weiter zu schmieden, um mit Gold- und Silbereinlegedrähten die Griffe und die Parierstange, sowie mit der Schwertscheide den Wert der Waffe erheblich zu verbessern. Langschwerter und Saxe (Kurzschwerter mit nur einer Schneide) unterschieden sich erheblich im Wert, in der Funktion und im Gebrauch. Dennoch verfügten die Wikinger als Handwerker auch über die Rasen-Eisenerzmethode, um über vielfaches Glühen und Schmieden langsam schmiedbare Roh-Eisenklumpen zu bekommen. Fränkische Schwert- und Beilrohlinge waren als Exportgut so begehrt, dass diese sogar gegen des Gebot des Frankenkönigs weiter exportiert wurden.

Ebenso konnte man mit Grassoden aus Regenwasser (Meerwassersoden) und durch Kochen, Verdunsten und Filtrieren Siedesalz bekommen. Steinsalz aus Lüneburg war erst später nur Handelsgut. Der Reichtum Lüneburgs durch den Salzexport kam zum Abflauen und Erliegen, als die Dänen ihren Heringsbestand überfischten.

10 Hühner kosteten 1 Gramm Silber, ein Schwert 120 Gramm, eine Kuh 100 Gramm Silber, Sklaven 250 Gramm, ein Pferd 300 Gramm, ein fertiges Schwert 480 Gramm und ein Kettenhemd 820 Gramm.

Der König besass das Steuerrecht wie auch das Münzrecht. Der Import von Sklaven als Kriegsbeute und der Import von Ostsklaven war mit Zöllen belegt, denn damit schwächte man ja die fremde Wirtschaftsmacht, je nachdem ob die Sklaven ehemals gut ausgebildet waren oder nicht.

Auch waren importierte Rohstoffe und Erze bezogen auf den Handelsweg teuer, weil damit Waffen und Herrschaftsgut für die Kriegerkaste angefertigt wurden. Diese rechtfertigten sich nicht nur mit den besonders ausgebildeten Kriegern, die die Stadtbevölkerung schützten, aber zugleich auch für die Raubzüge verantwortlich sind. Zinn z.B. wurde bereits zur Keltenzeit aus England importiert

Der Mordüberfall mit folgendem Raub aus Lindisfarne wird hierin sein Motiv gefunden haben, nur um die Kriegerkaste selbst zu rechtfertigen- vielmehr auch, sie ungestraft entstehen und fortbestehen zu lassen. Die Wikinger hatte heidnische Natur-Götter und keinen keltischen christlichen Gott.

Gleichwohl bedeutet Edelmetallbesitz zugleich auch die Verbesserung des medialen Handelswertes und der Wirtschaftsmacht, wenn das Edelmetall eingemünzt wird.

Durch brutalen Raubmord wurde aus Abstand heischendem Sakralgold eben eine Zahlungsmünze mit nur noch profanem Handelswert.


Weiter geht es zur größten Ausstellungshalle.

Hier befinden sich die Schiffsmodelle, bzw. die real erhaltenen Bootsreste, die im Seegrund der Moore gefunden worden sind, - in Verbindung mit sehr anschaulichem und gut aufbereitetem Lehrmaterial. Man spricht von insgesamt 3 Schiffsfunden.

Roskilde besitzt zusätzlich noch fünf weitere Schiffsfunde im Schlick des Hafens und in der Seesperre von mehreren versenkten Schiffen.


Bild: Haithabu_34.jpg
: Der Blick auf die geklinkerte Verbindung des Bugstevens mit den Planken des Rumpfes; der besondere Bugsteven wurde als ein ganzes Teil schiffbauermäßig mit überlappenden Plankengängen in der vordersten Keep gefertigt und farblich sehr harmonisch in die ganze Farbgebung eingepasst. Zur besseren Demonstration des kompliziertesten Bauteiles des Bootes stellte man nochmals einen zweiten Bugsteven etwas schräg gestellt ins umgebende dekorative Kiesbett. Ein gleiches museumspädagogisches Verfahren zur Veranschaulichung machte man in Roskilde mit diesem Teil, das wirklich wegen der komplizierten Formen großen bildhauerischen Respekt abnötigt.

