Comic 3
von Reinhard von Tümpling
Zu den hier verwendeten Abbildungen der M7- Klasse im Schuljahr 2004-2005 liegen die Erlaubniszettel der Erziehungsberechtigten vor. | ||||||||||||||||||||||||
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Diese hier veröffentlichte Reihe von Themen war zeitlich und lose zusammenhängend mit dem Fahrradprojekt im parallelen GtB-Unterricht überschnitten.
"Die Schublade öffnet sich und das Chaos kommt in die Welt" Die reguläre Ausformulierung des Lehrplans meint einen Bewegungsablauf, eine Handlung zeitlich gedehnt in verschiedenen Bewegungsphasen gestalterisch festzuhalten. Ich habe das mit der Öffnung einer Schublade und dem darauf folgenden Herausspringen z.B. von Spielsachen darstellen lassen. Wer dies Thema allegorisch
ausformen und in der Kunstgeschichte wiedersuchen möchte: Pandora
["Allgeberin"], griech. Erdgöttin, Menschenfrau und Ursache
allen Übels auf d. Erde; dargestellt mit einem Krug voller Übel,
die sog. Büchse der Pandora. Im Unterricht habe ich einige Male vom Springteufel gesprochen, der einem nach dem Öffnen eines Deckels entgegenspringt.
Zeitlich konnte ich das Fahrrad-Projekt mit in den Comic-Zeitrahmen einbauen. Es entstanden hierzu Arbeiten, die mehr den emotionalen Aspekt des Fahrrad-Fahrens hervorhoben.
Die
Deformierung als wesentliches und kennzeichnendes Merkmal und Gebot
Lehrplanzitat (bay.
Hauptschule, 2004): Durch genaues Beobachten
und Beschreiben der sichtbaren Erscheinung werden die Schüler angespornt,
die Gegenstandswelt naturgetreu zu erfassen und darzustellen. An einfachen
Objekten sollen sie charakteristische Erscheinungsmerkmale selbst entdecken
und wiedergeben. Die Aufgabenstellung berücksichtigt dabei den individuellen
Entwicklungsstand. In Bildfolgen sollen die Schüler lernen, Vorgänge
zu schildern und den Ablauf in bildnerisch ergiebige Momente zu gliedern.
Im Betrachten exemplarischer Beispiele (Bildgeschichte, Comic, bildliche
Anleitung) gewinnen sie Einblick in gestalterische Möglichkeiten,
zeitliche Abfolgen bildhaft zu veranschaulichen. Sachliches Zeichnen einfacher
Gegenstände und Dinge Lehrplanzitat (bay.
Gymnasium, Entwurf 2003): Zeit als Darstellungsproblem wird den Schülern augenfällig, wenn sie versuchen, Bewegungs- oder Handlungsabläufe aufzugliedern und in "stehenden" und "laufenden" Bildfolgen zu schildern. In eigenen praktischen Versuchen und im Betrachten von Beispielen sollen die Schüler Einblick in technische und gestalterische Möglichkeiten gewinnen (> MB, MT, ME), zeitliche Abläufe zu veranschaulichen, und befähigt werden, eigene Ideen planvoll zu realisieren. Gestalten Die Comics als Bildgattung innerhalb der Grafik sind so selbstverständlich geworden, dass sie aus dem Alltag nicht mehr weg zu denken sind. Comics gehören längst zu den Massenmedien. Diese Ikonen ähnlichen Bildsprache führte zu einer weiteren Bildgattung, den vorformulierten Clips. Ich habe für
diesen Netzeintrag in einer Schülerbücherei ein Buch gefunden,
Paperback, im Stil einfach und zugleich reißerisch gemacht, Großformat
und als internationale Ausgabe. Ich selbst bin noch einmal zu den Comics gekommen, als ich in Friedrich Hechelsmanns bemerkenswertem Schlösschen in Kleinweilerhofen zwischen Kempten und Isny eine Wanderausstellung sah, deren Kern die künstlerische Lebensgeschichte von Carl Barks und die rückblickende Ehrung von Erika Fuchs war: Sie übersetzte lange Jahre einfühlsam die Originaltexte der immer noch zeitlosen Micky Maus Comics ins Deutsche. Besonders der Marvel Verlag weckt und befriedigt das archaische, magische und mythische Denken mit dem