Leer-Raum

von Reinhard von Tümpling

Dies ist ein Raum-Zugang ganz anderer Art.

Wieviel Raum braucht der Mensch, um ihn als lebenswert anzunehmen? Anders gefragt: was steht ihm wann und wie in welcher Qualität zu, was wird ihm zugemessen? Was nimmt er sich?

Ich fahre oft in die Stadt hinein und komme im Gewerbegebiet an vielen einzelnen Häusern vorbei, in denen vielleicht auch gewohnt wird, aber die doch eher dem gewerblichen Bereich zugehören.

Ich stelle zur deutlichen Klärung und hier als Kontrast des städtebaulichen Problems dieses Video voran. Man beachte bitte im letzteren Teil dieses Klostervideos die Größe der gezeigten Nonnenzelle und ich stelle fest, dass sie zwar wunderbar bemalt war, aber auch zum Leben sehr klein für das heutige Raumverständnis zu sein schien.

Ein Kloster aus der Gründungszeit der Stadt im christlichen Sinne und sein baulicher psychophysischer Einfluss auf den Menschen soll nicht Gegenstand dieses Beitrags sein.

Es kann möglich sein, dass sich dasselbe Problem auch in der Darbietung wiederholt, wenn man es in den moderneren Zusammenhang stellt. Die Reklamewirtschaft auch des Lifestyles unterstellt immer genug angemessenen Freiraum, um ein Produkt zu platzieren, wie als wenn es als Zubehör selbstverständlich wäre und bestimmt so den Raumbedarf, fordert ihn gleichsam ein.


Als dankbar erwies sich:

 

Diesen Beitrag kam über den Berufsserver, ihn las ich und vereinfachte die angeschnittenen Fragestellungen, ohne die Aussagen im Kern zu verändern. Der Kollege und Verfasser möchte es mir nachsehen.

Im Anschluss hierzu erlaube ich mir, unter Youtube ein Museums-Bauernhofprojekt zu schildern, das als Kontrast den Lebens- und Arbeitsfortschritt der Landwirtschaft zeigt, auch im Hinblick auf die zunehmende komplexere Mechanisierung.

Man kann das im Kontrast begreifen und sieht plötzlich die Raum-Enge, z. B. in der Küche oder beim winterlichen Arbeiten.

Alle sichtbaren Teile sind aber als Museumsdorf sehr frei stehend angeordnet und eine große weite Wiese zwischen den Ereignisstationen dieses Erlebnisdorfes ermöglichen entzerrt ein lustvolles und frohes Entdecken und es muss Spass machen, dort an der offenen Wiese einen staunenden Tag zu verbringen.

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Eine Vorausschau
der anderen Art:

Die folgenden Bilder sollen einen kompletten beobachteten städtebaulichen Rückbau schildern, um z.B. neuen Freiraum zu gewinnen oder neues Licht in einen bewohnten Bereich zu lassen oder weil Mieter fortgezogen sind.


Bild: Abbruch_1.jpg
: die Bruchfugen sind zu sehen, Betonbrocken, Wärmeisolation, offene leere Zimmer, geöffnete restliche Einrichtungen und herab hängendeTapeten...


Bild: Abbruch_2.jpg
: der Abbruchstaub wird mit Wasser gebunden. Ich verwendete diese Bilder schon einmal, aber in anderem Zusanmenhang.


Bild: Abbruch_3.jpg
: die ganze seitliche Ansicht, große Brocken und feinere Schuttteile sind bereits etwas sortiert

Bild: Abbruch_4.jpg
: der Bagger gräbt sich hinein

Bild: Abbruch_5.jpg
: hinunter gegraben bis zum Fundament, Beton und Eisenteile werden sortiert

Bild: Abbruch_6.jpg
:

Bild: Abbruch_8.jpg
: ohne Worte.....

Bild: Abbruch_9.jpg
: Die neu entstandene Hauswand wird verputzt und die Bodenfläche ist mit Humus bedeckt. Letzte Handgriffe....... gerade mal zwei Monate dauerte der Abriss.