Die Bewegungsbahnen der Planken gehen aufwärts weisend auf das aus einem Ganzen gefertigte Stück; ein scharfer Bug kann auf einen scharfspitzen Kiel aufgesetzt und verschäftet ud vernietet werden.


Bild: Haithabu_35.jpg
: der abnehmbare Drachenkopf vom Vordersteven. Man nimmt an, dass der Drachenkopf abnehmbar gestaltet wurde, um nach dem magischen Denken die Bewohner eines Dorfes nicht zu erschrecken, wenn das Boot anlandete. Diese Typen von Langbooten waren immerhin Kriegsschiffe und keine breiteren und langsameren Handelsschiffe vom Typ Knorr, die die Wikinger auch bauten. Die Langboote nannte man auch wegen des abnehmbaren Schmucks an den Steven Drachenboote.

Bild: Haithabu_36.jpg
: noch einmal anders gesehen

Bild: Haithabu_37.jpg
: der aus Messing gefertigteVerklicker, die Windfahne (oder vergoldet) sogar mit Bändseln für den Achtersteven...(weil der Steuermann hinten stand) zur Anzeige der relativen Windrichtung, nach der das Rah-Segel gestellt werden kann. Dies erscheint verwirrend insofern, als dass hier in Haithabu vom späteren Langboot gesprochen wird, aber das eigentliche Nydam-Boot in Schleswig eben doch ein jüngeres Ruderboot ist, aber eben mit eigenwilligen Spanten.

Bild: Haithabu_38.jpg
: ein gut gestalteter Übergang von einer sorgfältigen Zimmermannsarbeit mit vielen anschaulichen Feinheiten zum die Form nachspurenden Stahlgerippe, das die originalen Funde gut einbindet; ein Schnittbild gewissermaßen, um Spanten und querlaufende Träger im Boot räumlich zu zeigen.

Bild: Haithabu_39.jpg
: man darf die gewölbten Planken gerne betrachten (!) und das Rätsel der gewissenhaften Nacharbeit bewundern. Die originalen Planken waren ja doch eben.

Bild: Haithabu_40.jpg
: guterhaltene originale verwitterte Planken; im Hintergrund kann man in den beiden Glasvitrinen die wesentlichen beiden Schiffstypen der Wikinger gut erkennen

Bild: Haithabu_41.jpg
: eine der wichtigsten Erfindungen der Wikinger, der „Mastfisch“; bezogen auf das letztliche Langboot, eine Mastlege- und Haltevorrichtung, in die der Mast mit einer Winde aufgerichtet und befestigt werden konnte. In der Mitte des Bootes konzentrierten sich die Kräfte, die der Wind in das Rahsegel brachte, abgesehen von den Wanten und Stagen. Die Kunst, sehr haltbare Seile und Taue herstellen zu können, bestand also schon zeitgleich.

Bild: Haithabu_42.jpg
: wahrscheinlich die unterste Bodenplanke des Rumpfes (das Kielschwein)

Bild: Haithabu_43.jpg
: eine untere Planke mit Halteformen, um daran die Echtwuchs-Spanten aus Astverzweigungen zu befestigen. Weil dieses Teil eben aufliegt, gehe ich vom „Kielschwein“ aus. Gut zu sehen sind die Nietlöcher. Das Boot besass also wegen des fehlenden tiefscharfen Kiels eine seitliche Abdrift und war am Wind noch nicht segelbar, es war aber auch kein Mast vorgesehen. Die abdichtenden Niete bestanden als Erfindung bereits schon, hingegen war die Verbindung der Planken mit den Spanten noch gebunden, nicht starr genietet.

Die ganze Wikinger-Ausstellung führt weiter zum eigentlichen Schloss Gottorf. In einem extra langflachen Gebäude neben dem Schloss Gottorf befindet sich das fast ganz erhaltene Nydam-Boot.

Ausdrücklich wird die jüngere Geschichte zur Rettung und zum Erhalt des Nydam-Bootes besonders im 2. Weltkrieg beschrieben.