Verlegen seiner Figuren. Comics galten vom abgekühlten bürgerlichen Standpunkt aus betrachtet zumindest als anstößig. Wer es elegischer und zugleich drastischer liebt, sei an "Phoebe Zeitgeist" erinnert, oder gleich an den anarchischen Robert Crumb mit seiner Figur von "Fritz the Cat", Robert Crumb wurde hierzulande 1970 im linken März Verlag herausgegeben, Phoebe Zeitgeist auch 1970 im Konkret-Verlag. Die noch recht junge Bundesrepublik begann mit ruhenden Standpunkten erwachsen und bürgerlich zu werden und wähnte sich schon lange nicht mehr bei Fix und Foxi zuhause, und auch nicht noch recht bei Asterix, der mit übersetztem Sprachwitz für Europa gezeichnet war. Diese Bilder sind freilich verblasst. Figuren mit festem Formcharakter haben sich verselbstständigt und reduziert zum Maskottchen, zum Markenzeichen hin, zum Logo, zur symbolisierenden Erinnerungsikone. Die Ähnlichkeit hin zum positiv besetzten Warenzeichen ist unverkennbar. Die Figuren haben
sich aber auch weiterentwickelt. Eine Weiterentwicklung war die Comic-Figur im Film. Wo einst noch Steamboat Willie mühsam von Hand und Blatt für Blatt zur Bewegung animiert wurden musste, schafften Superman & Co. spielend atemberaubende Animationen in einer Fantasy-Architektur. Eine Weiterentwicklung stellt die Filmfigur von Roger Rabbit dar, eine einkopierte Zeichentrickfigur vor real verfilmter Kulisse im Detektiv-Genre. Im Grunde sind die schnell erlernten Einzelszenen als "stehende Zitate" zwischen Bühne, Roman, Fernsehen und Film beliebig austauschbar geworden. Auch der Rundfunk bedient sich mittlerweile aller dramaturgischen Stilmittel. Der entscheidende Vorteil der "stehenden" Comics liegt im Verzicht auf Zeit und der reflektierende Betrachter hat ungehinderten ruhigen Zugang, dem Filmzuschauer wird die erzwungene Hereinnahme der Geschwindigkeit abverlangt. In Bibliotheken gesucht (Knaurs Lexikon von 1997 war recht bescheiden): Disney, Walt (5.12.1901-15.12.66), amerikanischer Filmproduzent und Regisseur; Zeichentrickfilme; Schöpfer d. komisch-grotesken Figuren Micky-Maus und Donald Duck; Fantasia (1940); Cinderella (1950); Peter Pan (1953). Donald Duck, seit 1934 v. Walt Disney, ab 1942 v. Carl Barks entwickelter Comic-Erpel. Comics, Comic Strips, seit ca. 1900 in den USA; waagerecht aneinandergefügte Zeichnungen, die in ihrer Abfolge eine Geschichte darstellen; Texte aller Art in Sprechblasen oder an den Rändern, aber den Bildern zugeordnet; als Massenmedium in Zeitungen, Heften und Büchern. Erheblich
ergiebiger war (allerdings eher kunstgeschichtlich zu begreifen): Bilderbogen Fast gleichzeitig mit den frühen Flugblättern - und oft schwer von ihnen zu trennen - entstehen auch die ersten Bilderbogen im engeren Sinn. Ein uraltes Darstellungsschema, das schon in prähistorischen Felszeichnungen, ägyptischen und mesopotamischen Wandreliefs und in der mittelalterlichen Buchillustration angewendet wurde, erscheint nun auf dem Einblattdruck, und zwar als Bilderfolge, der erläuternde, oft in Verse gebrachte Texte beigegeben sind. So zeigt ein frühes deutsches Blatt, das nach 1500 in Mainz herauskam, 28 kolorierte Holzschnitt-Figurinen "seltsamen Volks", das auf der Frankfurter Messe anzutreffen ist. Die künstlerische Qualität zeichnet viele Flugblätter und auch die im 16. Jh. aufkommenden, aus mehreren Einbild-Blättern bestehenden Bildserien aus. Kein Lebensbereich bleibt ihm verschlossen. Die Möglichkeit der überdauernden Darstellung sicherte ihm in früheren Zeiten das Interesse aller Schichten, gleich, ob es sich um Berichte von aktuellen Ereignissen, um Porträts berühmter Leute