Die Vielfalt
der Spielmöglichkeiten ist unbegrenzt, Schüler hantieren
gerne und nesteln. Ich beschränke mich hier auf den unterrichtlichen
Gebrauch eines Puzzle. Das Puzzle kann überall eingesetzt werden,
wo eine Unterrichtsthematik einen vermeintlich leichten und unverbindlichen
Einstieg erlaubt.
Unter "google.de"
erscheinen zum Suchbegriff >laminier< 1400 Einträge von
verschiedenen Anbietern. Im weiten Sinne versteht man unter Laminieren
das dauerhafte Aufbringen eines Überzugs mit einer Schutzfolie
aus Kunststoff, der Begriff Kaschieren gilt für das dauerhafte
Aufbringen eines Überzugspapiers.
Im folgenden
beziehe ich mich auf den Gebrauch von handelsüblichen Laminiertaschen
(Polyesterfolientaschen, dreiseitig offen), die sich beim Aufbringen
von Druck und Hitze fest und dauerhaft mit dem Bild tragenden Papier
verkleben.
|
Zum Speichern von
Bildern und Schablonen:
Internet
Explorer: rechter Mausklick auf die Abbildung - "Ziel speichern
unter.." wählen.
Netscape: rechter
Mausklick auf die Abbildung - "Verknüpfung speichern
unter..." wählen.
Opera: rechter Mausklick
auf die Abbildung - "Link speichern unter..." wählen.
|
|
|
Bild lamin_1.jpg
als Grundidee
|
Bild laminat.jpg
Als ausgearbeitete Gundidee
|
Eine konventionelle
Schülerarbeit wird meistens auf Papier erstellt; ein Druck,
eine Zeichnung oder ein gemaltes Bild hat auch immer die stoffliche
Wirklichkeit von Papier und Farbe.
Bleistift als
Farbauftrag wirkt blassgrau bis vollfett reflektierend schwarz,
beim Linoldruck oder der Monotypie z.B. kommen Bearbeitungsspuren
von Platte und Farbe zur Wirkung des bildnerischen Ausdrucks, und
bei Wasserfarben wirken Pigmentdichte und Papierqualität, -am
deutlichsten zeigt sich dies im Aquarell und bei Temperafarben.
Immer aber wirkt die Welligkeit des nassen und getrockneten Papiers
als störend, wenn auch gelegentlich bei besonderen Papiersorten
der bildnerische Gesamteindruck angenehm und absichtsvoll hervor
tritt.
|
Bild
lamin_2.jpg
die Grundidee: kleine Übersichtskärtchen als Memorys,
größere Schülerkärtchen zum Zerschneiden und
Puzzeln, Begriffstafeln zum Anpinnen (Hinweis: im Unterricht zu
erstellende handschriftliche Begriffstafeln wären frischer
und besser)
Durch
das Laminieren wird das Bild in seiner Wirkung hervor gehoben, es
erscheint als heraus gehoben und bevorzugt und wird zugleich geschützt,
aber das Bildpapier wird auch nicht mehr veränderbar.
Durch
die körperhafte Oberflächenveredelung und -versiegelung
wird aus dem Bilddruck auf minderwertigem Papier ein dauerhaftes
Stück, ein hantierbarer und fast haptischer Gegenstand, ein
Teil, ein Ding.
Im
täglichen Wettbewerb um die locker gestreute bis gebündelte
Aufmerksamkeit habe ich mich für den spielerischen Umgang mit
Puzzles entschieden, um exemplarisch einige ausgewählte Impressionisten
in der 8. Jgst. zugänglich zu machen und zu erarbeiten; in
der 9. Jgst galt es Salvador Dali und seine konkret umgesetzte Bildauffassung
vom Surrealismus zu vermitteln.
|
|
Bild
lamin_1a.jpg
Zur Aufbewahrung und als Ordnungssystem wählte ich in der Kürze
der Vorbereitungszeit Briefumschläge in der 9. Jgst., und 24
aus dem Netz erhältliche Bilder von Dali. So erhielt jeder
Schüler einen Schwarzweißdruck von Dali
Den
Briefumschlag kurz mit dem Bildtitel und dem Entstehungsjahr beschriftet,
das Bild auf A5-Größe ausgedruckt und das Blatt rückseitig
bedruckt mit einem rapportierten Fließtext, mit Namen und
Bildtitel als Ordnungssystem für verloren gegangene Puzzle-Teile.