Wer genau hinsieht, begreift die unterschiedlichen Zeit-Entwicklungsschritte der Ausstellung der angebotenen Schiffstypen, denn sie vereinen die Linie vom Nydam-Boot um ca. 320 n. Chr. bis hin zum Drachenboot um 850 n.Chr. Erst in neuerer Zeit verwendete man anstelle des Kielschweins den tiefergehenden und scharf geschnittenen Balkenkiel, der das Boot nicht mehr so leicht abdriften liess und demzufolge ein Ankreuzen gegen den Wind möglich war.


Bild: Haithabu_44.jpg
: die schönen Modellbauten.... unter Glas

Bild: Haithabu_45.jpg
: ein sehr schönes Model mit hochgezogenem Kiel als Steven, Sitzreihen, Rudern und offenen Ruderhörnern

Bild: Haithabu_46.jpg
: der Blick auf das Ruder am Achtersteven

Bild: Haithabu_47.jpg
: ebenso, die Befestigung des Ruders am Achtersteven ist etwas deutlicher zu sehen. Erst in späterer Zeit änderte man die untere Befestigung des Ruders hin zu einer Art größeren massiven „Holz-Tropfens“.


Bild: Haithabu_48.jpg
: zwei Modelle hintereinander; das obere (Hjortspringboot) gilt wegen der eigenwilligen Stevenkonstruktion als das ältere; das untere wegen seiner sehr hoch und weit gezogenen Steven als erheblich seetüchtiger und wellengängiger, der Übergang zum Langboot deutet sich schon an.


  • http://www.hjortspring.dk/wold/index_en.htm Das Hjortspringboot gilt als Vorläufer des Nydam-Typs. Es stammt aus der Eisenzeit von ungefähr 350 v. Chr., und war der Folgetyp der Einbaum-Boote.

    Bild: Haithabu_49.jpg
    : der Blick ins Innere des Nydam-Bootes

    Bild: Haithabu_50.jpg
    : erheblich bessere Perspektive...; man sieht deutlich das ebene Kielschwein, die Spanten aus Astholz, und man begreift die Verbindung von Spant und Planke, die Querbretter dienen zum Sitzen und das helle Holz vorne dient zum Abstützen der Füße. Das Boot bekommt so eine elastische federnde Struktur, die auch heftigerem Wellengang mit Sog und Druck gut widersteht. Man achte bitte auch auf die Ruderhörner (auf dem Dollbord, die Dollen), die aus weichem Astholz sind und abnehmbar gestaltet waren, auch weil die härteren Ruder ständig dagegen scheuerten. Die Bohrung im Ruderhorn diente wohl zum Sichern des Ruders mit einem Seil. Die abnehmbaren Verschlussklappen im Dollbord wie beim Langboot war noch nicht erfunden, mit dem schon am Wind gesegelt werden konnte; die Ruder lagen in Ruderhörnern offen auf.

    Bild: Haithabu_51.jpg
    : ein aus neuester Zeit (!) stammendes Ösfass. Mit díesem Wasserschöpfer wurde überkommendes Wasser im Boot von der Bilge nach außen geschöpft.
     

Der Begleittext zur Ausstellung beschreibt das Boot als 23 Meter lang, 3,5 Meter breit und gut einen Meter hoch. Es hat 7,8 Tonnen Wasserverdrägung und trägt 1 Tonne Ballast. Mit 30 Ruderern und 15 weiteren Personen an Bord, z.B. Kriegern, erreichte das Boot bis zu 8 Knoten Geschwindigkeit. Die Ruder maßen je nach Anordnung im Boot zwischen 2,80 Meter und 3,90 Metern Länge. Die längslaufenden 20 Meter-Planken sind aus zwei Teilen in der Mitte sehr flachschräg geschiftet und wurden dann auf Bedarf hin gekürzt. Parallele Linien der Plankengänge wurden schon genietet und den Parallelreißer gab es schon bereits.

Ein Dollbord mit abdeckbaren Löchern wie zu späteren Zeiten des typischen Wikinger-Langbootes besass dieses Boot noch nicht, wohl aber abnehmbare Ruderhörner. Die Zuladung von leichten Schilden und Waffen wurde wohl in den Bug gebracht oder auch im Achterschiff verstaut.