oder um belehrende Themen handelte. Großen Absatz fanden schon seit dem 16. Jh. Satiren, Moritaten, unterhaltende Bildergeschichten oder illustrierte Sprichwörter, aber auch die katalogartige Abbildung von Moden, Frisuren, Trachten, Uniformen sowie Veduten, Gesellschaftsspiele und Figuren zum Ausschneiden. Technisch dominierte dabei seit dem 16. Jh. der Kupferstich, den im 19. Jh. zeitweilig die Xylographie und der Stahlstich, schließlich aber die Lithographie und die Autotypie verdrängten. Das Darstellungsschema des Bilderbogens wurde nun auch von den bebilderten humoristisch-satirischen Zeitschriften übernommen, wie dem "Charivari" (Paris, seit 1832) und den "Fliegenden Blättern" (München, seit 1844). Für diese Zeitschriften waren hervorragende Zeichner tätig, in Frankreich u. a. Honoré Daumier, in Deutschland vor allem Moritz von Schwind und Wilhelm Busch; sie sind auch die Hauptmeister der "Münchner Bilderbogen". Den älteren, volkstümlich-naiven Bilderbogenstil setzten dagegen die berühmten, in vielen Ländern nachgeahmten Neuruppiner Bilderbogen (seit 1790) fort. Eine zeitkritische Linie vertraten seit 1896 die Bildfolgen des "Simplicissimus", der in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auch regelmäßig "Simplicissimus-Bilderbögen" und mehrere Flugblatt-Serien herausgab, die vornehmlich von Thomas Theodor Heine oder Olaf Gulbransson gezeichnet waren. Im 20. Jh. erscheint das Bilderbogenschema bei abnehmendem Niveau auf den Seiten von Unterhaltungsblättern, häufig auch in der Werbung, auf dem Plakat und als Bildergeschichte für Kinder. Im übrigen wird der Bilderbogen durch den Film fast gänzlich in die Massenpresse abgedrängt. Hier lebt er vor allem im gezeichneten "Comic Strip" weiter, einem in Fortsetzungsfolgen oder in eigenen Comic Books erscheinenden Bilderstreifen, dessen Väter zwei Amerikaner sind: R. F. Outcault ("The yellow Kid", New York 1896) und Rudolf Dirks ("The Katzenjammer Kids", New York 1897). Den Erfolg der "Comics" übertrafen nur noch die Tier- und Märchenserien aus der Zeichentrickfilmarbeit Walt Disneys. Der geglättete, für den Rotationsdruck berechnete typische Comic-Stil wurde im neuen Realismus der Pop-art von dem amerikanischen Maler und Graphiker Roy Lichtenstein (geb. 1923 New York) übersteigert und weiterentwickelt. Andere Künstler dieser Stilwelle erfanden die Technik des seriellen Bilderbogens, der eine reprographische Reihung eines bestimmten Bildmotivs bringt (u. a. Andy Warhol, geb. 1930 Philadelphia). Einblattdruck Karikatur Schon in ägyptischer
Zeit oder in der griechischen Vasenmalerei des 5. Jh.s wurde (z. B. in
Szenen aus Homer) karikierend erzählt. Vor allem aber bediente man
sich - wenn es nicht um hohe Kunst mit religiösen Themen ging - bei
der Bemalung der Trinkschalen und Weinkrüge gern erfundener grotesker
Wesen (Satyrn), in denen menschliche Züge witzig humorvoll verspottet
wurden. Erst mit dem Aufkommen
der Druckgraphik im 15. Jh. und ihren Massenauflagen erhielt die Karikatur
vor allem als Waffe in den konfessionellen und klassenkämpferischen
Auseinandersetzungen der Reformationszeit und des Bauernkriegs ihre eigentliche
Plattform. Intellektuelle Epochen
und Künstler verfallen in ihrer Bildnerei beinahe zwangsläufig
der kritisch-polemischen Zeichenlinie, auch in der Malerei, die am Ende
des 19. Jh.s einen so genialen, in Malerei und graphischer Kunst gleichermaßen
angesiedelten "Zwitter" wie Toulouse-Lautrec hervorbrachte. |
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Reinhard
von Tümpling, Januar 2005
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