Ein Unterrichtsbeitrag zur Gotik

von Reinhard von Tümpling

Diese Datei ist eine thematische Durcharbeitung eines unterrichtlichen Verlaufs von Beiträgen zur Gotik.
Sie steht in direktem, zeitlichem und räumlichem Zusammenhang zur Datei:
http://www.kunstunterricht.de/material/vtuempling/marien/
und soll den Umgang mit gotischen Stilelementen schildern, soweit sie sich lehrplanmäßig und kindgerecht mit Schülern durcharbeiten ließen.


Locker assoziiertes Link:
http://www.kirchbau.de/index.htm
ist eine bedeutende Datenbank für Interessierte. Zum Suchbegriff Gotik findet man auf deutschem Raum 24 Einträge, sehr schön sind die Beiträge zu Frankreich (Abt Suger) und zur Raumliturgie.
http://www.erzabtei.de/html/Jahrbuch/2002/Gotik/Gotik.html
http://www.google.de/search?q=cache:RBug6_bgdf4J:www.kath.de/spezial/kirchen/goti k1.rtf+abt+suger+gotik+&hl=de&ie=UTF-8

http://www.kirchbau.de/php/300_datenblatt.php3?id=1776
hier findet man St. Marien in Fürstenwalde

Ich habe für den Unterricht Blanko-Zeichnungen und Ausmalbilder erstellt und sie durcharbeiten lassen, soweit die Zirkelkonstruktionen eine Lehrplaneinbindung im Sinne der Heimatkunde, Mathematik oder Geometrie zugelassen haben.


Lehrplanzitat:
Bay. Hauptschule Lz 6.4 Kunst im Mittelalter: Ein Werk entsteht
Das Nacherleben der Entstehungsgeschichte eines Kunstwerks der Romanik oder Gotik kann den Schülern einen emotional geprägten Zugang zu den Menschen des Mittelalters erschließen, denen wir das Werk verdanken. Der Blick in die Klosterschreibstube oder Bauhütte des Hochmittelalters oder in die Malerwerkstatt des Spätmittelalters soll den Schülern eine anschauliche Vorstellung vom Lebenszusammenhang geben, in dem das Werk entstand und sie zur Wertschätzung handwerklicher und künstlerischer Leistungen mittelalterlicher Meister führen. KR 6.1.1, 6.2.2, 6.6.1, G/Sk/Ek 6.5

Betrachten:
Ein Kunstwerk des Mittelalters - möglichst aus dem näheren Heimatraum (z. B. Kirche, Kathedrale, Burg, Flügelaltar, plastische Figur, Glasfenster)

Aspekte der Werkentstehung:

Anlass, Auftraggeber, Arbeitsorganisation: Werkstatt, Bauhütte, die Arbeit am Werk: Planung und technische Realisation, Material und Werkzeug, Arbeitsteilung und Kooperation, die Gestalt des Werks, seine Funktion und Bedeutung damals und heute

Bay. Gymnasium Entwurf Lz 7.1 Begegnung mit der Kunst des Mittelalters: Ein Werk entsteht (ca. 10 Std.)

Die Schüler sollen sich die Kunst der Romanik und Gotik noch nicht unter stilkundlichen A5pekten erarbeiten, sondern durch das Nacherleben der Entstehungsgeschichte eines Werkes einen vor allem emotional geprägten Zugang zu den Menschen in ihrem künstlerischen Wirkungskreis erschließen. Der Blick in die Klosterwerkstatt oder Bauhütte des Hochmittelalters oder in die Malerwerkstatt des Spätmittelalters soll den Schülern eine anschauliche Vorstellung vom Lebenszusammenhang geben, in dem das Werk entstand, und sie zur Wertschätzung handwerklicher und künstlerischer Leistungen mittelalterlicher Meister führen (> W).