Zum Vergleich konnte die später gebaute Knorr als Handelsschiff etwa 4 Tonnen mittschiffs tragen (einschließlich des Ballasts), die von nur 6 - 7 Mann Besatzung gesegelt wurde.

Bis zur Entwicklung des typischen Langbootes vergingen immerhin 400 Jahre hin zum Beginn der Wikinger-Hochkultur.

Am Opferort, d.h. dem Ort der Versenkung im Hochmoor auf Jütland fanden sich nebenbei 350 Speere, 37 Äxte und 40 Bogen, die anscheinend planvoll in einer Zeremonie versenkt wurden.

Diese Arbeitsleistung für die Anfertigung der Waffen eines Verlierers ging in dessen Lebenskollektiv natürlich verloren, ebenso wie die statistisch zu erwartende restliche Lebens- und Überschussleistung. Das Kollektiv der Verlierer wurde also um gerade diese Lebensleistung geschmälert und Krieger galten sowieso schon als frühzeitig privilegiert.

Es wird vermutet, dass an den Kriegskämpfen damals 500 Krieger beteiligt waren und schliesst deshalb auf ein gesamtes Kollektiv von etwa 50.000 Menschen sowohl auf der Sieger- als auch Verliererseite, wenn man die gesamte Siedlungsdichte betrachtet.

Das dänische Jütland und weit hineinreichende Gegenden des heutigen Schleswig Holsteins war von Angeln bewohnt. Die vorhandenen Funde zeigen auf die damals 3 Male angreifenden Kämpfer aus Osten her, die wohl aus Südnorwegen, Südschweden, Mecklenburg oder Polen gestammt haben mögen, und die überlebenden Sieger, wie auch die erfolgreich Fliehenden nahmen ihre Waffen ja wieder an sich.

Das gefundene und rituell versenkte Nydam –Boot wird wahrscheinlich Jütland von Fünen her angegriffen haben; dafür sprechen die stilleren friedlicheren Obotriten der Ostsee und die bereits gut bewaffneten Angeln im Süden. Die wahrscheinliche nahe Bootsverbindung zwischen Fünen und Jütland vereinte auch militärische Präsenz.

War ein Kriegszug erfolreich, brachten die Sieger ihre eben nicht geopferte und wertvolle Beute mit heim, um sie auch als Mitgift bei einer Eheschließung und als Ausdruck der Potenz zu verwenden. Krieger heirateten eher im Durchschnittsalter von 35 späten Lebensjahren, daheim gebliebene Bauern und Handwerker werden eher mit 20 geheiratet haben und die Frauen wählten sich ihre Männer aus, woraus man schließen könnte, dass der damalige Heiratsmarkt nicht mit der heutigen Lebenslage vergleichbar war. Funde von Schmuck und Glasperlen (als fernab erworbenes Handelsgut) deuten auf eine Brautgabe hin.


Die Größe des Bogens war an die Körpergröße des Bogenschützen angepasst.

Man kann schätzen, dass die Anfertigung eines Pfeiles je nach Jagdzweck mit verschiedenen Klingen und der Befiederung einen Tag dauerte.

Der Ertrag einer Ernte betrug gerade mal das Doppelte der Aussaat. Erst als der Hakenpflug mit Eisenspitze, Stützrolle und Zerkleinerungsbreiter erfunden wurde und man das Brustgeschirr für das wesentlich kräftigere Pferd mit Hufeisen hinzu erfand, vergrößerte sich die Ernte.

In Notzeiten ernährten sich die Wikinger von Aas, Seetang, arktischen Flechten und Rinde.

Seit Bestehens der Wikinger in Haithabu verbesserte sich das Klima um etwa ein Grad Celsius, was der Ernte zugute kam und dieses wiederum hatte als Folge eine Überschussentwicklung der Ernte. Zur Aussaat kamen in der Dreifelderwirtschaft als Frühjahrsaussaat Gerste und Hafer, Roggen und Weizen (Dinkel) wurden zum Herst hin ausgesät. Die Stadt Haithabu soll etwa 1000 Einwohner umfasst haben und der Bedarf an Äckern wird als 600 Quadratkilometern beschrieben.