Das Blatt laminiert, in nicht zu kleine Teile zerschnitten und verpackt.
|
|
Bild
lamin_1b.jpg
zeigt die grobe unterrichtliche Struktur des Vorgehens aus meinen
beiden 8. Klassen: ein Dreier- oder Viererbündel für die
ganze Tischreihe, und die darin enthaltene Bildkarten (Memorys)
und die Puzzle-Schachteln für den jeweiligen einzelnen Schüler.
|
|
|
|
Bild
falt_6.gif
ist die Konstruktion einer größeren Schachtel für
z.B. ein 3D-Würfelpuzzle |
|
Bild
falt_8.gif
zeigt die abgewickelte Konstruktion der kleinen Schachtel; ich habe
sie wegen des vorhandenen Pappeformats von DIN A4 als 2 Stücke
gestaltet |
Bild
lamin_3.jpg
zeigt einen teuren aufgegebenen Versuch, mit lösungsmittelhaltigem
Kleber die Teile zu kaschieren; Ergiebigkeit, Verarbeitung und Preis
des Verfahrens stehen in keinem Verhältnis zueinander
|
|
Bild
lamin_4.jpg
zeigt das Einsprühen des Papiers: der Sprühnebel verklebt
unweigerlich auch die Hände
|
|
Bild
lamin_5.jpg
zeigt die Klebevorbereitung mit Ponal, der Klebstoff kann mit der
Linoldruckwalze dünn auf der Pappe verteilt werden, anschließend
schnell kaschieren und mit Zeitungspapierbeilage etwa 10 ' zwischen
ebenen Platten pressen, die Zeitungsbeilage nicht vergessen
|
|
Bild
lamin_6.jpg
im Ergebnis: das verklebte kaschierte Gut wirft sich wegen der Klebstofffeuchtigkeit,
die Verklebung wird hart, lässt sich aber gut eben über
einer Kante gegenrollen
|
|
|
|
Bild
lamin_8.jpg
Stanzschnitt mit dem breiten Stemmeisen; ein Trick an einer engen
Stelle: das gezielt untergelegte Holz ermöglicht den Schnitt
nur an der gewünschten Stelle, die andere Pappe wird ohne Schnitt
weg gebogen
|
|
Bild
lamin_9.jpg
Stanzschnitt der Radien mit dem Hohleisen
|
|
|
Unweigerlich:
das Problem des scharfen Stemmeisens (und der Überzeugung durch
Erfahrung...) |
|
Bild lamin10.jpg
ein zweckmäßiges Importwerkzeug: die Schleifrichtung und
die Abziehrichtung sind vom Körper weg gerichtet, aber beim Schleifen
mit der grobkörnigen weißen Scheibe baut sich die Hitze
in der Schneide vorne auf. |
|
Bild lamin11.jpg
auch ein zweckmäßiges Importwerkzeug: die Schleifrichtung
und die Abziehrichtung sind vom Körper weg gerichtet, beim Schleifen
mit dem grauen Wetzstein muss im Wasserbad nass geschliffen werden:
lässt man das Wasserbad versehentlich unter dem Wetzstein stehen,
quillt dieser auf und läuft künftig unrund. |
|
Bild lamin12.jpg
Die (teure) gute alte Elu wird jetzt von Black & Decker hergestellt
und vertrieben, der Schliff erfolgt mit der feinkörnigen weißen
Scheibe g e g e n die Schneide- ein Überhitzen
tritt nicht so leicht auf; |
|
Bild lamin13.jpg
gewöhnungsbedüftig ist das Abziehen m i t der Laufrichtung,
das Hirschleder des Abziehbandes muss gut mit der Abziehpaste bestrichen
und einmassiert werden |
|
|
|
Bild lamin_9a.jpg
zeigt das Heften der Klebelaschen; eine über Nacht mit Spanngummi
fixierte Verklebung allein würde auf Dauer nicht halten |
|
|
Die Ergebnisse
|
|
Bild lamin14.jpg
Beim Puzzeln in 5 ' und mit der geringen Teileanzahl ließen
sich leicht die Bilder legen, aber das Schwarzweiß verfremdete
das Erkennen der Formen ganz erheblich |
|
Bild lamin15.jpg
Beim Puzzeln: das Anspruchsniveau war gerade richtig: die Bildgröße
muss auch Rücksicht nehmen auf die Tischgröße |
|
Bild lamin16.jpg
Beim Puzzeln und Skizzieren: Abschauen vom Nachbarn war nicht möglich:
Renoirs "Frühstück der Ruderer |
|
Bild lamin17.jpg
Wenn sich zwei Schüler das Bildkärtchen teilen mussten,
konnte einer das Puzzle als Skizziervorlage nehmen |
|
Bild
lamin18.jpg
Nach jeweils 20 ' tauschten die Schüler das Puzzle und so konnte
jeder Schüler 2 Skizzen erarbeiten. Beliebt und wegen des klaren
Bildaufbaus oft korrekt wiedergegeben: die Stillleben mit Äpfeln;
unbekannt waren die "Badenden in der Waldlandschaft" von
Cezanne und das "Frühstück im Freien". |
|
Bild lamin19.jpg
Das Beispiel rechts unten hat die Freiluftmalerei recht gut aufgefasst |
|
Bild lamin20.jpg
Das "Frühstück im Freien" gibt völlig richtig
die Bildhelligkeit wieder und der "Bahnhof St.Lazare" schildert
die erkannte Form. |
Bild
lamin21.jpg
Manches Bild von Cezannes ist noch nicht verständlich
|
|
Bild
lamin22.jpg
Anschließend mussten die Schüler der einen Klasse für
den Rest der Stunde Cezannes "Steinbruch bei Auvers" beginnen
zu skizzieren, als Hinführung zur großen Eigenarbeit,
und die andere Klasse bekam die Aufgabe, eine fein gepunktete Frühlingswiese
zu malen
|
|
Bild
lamin23.jpg
Eines der schönsten Beispiele aus der Kunstgeschichte
|
|
|
|
|
Bild lamin24.jpg
Zum Schluss die große Schautafel mit angepinnten und übermalten
Beispielen und Künstlernamen, gemeinsame Sammlung und Übersicht
|
Nachgedanken
Die technisch
geglättete Oberfläche, Nachveredelung und Aufwertung
ist eine parallele Erscheinung unserer Zeit.