Es kann sein, dass manche Menschen im Abriss ein ästhetisches Element sehen, also etwas „eine Form gestaltendes“, man gewinnt Außen-Raum und neue Sichtachsen.

Diese Bilder bewahrte ich ohne sonstigen Zusammenhang auf.

Aber: was wird auf dieser freien Fläche neu entstehen? Muss hier überhaupt etwas neu entstehen, und wenn ja, was?

Was damals bei der Neugestaltung eines ganzen Viertels für eine hinzu gezogene Arbeitsbevölkerung städtebaulich Sinn machte, wurde nun zum flächigen und räumlichen Ballast, aber auch zur sozialpolitischen Chance.


Der gekürzte Text:

Modul 1 Raum bewusst machen

Wissen vom Raum

Ohne Raum können wir uns nicht bestimmen; seine Anschauung, Wahrnehmung und das Fühlen in und um ihn sagt uns, wie wir sind und wer oder wo wir sind. Wenn wir seine Eingrenzung wahrnehmen, bestimmen wir auch unsere Lage

      • subjektive Wahrnehmung

Wir haben gute und schlechte Vorerfahrungen von einem beliebigen ähnlichen Raum und übertragen diese Erfahrungen auf einen neu wahrzunehmenden Raum. Unterschiedliche Menschen (auch mit anderen Lebenserfahrungen) werden einen und denselben Raum deshalb immer unterschiedlich betrachten und erfahren.

1.2. Wahrnehmung mit allen Sinnen
Die Menschen nehmen einen Raum wahr mit gleichzeitig allen ihren Sinnen.

1.3. Raum = Architektur + Verhalten
Die Menschen nehmen eine Raum auch wahr durch das, was sie in desem Raum tun oder zeitlich geordnet getan haben; unterschiedliche Räume ändern unser Tun und die Befindlichkeit darin.

1.4. Raumsprache
Ändert sich der Raum, so ändern wir unser Verhalten. Wir nehmen auch die gleichen Teile im neuen Raum anders wahr wie im ersteren.

1.5. Grenze und Öffnung
Ein Raum kann nicht abgeschlossen sein, er hat durch seine Bestimmung als Raum
immer innen und außen, hinein und hinaus, woher und wohin.
Er ist auch bestimmt durch seine Lage und Beziehung zu anderen Räumen.


Modul 2: Raum verstehen

Wenn ein Raum gestaltet wird, ändet man auch die Beziehung nach außen hin und nach innen hinein neu; auch greift die Neugestaltung eines Raumes in den sonst persönlichen Bezug ein- man mag ihn oder mag ihn nicht

2.1. Organisation
Auch das öffentliche Umfeld zum neu gestalteten Raum wird beeinflusst. Man begreift den Einfluss der sozialen Geschichte z.B. in einer Stadt oder einer Gemeinde neu und anders. Wer z.B. Kriegsfotos und Nachkriegsfotos in einer Wohngegend anschauen und vergleichen kann, wird sich vielleicht hilflos fühlen.

2.2. Bedürfnisse
Öffentliche Räume im Gegensatz zu privaten Räumen unterliegen den Interessen der Auftraggeber und der berührten Infrastruktur. Wie kommt man zur Arbeit, oder kommt die Arbeit zu den Menchen?

3. Moden
In enger zusammenhängender Verzahnung zum Faktor Zeit stehen die Themen Moden und Zeitgeist. Unter Moden verstehen wir eine als zeitgemäß geltende Art, bestimmte Dinge zu tun, auszuführen oder zu gestalten. Jede neue Mode erbringt neue Verhaltens-, Denk- und Gestaltungsmuster. Jede neue Mode bringt damit neue Wertungen mit sich und bewertet damit auch bestehende Phänomene der menschlichen Umwelt immer wieder neu.
Auch in der Planung spielen Moden eine entscheidende Rolle, in denen die Zeit der Errichtung ablesbar ist.
Symbole, gesellschaftliche Werte und Erscheinungswerte von Räumen können gezielt mit bestimmten Ausdrucksformen transportiert werden, auch unter dem denkmalspflegerischen Gesichtspunkt.