Eine belegte Quelle beschreibt eine Lieferung des westlich weiter weg gelegenen Elisenhofes mit Pferdebohnen, Gerste, Hafer und Lein als Ölfaserpflanze nach Haithabu. Lein wurde als Ölpflanze, aber auch als Faserpflanze vewendet.

Die Haupternährung durch Fische gestaltete sich mit 26 Fischsorten, z.B. von Hering und Barsch. Dorsch kam nur getrocknet als Importnahrung nach Haithabu. Der Hering kam durch die Salzkonservierng als Handelsware in den Ostseeraum oder als Fastenhering bis Süddeutschland.

Die Jagd war Vorrecht der Führungsschicht.

Tierische Nahrung hatte man durch Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Schlachtrinder ergaben 100 Kilo Fleisch, Schweine etwa 40 Kilo. Schafe wurden als Woll-Lieferanten gehalten. Die Rinder waren kleiner als die heutigen Hochleistungsrinder und lieferten wesentlich weniger Milch Die Milch war begehrt, ebenso wie auch die Milch von Ziegen, die in den kleinen Seitenstreifen zwischen Hauszaun und Hauswand gehalten wurden.

Als Obst genoss man Pflaumen und gelegentlich Pfirsichbäume. Als Wildfrüchte hatte man Schlehen, Wildkirschen, Wildäpfel, Holunderbeeren, Walderdbeeren, Himbeeren, Weißdorn, Eberesche, Haselnüsse und Bucheckern. Aus dem gefundenen Hopfen konnte man bereits Bier brauen und Speisepilze konnte man schon unterscheiden und gekocht essen.

Walnüsse und Wein mussten importiert werden.

Gesüsst werden konnte nur mit Honig.


Im archäologischen Betrachtungszeitraum vom 9. bis zum 11. Jahrhundert wusste man von etwa 12.000 Gräbern, wovon 1500 näher betrachet wurden und in etwa der Hälfte fanden sich Grabbeigaben.

Bei Männern fanden sich Waffen, wie z.B. im reichsten Grab, also dem Bootskammergrab und im Frauengrab schöne Kleidung und Schmuck. Das Männergrab enthielt zwei Paar Pferdegeschirre, Schwerter und Schilde sowie drei Pferdeskelette. 95 % der anderen Gräber fanden sich ohne Grabbeigabe. Eine christliche Bestattung erfolgte ohne Beigabe mit den Füßen nach Osten und mit dem Gesicht nach Westen

Ältere jütländische Leichenbrandgräber erfolgten in einer Grube und danch erfolgte eine Urnenbeisetzung auf einem Hügel. Ab 800 nach. Chr. konnte man eine getrennte Bestattung nach jütländischen, slawischen und sächsischen Stammesangehörigen nachweisen, danach glichen sich die Bestattungsformen an.


Das Wort der „Wikinger“ ist ein Art Sammelbegrff derer, die an der Bucht leben (wiek = Bucht).

Eine Bucht ist überschaubar und kann eine Talenge haben und hat eher einen strategischen Siedlungsvorteil. Eine Bucht bietet nur den Wirtschaftraum, wie groß eben das Land dahinter zu behandeln, zu pflegen und zu bewirtschaften ist, aber auch zu verteidigen ist. Eine Gruppe von gemeinschaftlich Handelnden und Lebenden war in der Lage, politische Bündnisse, Freundschaften und Verwaltungsgemeinschaften zu schließen.

So könnten zwei Dörfer groß genug geworden sein, um sich Krieger mit begrenzten Scharmützeln und auch Tributzahlungen leisten zu können.

Friedlicher Handel entwickelte sich aus den lokalen Besonderheiten.

Die Römer als kultivierte linksrheinische Technik-Vorläufer hatten ein Herrschaftsgefüge, das durch den Grenzwall nach beiden Seiten hin Vorteile bot.

Die dort eingezogenen oder freiwillig sich verdingenden Germanen lernten durch Einordnung und militärische Struktur auch den Gebrauch von kriegstechnischen Fertigkeiten, um sich zuallererst verteidigen zu können. Diese freiwilligen germanischen Soldaten erlernten aber auch den römischen Bootsbau und übermittelten diese Fähigkeiten in die Heimat, wenn sie aus dem Dienst des Alters wegen wieder entlassen wurden.

