Schablonen zur "Fantasiemaschine"
von Reinhard von Tümpling

 

 

Das Thema entspricht in seiner inneren Form dem Lernziel 6.2 in Kunsterziehung, Hauptschule Bayern.

Es soll etwas Ungewöhnliches sein, etwas Unerwartetes, etwas Neues, etwas Utopisches sein, es kann bereichsübergreifend sein, es kann Projekt orientiert sein.

In der 7. Jahrgangsstufe kommen die Schüler mit den Zeichnungen von Leonardo da Vinci in Kontakt.

Die Schüler sollen mit eigenen Ideen völlig neue Gebilde aus der Maschinenwelt darstellen, es könnten aber sehr wohl auch Wohnbauten dargestellt sein, oder aus dem Geschichtsunterricht heraus können Schleudern oder Katapulte dargestellt werden. Das Thema kann aber auch in sinn-ähnlicher Form als Stab- oder Gelenkpuppen durchgearbeitet werden.

Es bieten sich zum Zusammenbau verschiedenste Materialien an; Konservenbüchsen, Stoffreste, Fäde, Drähte, Verpackungsmittel-Reste, Knöpfe, Schachteln, Schnüre, Gläser, usw. können verwendet werden. Sind die Schüler damit beauftragt, dazu Materialien mitzubringen, wie z.B. Papprollen oder Alu-Folien, ist das haushaltsüblich und geschieht oft. Andere Abfallmaterialien sind schon als Teile des Wertstoffkreislaufs erkannt und werden kaum mehr mitgebracht.

Unterrichtlich belebend und bereichernd sind Bilder der Apparate von Tinguely oder auch Oskar Schlemmers Triadischem Ballett aus seiner Bauhaus-Zeit.

Aus Lizenzgründen verzichte ich hier auf Bilder zu Tinguely. Es empfiehlt sich aber der Besuch seines Museums, zumindest über das Netz. Wer die Apparate von Leonardo korrekt durcharbeiten möchte, sollte den cotec-Katalog studieren.

Ich habe das Thema als zeichnerisches Thema durchgearbeitet, sowie als Gestaltung von Gebilden im praktischen Sinne.

Das zeichnerische Thema erinnert in seinen Ergebnissen etwas an den Schwerpunkt der Comics in der 7. Jahrgangssstufe.

 

     

Die beiden ersteren kolorierten Zeichnungen sind üblich und zeigen den Menschen oder ein beliebiges Wesen in seiner Umwelt, interessanter und sehr viel mehr Verständnis für technische Abläufe setzt die dritte Arbeit voraus.

 

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Fantasiemaschine

Ich muss als Lehrer von den unterschiedlichsten und vielfältigsten Voraussetzungen beim Schüler ausgehen. Hindernis und Chance war der Umstand. Kunst im Klassenzimmer machen zu müssen, die Arbeiten müssen hantierbar sein, praktikabel, leicht vorzubereiten sein, sauber und sogar noch hygienisch sein.

Es lag sehr nahe, das Thema der Fantasiemaschine mit den Mitteln der Dekupiersäge durchzuarbeiten. Dies engt zwar die Gestaltungsfantasie etwas ein, kommt aber den äußeren unterrichtlichen Zwängen sehr entgegen: Sauberkeit, Organisationsdichte, Aufräumen, keine Beeinträchtigung des Folgeunterrichts, usw. sind zu beachten. Auch die Vergleichbarkeit der entstehenden Arbeiten sollte berücksichtigt werden.

Ich entwarf also einfachste Baukastenteile aus 6 mm dickem Pappelsperrholz, die als universeller Steck-Baukasten gedacht sind.

  
>fantasi2.gif<
als Basis: zwei Platten mit gerasterten 3-er und 5,3-er Bohrungen.

>fantasi4.gif<
als Konstruktion der Seitenansicht:
die Teile müssen auch gerastert zusammen passen.