Ökologie
Die Errichtung eines Gebäudes stellt einen Eingriff in die natürliche Umwelt dar. Die Errichtung bedeutet den Transport von Baustoffen, den Verlust unversiegelter Freiflächen, einen Energieaufwand in der Betreibung. Zusätzlich muss das Gebäude nach Ablauf seines Lebenszyklus abgetragen werden und es fällt Abfall an.

Um den energetischen Aufwand und den Flächenverbrauch und damit die Beseitigungskosten so gering wie möglich zu halten, gilt es einige Faktoren zu berücksichtigen.

Bestimmte Bauformen haben einen sehr niedrigen Flächenverbrauch; die besonderen örtlichen Gegebenheiten ermöglichen es, auf die Quellen vor Ort zurückzugreifen; bestimmte Materialien können wiederverwertet werden oder der Lebenszyklus von Gebäuden kann durch Nachnutzung oder Umwidmung verlängert werden.

Der Themenblock Ökologie soll den SchülerInnen beispielhaft zeigen, wie es gelingen kann, die ökologischen Kosten bei der Errichtung eines Gebäudes gering zu halten.


Modul 3.1
In diesem abschließenden Modul >Raum schaffen< erarbeiten die SchülerInnen Planungsvorschläge für konkrete Situationen im Schulumfeld. Als konkrete Aufgabenstellung bieten sich Änderungen im Schulumfeld und in der Schule an.
(Kritik: der Orignaltext weist auf den Zusammenang zu einem Bunker in einer Großstadt hin)

Bestandsaufnahme
Die Bestandsaufnahme ist ein wichtiger Planungsschritt.
Erst durch die Bestandsaufnahme werden die Probleme eines Raumes sichtbar.
Die geschichtliche Entwicklung und die Nutzungsanalyse geben Einblick in die Funktion eines Raumes und ermöglichen den Raum durch einen anderen Blickwinkel zu betrachten.
Aber auch das Bewusstmachen von Rahmenbedingungen, wie Sonneneinfall und Windrichtung, das Erfassen des Inventars oder des Baumbestandes helfen einen äußeren Raum zu verstehen.


Veranschaulichung von Ideen
Planer bedienen sich verschiedener Darstellungsformen.
Vom Vorentwurf, über den Entwurf, das Arbeitsmodell , das 3-dimensionale Computermodell bis zum Detailplan werden in einem Planungsvorgang Ideen auf verschiedene Arten veranschaulicht.
Funktionsskizzen, Arbeitsmodelle, textliche Beschreibungen, Fotomontagen oder maßstäbliche Plandarstellungen sind einfache Methoden, um räumliche Vorstellungen und Ideen ausdrücken und anderen mitteilen zu können.


>>>In einem weiteren Zusmmenhang nenne ich noch das Atmosphärische eines Raumes, die Aura in und um ihm, die Gestimmtheit; ein ganz wesentlicher Aspekt, will mir scheinen.

  • Quelle: Bildstörung, Claus-Richter-Verlag, Köln, ISBN 978-3-924533-62-3<<<.

Das Buch schildert ganz zart uud einfühlend eine menschliche Lebens- uud Arbeitssituation in einem relativen Zeitfenster, wie sie nicht schöner sein könnte.


In der Folge schildere ich ein Bau-Ereignis, nämlich den Abriss eines Freizeitheimes mit hohen festlichen Fenstern im nördlichen Teil des im Kriege zerstörten Werftengrundstückes, das danach renoviert und wieder aufgebaut worden ist.

Der ganze nordwestliche Teil des Grundstückes, der dem Wasser- und dem Gewerbebereich zugerechnet werden kann, ist bereits mit mehr oder minder großzügigen Gewerbe-Baueinheiten besiedelt. Die große Werftenhalle wurde zum stark benutzten überdachten Parkplatz für ein gutes Einkaufzentrum des etwas gehobeneren Bedarfs umgebaut. Zwei weitere nach Nordwesten gebaute tiefreichende Hallen sind saniert und dienen als gepflegte Montagewerke; die dritte Halle dazu fand aber sonst keine interessierten Betreiber und sie ist dem Verfall preis gegeben, obwohl sie baugeschichtlich ein geschlossenes Dreier-Ensemble mit den anderen beiden Hallen ergibt.