Ein Sklavenanteil als Kriegsbeute und Zuwanderer erbrachten einen Zuwachs von allgemeiner Produktion und besonderen Handesgütern und eine vergrößerte Zahl von Kriegern.


Der Wechsel der Religion zum christlichen Glauben erfolgte wohl aus etlichen Missionierungen heraus.

Zum einen erkannte der jeweilige (dänische) König die friedensstiftende Wirkung der christlichen Religion und förderte die Niederlassung der Missionare, zum anderen warben die Missionare durchaus mit Geld um das Ansehen ihres Gottes. Bestimmt war die christliche Religion gewaltlos und der Erlösungsgedanke nicht auf einen Tod im Kampf hin ausgerichtet.

Bei einigen Feldzügen und räuberischen Seefahrten schien man auch Probleme mit der Rekrutierung der Mannschaft eines Bootes zu haben, wenn z.B. die Witwen von Hofstellen nicht die nötige Zahl von Ruderern füllen konnten. So entstanden friedensbereite Heimatmenschen und kriegsbereite Angriffskämpfer. Auch gilt die Eroberung und das Sesshaftwerden z.B. in der Normandie und auch z.B. von York in England als einer der wesentlichen Gründe für das Ende der Gewalt ausübenden Wikingerzeit.

Bestimmt mag sich auch die Qualität des Seehandels geändet haben.

Händlerzünfte organisierten Geleitzüge wegen der zunehmenden Zahl von Piratenüberfällen, Reeder und der Ausbau der Handels- und Kaufmannsmissionen mögen zum Ende der Wikingerzeit beigetragen haben.


wahrscheinlich eine nützliche Datei..... gleichwohl....


Benutzte Literatur:

Michael Gebühr, Opferplätze der Eisenzeit, Nydam und Thorsberg, Verein zur Förderumg des Archäologischen Landesmuseums e.V., Schloss Gottorf, 24837 Schleswig (Kassenkatalog). Keine ISBN-Nr., 7 Euros.

Hildegard Elsner, Wikingermuseum Haithabu, Wachholtz-Verlag, keine ISBN-Nr., wesentlich umfangreicher. Mit differenzierter Quellenangabe.

Wiki

Peter Moosleitners Magazin (PM), Mai 2013, In Sottrupskov in Südjütland baute man seit 19 Jahren das Nydam-Boot nach


Offiziell wird für das Ende der Wikingerzeit oftmals die Schlacht von Hastings herangezogen. Diese fand im Jahr 1066 n. Chr. statt und ging vor allem gemeinsam mit dem Namen "Wilhelm der Eroberer" in die Geschichtsbücher ein.

Dabei wirkte die Mission des Christentums sich ganzheitlich auf das Leben und Wirken der Wikingerstämme aus und wandelte die Strukturen der einzelnen Völker kräftig um. So lebten die heidnisch geprägten Wikingerstämme in Stammesverbänden mit einzelnen Häuptlingen (Jarl, Jarlschaften) und begründeten ihre Rechte und Privilegien auf Gesetzen des Blutes, der Ahnen und der Sippe.

Durch das fortschreitende und an Macht gewinnende Christentum konnte allerdings das Königswesen als eine christlich und göttlich legitimierte Position an Macht und Einfluss gewinnen und gegenüber den einzelnen Stämmen und Stammesverbänden an Bedeutung gewinnen. Mehr und mehr verloren die einzelnen Häuptlinge ihren Einfluss zugunsten eines Königs, was sich auch auf die kulturelle Praxis auswirkte.

Da die Christianisierung bereits seit 1000 n. Chr. auf dem Vormarsch war und auch in das Leben und Wirken der Wikinger eingriff, gingen die räuberischen Überfälle und Plünderungen seitens der Wikingerstämme zurück.

In den Auseinandersetzungen zwischen Dänemark und Norwegen wird die Handelsstadt Haithabu 1049 weitgehend zerstört- ab 1060 völlig. Der Handel ging an Schleswig über.