 

  
>fantasi1.gif<
sind kleine Lager
  
>fantasi3.gif<
sind Lager und Stege
  
>fantasi5.gif<
sind Stangen mit Ösen in unerschiedlichsten Längen und Bohrung

 

Zuerst die Grundidee: zwei spiegelgleiche Seitenteile so gestaltet, dass sie auseinanderziehbar sind:

  
>fantasi4.gif<
ist die komplette Ideen-Konstruktion,
  
>fantasi2.gif<
ist die sägefertige Gundlage.

 

Die drei anderen Zeichnungen sind die Lager und die Schubstangen mit Ösen.

Zuerst die Grundidee:


>fant_max.jpg< ist die Basis.

Anmerkung: es könnte sehr gut möglich sein, die Seitenteile mit einer weit ausladendenden geschweiften Form herzustellen, um von vorneherein eine musische Form vorzugeben. Vielleicht eine Art Violinschlüssel z.B. oder Schiffssteven und -spanten, wie sie z.B. Luginbühl verwendet hat.

Die Teile sollten aber aus Kostengründen rapportartig ineinander passen und gerasterte Maße der Bohrungen haben.

>scheibe1.gif<
ist zur Begrenzung der Wellen und Stangen

>scheibe2.gif<
sind Räder mit Exzenterbohrung

 

 

 

Zur vorgesehenen Verfügung des Schülers standen noch 3-er Rundstäbe und mindestens 3 Stück Rundstäbe 5 mm.

 


Zuerst das Verpacken der Einzelteile nach dem Sägen.
Pro 30-iger Klassensatz ergab sich das Volumen eines vollen Bananenkartons.

Anschließend kam das Austeilen in der Klasse: die Inhalte der Beutel mussten aufgelöst werden und nach der realen Schülerzahl ausgeteilt werden. Ich habe Tische zusammen stellen lassen und die Kinder einer fleißigeren Gruppe, die vorzeitig mit einer anderen Arbeit fertig waren, mit je einem Beutel herum gehen lassen: "hier 3 Stück, hier 4 Stück, da 8 Stück".


Hurra, fertig neu verpackt! Jeder Schüler kann nun einen Beutel bekommen.

 


Alles fertig!
Die restlichen Überschussteile kommen in einen kleineren Vorratskarton! Nicht alle vorhandenen Vorratsteile waren durch 30 zu teilen
(Kopfrechnen ist schon manchmal schwer!)

 

 

Zu Beginn der nächsten Stunde: Austeilen der frei verfügbaren und unsortierten Abfallteile als Angebot :
"Kommt mal alle her zu einem großen Kreis!": Austeilen durch Hochwerfen und Herabregnen lassen- ein großes Gewühle entsteht, aber anschließend sind alle Schüler zufrieden....

 

 

 

 

Die Ergebnisse:

>fantas_06.jpg<
stellt das wilde und doch recht kompakte Zusammenstellen der Möglichkeiten dar, der Schüler erreichte das Ergebnis bereits nach einer Stunde. Vom Wesen stellt es ein recht aggressives Gebilde dar.

>fantas_07.jpg<
stellt beim zweitschnellsten Schüler mehr die Möglichkeiten dar.

 

 

>fantas_8.jpg<
entspricht dem Typ Hubschrauber.

 

>fantas_9.jpg<
entspricht dem Typ Raupenschlepper.

 

>fantas_0.jpg<
stellt schon eine Art Getriebe dar.

>fantas01.jpg<
ist mit sehr vielen Verkleidungsteilen gestaltet und scheint eine Art Panzer oder Omnibus oder Schildkröte darzustellen.

 

 

Der unterrichtlich-praktische Zeitaufwand dauerte etwa 5 Doppelstunden, einschließlich der Ausgestaltung mit zusätzlichen Teilen und durch Farbe. Rechnet man die grafische Bearbeitung des Themas mit hinzu, entspricht die unterrichtliche Gesamtdauer des Themas etwa 8-9 Doppelstunden.

Der Aufwand der unterrichtlichen Vorbereitung zuhause war doch erheblich. 2 Bananenkartons voll herzustellen, sowie die gesammelten und angebotenen Zusatzteile zusammen zu sortieren, benötigten etwa ohne Konstruktionszeit 2 Wochen abendliche Arbeit.

 

 

Reinhard von Tümpling, 2002