Der Bereich, der dem direkten Ufer- und Wasserbereich zugehört, wurde bereits mit einem modernen Wohnungskomplex bebaut, fünfgeschossig mit besonderer Flachdachwohnung. Die gesamten unteren Wohnungs- und Fassadenflächen sind noch klein genug, dass sie noch nicht als gestaffelt oder gegliedert oder besonders gestaltet auffallen. Von näherem betrachtet ergeben sich aber Balkone, die ins Innere des Baukörpers gleichsam hinein geschnitten sind.

Die geschickt an- und eingebauten Fenster- und Balkonnischen werden bestimmt von außen her als heiter gestaltet aufgefasst.

Wer von hier nach Nord-Westen sieht, hat als Sichtgrenze die alte dritte Werkhalle und etwas entfernt davon, einen dunklen Bunker.


Der Abriss


Bild: Gewalt_30_2011.jpg
: ein Regentag, ganz trostlos

Bild: Gewalt_31_2011.jpg
: der Greifer

Bild: Gewalt_32_2011.jpg
: unerlaubterweise vom Grundstück aus fotografiert

Bild: Gewalt_33.jpg
: Die Bruchteile werden schon sortiert; man kann auch die zerfaserte angebrochene Decke des Obergeschosses sehen; kein armierter Baustahl fällt auf, sondern fledderige Stahl-Bänder

Bild: Gewalt_34.jpg
: zerfasert, wie in Fetzen herunter hängend, die Armierung der Bodenflächen erscheint ganz ausgefranst...

Bild: Gewalt_35.jpg
: anscheinend eine Art Skelett-Bauweise....

Bild: Gewalt_36.jpg
: der Greifer in Aktion

Bild: Gewalt_37.jpg
: heruntergefallen, ein furchtbares Bild

Bild: Gewalt_38.jpg
: bizarr wirkend.... die Durchfahrt mit den Containern bleibt heil und die Bruchteile werden alle nach innen sortiert

Bild: Gewalt_39.jpg
: Container warten auf vorsortierten Schutt

Bild: Gewalt_40.jpg
: wie ein altes verfallenes Schloss, gruselig und fantasieanregend

Bild: Gewalt_41.jpg
: nächtliche Chaoten haben wie ein Whistleblower ihre Zeitdenkmäler hinterlassen

Bild: Gewalt_42.jpg
: der gelbe Bagger hat eine sieb-artige Zange zum Sortieren.

Bild: Gewalt_43.jpg
: triste

Bild: Gewalt_44.jpg
: endlich ist die Wand nach innen eingestürzt

Bild: Gewalt_45.jpg
: der Abraum wird beiseite geschoben und nach dem Material-Trennen bis auf die letzte Seite der Gebäude-Bodenplatte gewischt

Bild: Gewalt_46.jpg
: der sortierte Füllsand, aufgehäuft, im Hintergrund kommen recht heitere Gebäude und ein sehr hässliches Bauwerk hervor, der Bunker...

Bild: Gewalt_47.jpg
: eine recht interessante Formation kommt im Untergrund heraus, ein Keller mit besonders dicker Decke

Bild: Gewalt_48.jpg
: der Keller tritt hervor, die Bagger tragen nun keine Schaufel mehr, sondern den Presslufthammer, mit dem der Beton zum Keller aufgebrochen wird
http://www.youtube.com/watch?v=ypBtF6QcFZU als Video-Beispiel...

Bild: Gewalt_49.jpg
: unermüdlich arbeiten sich die Bagger in die Tiefe

Bild: Gewalt_50.jpg
: ab hier beginnt die langsamere hinein hämmernde Arbeit

Bild: Gewalt_51.jpg
: sehr kräftige Stützen kommen hervor

Bild: Gewalt_52.jpg
: ein Meer von Trümmern

Bild: Gewalt_53_2011.jpg
: und auch hier scheint es nochmals in die Tiefe hinein zu gehen

Bild: Gewalt_54.jpg
: scheinbar alles blank und fertig..... das neutrale Gundstück...