 

Die Abotriten (Obotriten) beherrschen 1060 mit ihren Schiffen die westliche Ostsee.

Sie sind eine ständige Gefahr für den dänischen Hafen Schleswig, das Haithabu im Seehandel mit Russland und mit tiefergehenden Schiffen abgelöst hat.

In Schleswig gibt es bereits eine Gilde von Seehändlern, die von einem Aldermann (Ältesten) geleitet wird. Die Mitglieder geben einander Hilfe gegen unlautere Konkurrenz, bei Schiffbruch, bei Gefangenschaft, bei Eidesleistungen vor Gericht und im Fall der Blutrache.


Viele der Seefahrer und Kämpfer hatten Siedlungen gebaut, die sie nicht mehr verließen.

Auch hatte der Erfolg des Christentums ein Umdenken in den gesellschaftlichen Strukturen bewirkt und die alten Bräuche und Riten in Vergessenheit geraten lassen, aber auch in ein christliches Gewand gekleidet und so in die Religion des Christentums überführt.

Auch hatten sich andere Völker nach und nach die seefahrerischen Kenntnisse der Wikinger zunutze gemacht und beherrschten nun die Handels- und Wasserwege, was die Geschäfte der Skandinavier zum Erliegen brachte.

Die Schlacht von Hastings fand im Jahr 1066 nach Chr. statt und wird als ein Ereignis herangezogen, mit dem das Ende der Wikingerzeit markiert werden kann: Am 14. Oktober des Jahres 1066 eroberte der französische Normanne Wilhelm der Eroberer (im Englischen auch bekannt als "William the Conquerer") England.

Nach seinem Sieg und der erfolgreichen Eroberung ließ sich Wilhelm zu Wilhelm I., dem König von England, krönen und führte in den Folgejahren seiner Herrschaft einige wichtige soziale, rechtliche und politische Veränderungen ein.

Auch sorgte er dafür, dass das Land erstarkte und befestigt wurde, was weitere Übergriffe und Angriffe seitens der Wikinger verhindern sollte.

Nachdem Dänemark, Schweden und Norwegen, die Binnen-Länder also, aus denen die Stämme der Wikinger ursprünglich stammten, erstarkt waren und zu großen Königreichen wurden, ließen sich viele der Wikinger nieder und wurden sesshaft.

Auch das Handelsmonopol mussten sie abgeben: andere Länder hatten ähnliche Fähigkeiten und Fertigkeiten im Schiffsbau und im Handel erlangt.

Unzählige Geschichten und Sagen erzählen von den alten Zeiten, den alten Göttern und den alten Kriegern.

Die Stämme der Wikinger haben ihre Spuren hinterlassen in der Geschichte Mitteleuropas und sind nie aus dem Bewusstsein der Geschichte gewichen, die Segel ihrer Drachenschiffe werfen noch immer Schatten über die Geschichte.


Weitere Handelsstädte:


Mit Hastings war die Entwicklungsgeschichte des ausgeübten und gelebten Machtzweiges der Wikinger zu Ende.

Im Kernland der Wikinger war die Bevölkerung der Westküste Norwegens, Südschwedens, Dänemarks durch die Christianisierung sesshaft geworden. Man kann sich leicht vorstellen, was sich für eine Lebenseinstellung bei den Wikingern anbahnte, als sie Abstand nehmen konnten vom Heldentod in den Schlächtereien voller Mordlust. Für einen disziplinierten überlebenden Krieger wird die Annahme des Neuen Testamentes wie eine Befreiung gewirkt haben, und endlich die Aussicht auf ein normales bürgerliches Leben zu haben.

England war besetzt worden mit York und die Menschen integrierten sich ebenso wie in der Normandie. Haithabu wurde von Schleswig aus überfallen und zerstört, und bekam nicht mehr die Entwicklungsbedeutung durch den Warenhandel zurück.

Erst mit der Entwicklung der bauchigen und gedeckten Kogge kam die Handelsentwicklung hin zur Hanse wieder sicherer in Gang.