Betrachten ausgewählte Beispiele mittelalterlicher Kunst und Architektur, möglichst im Original (> K7, Ev7, G7; > EU, MB), unmittelbare Anschauung, möglichst durch Unterrichtsgänge zu einer Kirche, einem Kloster, einer Burg der Umgebung: Museumsbesuch, Aspekte der Werkentstehung: Anlass, Auftraggeber und dessen Vorgaben, Arbeitsorganisation: Werkstätten, Bauhütten, genaues Beobachten, Skizzieren und Beschreiben (> DS): Gesamtwerk, Details, Aufspüren von Besonderheiten; Entdecken und Deuten von Zeichen und Symbolen

Sammeln von Text- und Bilddokumenten zur Entstehungsgeschichte, zur Arbeitstechnik. zur Bedeutung und Verwendung; Aufspüren mittelalterlicher Kunstbestände der näheren und weiteren Umgebung in Kunst- und Reiseführern (> FZ), die Arbeit am Werk: Musterbücher, Planung und technische Realisation, Material, und Werkzeug (... Ph9; ...MT), die Gestalt des Werkes, z.B. Bauelemente, Ausstattung, Darstellungsweisen, Verwendung: Funktion und Bedeutung des Werkes in seiner Entstehungszeit und heute, Gestalten (in Verbindung mit den Themenkreisen 1.1, 1.2, 3) bildnerische Weiterführungen, z.B.:Planen und Ausführen, z.B. als Partner- oder Gruppenarbeit; Vereinbarung von Bildinhalten, Erkunden technischer Möglichkeiten, Entwerfen, Ausführen und Präsentieren der Arbeitsergebnisse Figurenkapitelle, Wasserspeier, Modelle von Bauten, oder Bauteilen Glasfenster aus Farbfolien (... Ph9: Brechung und Dispersion von Licht), Musterbuch' als Zusammenfassung der Skizzen

Betrachten ausgewählte Beispiele mittelalterlicher Kunst und Architektur, möglichst im Original, Aspekte der Werkentstehung wie Auftraggeber, z. B.: Arbeitsorganisation (die Bauhütte);

 

 

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Der gehaltene Unterrricht:


Bild: gotik15.gif
ist die konstruierte Vorlage, als Tischvorlage zu benutzen, als Anhaltspunkt während der Arbeit, das Lernblatt

Bild: gotik16.jpg
ist die Wiederholung des Lernstoffes auf einem Blockblatt. Ich habe mich in der Kleingruppe zu den Schülern gesetzt und das Beispiel des Dreipasses unmittelbar am Tisch vorgemacht. Sehr hilfreich war dabei die 5mm Rasterung des Blattes

Bild: gotik17.jpg
zeigt die unmittelbar sofortige Wiederholung des Stoffes an der Tafel, allerdings mit einem Vierpass

Bild: gotik18.jpg
eine Fleißzusatzaufgabe für eine schnelle Schülerin. Das ausgeteilte Anschauungsblatt zur Romanik sollte nur einen Anhaltspunkt geben für die Vielfalt des Ornamentalen

Bild: gotik19.jpg
dasselbe Arbeitsblatt in einer parallelen siebten Klasse. Es ging mir dabei um das Finden des gedrückten Bogens, der als Gurtbogen sehr oft mit einem floralen Muster verziert wurde. Ein weiteres Problem war der "Zirkel". Die Schüler konnten nur recht träge vom "Malen" des Kunstunterrichts umschalten zum Konstruieren mit dem Zirkel. Ich habe deshalb mit einem gefalteten und gelochten Stück Papier den "Zirkel" ersetzt.

Bild: gotik20.jpg
die schnelle Freihand-Skizze an der Tafel, um den Stoff zu
umreißen

Bild: gotik21.jpg
dasselbe in Wiederholung mit dem Tafelzirkel (Verwendung von komplizierteren 6 Quadraten als Einstechpunkt des Tafelzirkels)

Bild: gotik22.jpg
dasselbe, aber mit vereinfachenden 4 Quadraten als Einstechpunkt

Bild: gotik23.jpg
ein schnelles Ergebnis eines fleißigen Siebtklässlers

Bild: gotik24.jpg
dasselbe, aber zur Gegenkontrolle in einer achten Klasse gehalten

Bild: gotik32.jpg
drei absolut eigentätig erstellte Gurtbögen

Bild: gotik37.jpg vier gedrückte Bogen
 

 

Ich habe diese beiden folgenden Blätter als Tischvorlagen konstruiert


Bild: gotik24a.gif
die Konstruktion einzelner Gurtbögen, nicht benutzt

Bild: gotik24b.gif
der einzelne gedrückte Bogen als Ausmalblatt, nicht benutzt

In der Folge ergab sich das Zeichnen von Kreismotiven. Diese Dreipasse, Vierpasse und Sechspasse habe ich in der Form von Stundenfüllern, bzw. "Mandalas" gezeichnet (Tisch-Vorlagenblätter), weil den Kindern solche Bilder bekannt sind.