 



Bild: Gewalt_55.jpg
: Endlich die erwünschbare Lösung, eine Tankstelle wird gebaut, die Tanks in die Erde versenkt, die Anschlusskästen und die Rohrleitungen montiert, kräftige vorgearbeitete Betonfundamente als Säulen für die Überdachung eingefügt, .........

Bild: Gewalt_56.jpg
: ebenso, etwas anderer Sichtwinkel

Bild: Gewalt_57.jpg
: das fertige benutzte ganze Ensemble. Das Gelb des Tankstellen-Firmenlogos fällt abends zusammen mit dem Reklameschild des Supermarktes weit dahinter und wirkt harmonisierend. Ein öffentliches unansehnliches Gebäude steht nicht mehr und ein sympathiebesetztes Firmenlogo greift an einer dicht befahrenen Straße weit in die Sichtachse hinein. Das ganze Ensemble wirkt friedlich.


Bild: Bunker_14.jpg
:

Gleichwohl bleibt trotz nun schon an der bestehenden Tankstelle ein restliches unbebautes freies Grundstück genau auf der Ecke, es ist leer, es fällt als Teil der Sichtachsen fast nicht auf, unbebaut ist es, etwas abgesenkt im Flächenniveau und ein neues Bauschild auf dieser teuren unbenutzten freien Fläche steht noch nicht.

Muss man damit etwas machen?

Denkbar wäre eventuell eine seitliche schmale Halle, nicht sonderlich hoch, um nicht die Sichtachse nach Nordosten zu behindern.

Man sieht diese freie Fläche nicht richtig. Die geschichtlich schöne Fassade –eine Art von Industriebarock, und die Stirnseite der Hallen gleich daneben bleibt zuerst gut sichtbar.

Ich habe mir die Geduld genommen, noch einmal das fragliche Grundstück aus einer anderen Sicht zu fotografieren:


Bild: Bunker_12.jpg
: fast bescheiden nimmt sich der Bunker aus, weil im Foto aus technischen Gründen das Tiefengefühl fehlt


Bild: Bunker_13.jpg
: verschwindend klein wird er nun, fast versteckt, im Zusammenhang mit der Uferverbauung durch die neueren Wohnhäuser (Blick von Südosten)

Würde das Grundstück bebaut, weil es ein teures und gut gelegenes Gewerbegrundstück ist, wäre der Denkmalsaspekt der Hallengiebelfrontseite etwas verdeckt und es blieben nurmehr spitze Giebel. Von der Hauptstraßenseite her wäre vielleicht ein bescheidenes zweigeschossiges Gebäude denkbar, mit Abstand zur Straße, um die Hauptsichtachse nicht zu behindern. Dahinter wäre vielleicht ein dreigeschossiges Gebäudeteil möglich, auf etwas abgesetzterem Niveau und zuletzt dahinter hangabwärts eine längslaufende Fabrikations- oder Lagerhalle.

So wären die schönen ziegelgelbfarbenen Giebelfronten der beiden Halle vorne an der Hauptstraße als weithin sichtbare Achse erhalten.

Die vorderen zwei Industriehallen sind von der dritten durch eine Durchfahrtsstraße getrennt.


Bild: Bunker_2.jpg
: die sanierte und eingezäunte gute Halle steht auf der westlichen Seite dieser Straße.

Bild: Bunker_1.jpg
: wesentlich verwahrloster und wohl schon dem Zerfall preisgegeben die dritte Halle, ein jämmerlicher Anblick

Bild: Bunker_2a.jpg
: die Ansicht auf die Giebelseite, wohl ohne Worte...

Diese dritte Halle scheint schon sehr vernachässigt zu sein; man würde aber viel freie Fläche gewinnen, wenn man die alte Halle abreissen würde.

Es entstünde ein neues freies Grundstück. Aber wie darauf etwas gestalten? Die ganze weitere Sichtfreiheit würde alles neu erzwingen.