Übrig blieb wohl der Respekt:

Sie hatten praktische Handwerkstechniken nacherfunden und den Bau der Langboote bis zur Perfektion gebracht und das Sozialleben in einer aggressiven Kultur geordnet entwickelt, um so etwas herstellen zu können. Wünschenswert erschien damals noch, eine Art von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und in der Waldwirtschaft zu entwickeln. Bestimmt besassen Dänemark und Norwegen damals noch Baumbestände mit mindestens 40 – 60 cm messenden Eichen, die so nicht mehr aufgeforstet worden sind und deshalb war das Ende des Bootsbaues der Wikinger bald abzusehen. Gleichwohl- es entstanden wunderbar schnelle und faszinierend elegante biogene Segelboote.


Aus letzter Zeit.....


Übrig blieb auch der andere Respekt.

Unser Kunstcoach Hermann Ludwig holte als Monatsbrief Juni 2013 ein Zeitfragment im Fernsehen heraus. „Daniel Spoerri im Werkstattkeller seiner Wiener Wohnung“.... Hier liegt wohl noch ein Fundus an Material zur Arbeit Spoerris zu dem Gußbaum und mit Steigerkanälen über eine witzige Arbeit zu den mecklenburgischen Obotriten. Er stellte diese Arbeit eimal mit seinem Bronzegießer im Schloss Schleswig aus; diese Arbeit wurde damals groß in der „Süddeutschen“ hervor gehoben.


Was fange ich mit diesem Stoff als Lehrer an?

Aus papiergewickelten Rundlingen eine Art Römerwachtturm bauen lassen, mit Limes... denn erst durch den Limes konnten sich die Germanen als solche bestimmen oder wurden von den Römern als solche bestimmt

Ein Langhaus - Modell bauen lassen in derselben Methode, Strohdeckung, Rasendeckung,

Ein bunt bemaltes Kampfschild anfertigen, mit hohlem Blechgriffschutz in der Mitte (keine Waffen anfertigen lassen)

Die Schmuckformen nacharbeiten lassen....

Textilien, gestricktes, gewebtes

Leder punzieren

Zeichen – Schrift einschnitzen

Holz spalten schnitzen, Hobeln, Drechseln,

Flechten mit Weiden, Lehmputz,

Knoten, Schnüren.....

Kupferblech punzieren


Schmuckformen nachgestalten lassen?

Ich habe die abgebildeten Schmuckformen mit ihrer starken Symbolisierung einmal nachgezeichnet und das Sandgussverfahren ist das einfachste, mit Zinn ginge es, wenn man trockene Gipsformen ausritzen ließe.


Bild: Haith_1.jpg
: Umriss und Binnenformen; es macht nichts, wenn man Tierformen ähnlich wie Altamira zuließe, keltische und frühschwedische Formen sind ähnlich

 


Bild: Hait_2.jpg
: der Bettzierbretter vom Begräbnissschiff von Oseberg z.B. in Ton, nachzeichnen lassen, figürlich und ornamental, oder als Relief (Ernst Ludwig Kirchner machte das auf der Schatzalpe, aber holzschnittartig scharfkantig)


Bild: Hait_3.jpg
: die zur Acht geschlungenen Bänder, oder weitere Kreisformen hinzu.....selbst Dürer machte das noch, welches Band ist oben und welches gerade unten? Lustig wäre, eine Bretzel als Cross-over nachformem zu lassen.

 


Bild: Hait_5.jpg
: dasselbe aber liegend und insgesamt breiter und schmäler werdend und eine figürliche symbolische Form einarbeiten lassen


Bild: Hait_4.jpg
: die Entwicklung eines regelhaften Ornament-Bandes zu gestalten; vielleicht auch im rhythmischen Motivwechsel, an- und abschwellend breite Schlingformen mit Überlappung

 

Ich denke, dass das Wasser- und Fischformen die ersten Formen waren, die zur Abstraktion drängten, wenn man die Bild- und Ornamentform in der Entstehung zu begreifen versucht, wie sie für Halsbänder oder Armreife Ausdruck gefunden haben mögen.

Wenn man die Herstellung von Draht (als Goldschmied) beherrscht, kommt man zu Flechtwerken.

 

Reinhard von Tümpling, im August 2013