Bild: gotik24c.gif
drei einzelne Fensterformen

Bild: gotik24d.gif
Sechspasse, als Inkreis und Umkreiskonstruktion

Bild: gotik24e.gif
das Ausmalblatt zum Sechspass

Bild: gotik24f.gif
das Ausmalblatt zum Dreipass

Bild: gotik25.jpg zwei recht hübsche Ergebnisse

Bild: gotik26.jpg die ganze mögliche Bandbreite

Bild: gotik27.jpg ebenso

Bild: gotik28.jpg fallen positiver heraus

Bild: gotik29.jpg einmal nur der Rahmen

Bild: gotik38.jpg zwei Dreipasse, recht naiv

Ich habe im Unterricht den gebräuchlicheren Aspekt des Begriffs "Tiffany" verwenden müssen, über das Gesellen- und Meisterstück des Glaserhandwerks gesprochen, und als Tier-Elemente die Taube, den Fisch usw. besprochen.


Anschließend standen mir die Fensterformen von St. Marien zur Verfügung.
Vgl.: http://www.kunstunterricht.de/material/vtuempling/marien/
Auf den historischen Fotos aufbauend habe ich versucht, Farbglasfenster durchgestalten zu lassen. Anders als beim Ulmer Münster waren bei St. Marien in Fürstenwalde die obere und untere Zone bemalt.


Bild: marien2.gif
die Fenster-Vorlage mit 5 Lanzettbahnen (Quelle St. Marien)

Bild: gotik33.gif
die Fenster-Vorlage mit 4 Lanzettbahnen (Quelle St. Marien)

Bild: gotik34.gif
eine weiterentwickelte Fenster-Fantasie mit Dreipass

Bild: gotik35.gif
eine Fantasie mit Dreipass,
auf vier zu gestaltende Fensterbahnen aufzusetzen

Bild: gotik36.gif
eine Fantasie mit anderem Dreipass, auf vier zu gestaltende Fensterbahnen aufzusetzen

Bild: gotik39.jpg zwei fünfsprossige Fenster

Bild: gotik40.jpg zwei Buntglasfenster-Bogenfelder

Bild: gotik41.jpg fünf Fensterbogenfelder als Dreipass

Bild: gotik42.jpg zwei Buntglasfenster

Bild: gotik43.jpg Buntglasfenster als Fantasien

Nachgedanken zum Ornamentalen:
Wir hatten früher in der Ausbildung Eugen Nerdinger als Kunstgeschichtelehrer, er ist jetzt Leiter des Münchner Architekturmuseums. Er empfahl uns seinerzeit das Buch von Hans Sedlmayr "Verlust der Mitte". Ich habe es wegen des implizierten Wandels des Menschenbildes gerne gelesen.
Lesenswert der kunst- und kulturgeschichtliche Streit in der Auseinandersetzung des Wegs in die Gegenwart und Moderne:
http://www.uni-trier.de/uni/fb3/kunstgeschichte/2000/SS/rz.html
http://www.albert-ottenbacher.de/sedlmayr/seite4.html
http://www.hans-sachs-gymnasium.de/projekte/50jahre/Kunst/abstraktion.htm, schildert und begründet den Bruch.
http://rcswww.urz.tu-dresden.de/~s7964527/site/Geschbrd.htm
http://www.landkreis-oder-spree.de/docs/bild_freiz_touris/denkmal.htm
http://www.bpb.de/publikationen/3Y4REV,1,0,Kultur_im_Wiederaufbau_(Teil_1).html
ist sehr schwer zu lesen, als Bilanz noch verständlich.
(Vielleicht ist es auch sinnvoll, über Arno Breker nachzulesen, es beleuchtet den Umgang mit Eliten)

Wir müssen schon wissen, was wir tun.


Auf den Fotografien und Bildern von St. Marien soll der dritte Teil des Eintrag aufbauen.

Reinhard von Tümpling, 2004