Hinter der dritten Industriehalle und unterhalb und schon dem Wasser zugewandt steht der Bunker.


Bild: Bunker_3.jpg
: die Ganzansicht von Südosten, vom Parkplatz aus gesehen.

Bild: Bunker_9.jpg

Bild: Bunker_10.jpg
:

Bild: Bunker_11.jpg
:

Ob man diesen Bunker jemals abreissen würde? Kaum. Im Gegenteil, auch dieses Zeitdenkmal wird vorerst wohl erhalten bleiben. Andere Städte müssen sich auch ihrer schmerzlichen Kriegsfolgen erinnern und die Werft war ja zu Nazizeiten kriegswichtig und von ihr ging selbst Tod und Verderben aus.

Könnte man den Bunker verschönern oder gar umwidmen, obwohl er ein Kriesgdenkmal ist und zugleich im Inneren eine poppige und trashige Kultur anbietet? Einmal den politischen Denkmalsgedanken beiseite lassen? Bemalen? Mit Efeu überranken lassen? Blumenkästen mit Scheinarchitektur aufmalen? Fröhliche offene Frühlingsfenster als Ansicht? Verzinkte Außen-Treppen? Wippen, Schaukeln? Netze? Ein bewohntes und verspieltes „Hundertwasserhaus“ an den seitlichen Flanken? Wie in einer Terrasse gestaffelt angelegte Pflanzkübel oder Pflanztröge in Bauchhöhe installieren? Mit kleinen Wegen? Denkbar wäre auch eine Art Bauplastik aus frei kombinierbaren Gerüstteilen.

Das Innere deckt sehr wohl den Kulturbedarf von etlichen Stadt-Einwohnern.


Bild: Bunker_16.jpg
: die Bühne

Bild: Bunker_17.jpg
: vom Tisch aus fotografiert, wegen des Lichtes

Bild: Bunker_18.jpg
: eine Tür nach außen- unvorstellbar der große Entlüftungspropeller rechts oben (nicht im Bild: eine Bombe daneben hätte sofort alle Atemluft im Bunker abgesaugt.....)

Bild: Bunker_19.jpg
: vom Raucherraum zum Ausgang hin fotografiert,

Bild: Bunker_20.jpg
: der lustige Eingang, ebenso der Ausgang.....

Ich hatte mit einer Tasse Tee mein stillesVergnügen und nahm das Atmosphärische geduldig auf.

 

In Wien scheint man sich dem Schicksal des fortdauernden Kriegsdenkmals ergeben zu haben.

Hier ist sehr sorgfältig Buch worden über das furchtbare Grauen geführt, wie wenig die errichtete Luftabwehr von den Bunkern aus erreichen konnte und wieviel und wie genau im Gegensatz die alliierten Bomben.

Die U-Boot-Bunker des Westwalles am Atlantik z.B. kommen zu neuem ästhetischem Glanz bei aller bedeuteten Hässlichkeit, wenn sie bei entsprechendem Licht gut fotografiert werden.

Würde man die Fotos verkaufen können, weil diese Sichtachsen Urlaubs-Raritäten zu sein scheinen, dann zu dem Preis, den gerechter Weise ein Abriss kosten würde. Bei der gegenwärtigen Inflation der Bilder ergäbe sich bestimmt kein Gewinn, aber setzt man den Denkmalswert in die Rechnung ein, schon. Als selbstvergessene nacktbrutale traurige Touristenziele eignen sich aber die Bunker allemal. Die Videos zeigen ganz deutlich, dass sie als Reste der Kriegstouristenkultur längst integriert worden sind.

Die Hamburger haben aber anscheinend eine teure aber noch bezahlbare Methode gefunden, einen Bunker in der bewohnten Umgebung von innen heraus und in kleinen Portionen zu sprengen, aufzubrechen und abtragen zu können (Hamburger Abendblatt, 9.3.2013, Seite 9). Für 600.000 Euros wird das in Hamburg gemacht. Den denkmalspflegerichen Gedanken hingegen zitiert dieser Artikel nicht.