Gerahmt und hinter Glas geschützt wurden Papierbilder immer
schon und eine Schlussbehandlung mit Leinölfirnis war gängige
Praxis der Ölmaler. Als gegen Ende der 60er Jahre der künstlerische
Siebdruck den Markt eroberte, experimentierte man mit der plastisch
erhabenen Körperlichkeit der Farbe, die es bis dahin in Buch-
und Offsetdruck nicht gab. Die genaue Aufbringung mit Passmarken
durch Mehrfachdruck von Farbe wurde gezielt und gewollt so zum
haptischen und sensorischen Ereignis. Die erzielte Reliefierung
ahmte den Pinselstrich nach und sollte die Frische und Unmittelbarkeit
des schnellen Eindrucks wiedergeben.
Es handelt
sich aber immer um den Versuch des stellvertretenden Nachvollzugs,
wenngleich ein Kunstwerk nach dem Primäreindruck entstanden
ist und als Ablauf eines sinnlichen Prozesses zu begreifen ist-
im Grunde versuchen wir in der Bildbetrachtung den Prozeß
umzukehren. Bestenfalls können wir stilistische und formale
Sehweisen setzen, und in Lebensstrukturen das Kunstwerk als stellvertretend
für die Wirklichkeit wiederfinden.
www-campus.uni-regensburg.de/material/mm/dualko.pdf
www.twk.tuebingen.mpg.de/twk00/TWK.pdf
www.psychologie.uni-trier.de/fachschaft/
skripte/gedaechtnis.pdf
Die 3 Einträge
beschäftigen sich mit der multisensoriellen Theorie des Lernens:
im Alltagsleben der Schule nur in plakativen Ansätzen an
Aktionstagen zu verwirklichen (oder mit Figur-Beigaben zur Schokolade):
zeigt sie doch die heftigste Konkurrenz, mit der die Objekte umworben
sind.
http://www.kalkspatz.ceramic.de/tb/tb0399/dewald.html
ist etwas polemisch und leidenschaftlich aus dem Bereich des keramischen
Kunsthandwerks geschrieben, trifft aber genau den Kern.
www.sz.tu-bs.de/~martin/skripte/Ergonomie.pdf
greift den Gedanken des multimedialen Lernens sehr weitgefasst
auf, ist auch als HTML-Dokument sehr gut zu lesen.
http://www.fhnon.de/fbab/kirschner/dissertation/dissertation/folger/folger.htm
ist eher eine Diskussion über die multimediale Darbietungsvielfalt
aus dem Architekturbereich, trifft aber hier ebenso zu.
Vgl. auch
Astrid von Friesen
http://www.ldl.de/material/berichte/kunst/kern.htm
hier wird sogar empfohlen, zur Bildbeschreibung die laminierten
Bildtafeln mit nach Hause zu geben
Im Grunde
setzen wir vereinzelte und verstreute Spuren eines gesamten multimedialen
Sinneseindrucks (wie in der Idee des barocken sakralen Gesamtkunstwerks)
und werden froh sein, Fragmente oder Marksteine zum Ordnen der
Wirklichkeit gesetzt zu haben.
Man kann unterrichtlich
das System des Puzzle noch weiter ausbauen: nach dem Prinzip der
bewegten Klasse und dem Prinzip des Stationenlernens verteilt
man für eine bestimmte Schülergruppe die Puzzlekästen
ungeordnet im Raum und lässt Ordnungen herstellen, oder lässt
die Puzzle-Bilder z.B. nach Ordnungsziffern zusammensuchen, wie
z.B. bei einer Schnitzeljagd. Oder bestehende ganze unzerlegte
Memory-Bilder können nach Künstlernamen zusammen gesucht
werden, um den Umfang einer Epoche oder eines Stils zu zeigen.
|
Reinhard von
Tümpling, 2003
|