Gewonnen wäre mit dieser Methode hier eine neue Fläche, die mit weiteren ebendenselben neuen Häusern als angeschlossenes Ensemble weiter bebaut werden könnte. Kann der Bunker sich durch die heiteren Wohnhäuser definieren, auch gerade durch seine jetzt schroff kontrastierende Lage? Und gar diese sich durch den Bunker, was ist bestimmender?

Nein, er ist nach wie vor auch als Denkmal ein Fremdkörper, egal, ob man wegschaut oder ihn einmal besucht.


Ich habe mich nochmals an die Arbeit gemacht, um einfache Tischvorlagen zu zeichnen. Vielleicht gelingt es, das Städtebau-Problem Bunker einmal aus anderer und geschichtlich freier Ansicht heraus zu behandeln.


Bild: bunker_23.jpg
:

Bild: bunker_24.jpg
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Man kann diese Blätter auf Papierrollen aufkleben und flache Architektur- oder Umfeld-Fantasien dazu gestalten...

Stufen von Grau schraffieren lassen, -malen lassen, ihn mit farbigem Kletter- und Netzwerk versehen, mit freien Baugerüsten umgeben... mir ist selbst nicht wohl bei diesen Gestaltübungen... wenn man diese möglichen Geld-, Sach- und Arbeitsleistungen in Beziehung setzen muss zur Sozialhilfe einer Stadt....


Ein anderes Mal bewegte mich das Thema „Bunker“, als ich davon erfuhr und es noch einmal neu betrachtete:


Bild: Bunker_25.jpg
: eine ganze Seitenansicht....

Bild: Bunker_26.jpg
: eine andere Seitensicht, man erkennt die Stockwerke, die Wanddicke, die rostende Armierung, Brandspuren... Fledermausnistkästen, ...

Bild: Bunker_27.jpg
: die Wandseite zur Eisenbahn hin; nicht einmal ganzer Beton, sondern mühsam überputzte Ziegelwände, hässliches Graffiti, Bau-Schaum-Experimente, ............


Bild: Bunker_28.jpg
: erfreulicherweise etwas gestaltete Bilder durch das Regenwasserfallrohr, die beiden Bäumchen, und wenigstens eine gelbe Mülltonne, etwas mit Pfählen gezäuntes Grün.. dahinter fast unsichtbar die Eisenbahn und der kleine Gartengrünstreifen dazu.

Randsteine und Zierzäune geben dem Stück etwas Würde und bürgerliche Anständigkeit.

Wer in diesem Zusammenhang etwas für das schrille Kulturbewusstsein tun möchte, dem sei
Wladimir Kaminer
zum Lesen empfohlen: „Ich bin kein Berliner“ und sein Taschenbuchdrama: „Mein Leben im Schrebergarten“, ISBN 978-3-442-54270-3.


Bild: Bunker_29.jpg
: ein zusammen gesetztes großes Bild macht diese Sache hier auch nicht schöner.... , nur totaler.

Nur ein sarkastischer Kultur-Emigrant wie Kaminer kann so etwas Idyllisches wie diese paar hundert Quadratmeter städtisches Grün mit Worten beschreiben, was die Entkoppelung zwischen Kapitalrendite, menschlichen Gefühlen, Lifestyle, computergenerierten Lebensphasen und Stadtteildenken hervorbringt.

Von der Eisenbahn her sieht jeder diesen hässlichen Bau; und selbst mit Navi und google maps übersieht man in dem parkartigen Straßendreieck die kleine schmale Häuserlücke, die den Zugang zum Bunker frei macht.

 

Ortsanwohner oder Fußgänger gerade mal 200 Meter weiter wissen hier von nichts, nur vom zweiten kulturell längst integrierten größeren Bunker. Der kleinere Bunker an der Eisenbahn kann ruhig vergessen werden, abgerissen und eingeebnet. Es fällt nicht auf, es würde nicht auffallen, wenn er fehlte.


Zuletzt war ich der Sache überdrüssig.

 

Das also war auch ein Raster, das über solchen Bauten liegt.

Eine helle farbenfrohe Blumenecke hier wäre sehr schön.

Reinhard von Tümpling, Ostern 2013