Im November 2001 ist eine neue Diskussionsrunde zum Thema "Asbest im Speckstein" eröffnet worden. Die bekannteste deutsche Mailingliste "http://www.tu-bs.de/schulen/thg_wf/germart.html" von Renate Woehlbier verzeichnete verschiedene Beiträge, von denen hier einige zitiert sind:
Date: Tue, 13 Nov 2001 21:24:32 +0100
Sara Burkhardt:
Liebe Listenteilnehmer und -teilnehmerinnen,
auch wenn ich kein ausgesprochen großer Speckstein-Fan bin, mich interessiert doch, was hier vor sich geht. In Hamburg wurde das Benutzen von Speckstein im KU verboten - und inzwischen wohl auch in NRW, als Folge des Hamburger Verbots. Wie sieht es denn in anderen Bundesländern aus? Martin Wedler (Medienreferent des BDK in NRW) schrieb mir, dass das alles jeglicher Grundlage entbehrt und dass Speckstein nicht schädlich sei.
Wie isses denn nun?
Grüße,
SB
Date: Tue, 13 Nov 2001 22:21:18 +0100
Reinhard von Tümpling :
Speckstein enthält Asbestfasern, die beim Feilen- Raspeln- Schleifen- Schnitzen- Sägen mit freigesetzt werden. So zumindest die Presse.
--wie war es denn mit den schönen bleihaltigen Glasuren und besonders mit dem schönen strahlenden Rot...
--wie war es mit Buchenholz-Schleifstaub...
--wie ist es mit der Staubsauger-Anlage für Holzstäube...
mfg, vt
Date: Tue, 13 Nov 2001 22:39:41 +0100
Hellmut Dinkelaker:
In Baden-Württemberg empfiehlt das Ministerium den Kunstlehrer/inne/n bis auf weiteres nicht mit Speckstein zu arbeiten. Man will Untersuchungen der Gesundheitsbehörden abwarten. (Stgter Nachr. 9.11.01) Interessant hierzu eine Meldung aus der SZ:
"Seite 14/ Süddeutsche Zeitung 9.11.01
Die Frage des Speckstein-Risikos Von Christine Westerhaus
München - Bislang war Speckstein nur als harmloses Material aus dem Werkunterricht bekannt, nun steht er im Verdacht, Krebs auslösende Asbestfasern zu enthalten. Bereits im August verbannte das Hamburger Amt für Schule das Minerral aus dem Unterricht. Inzwischen haben neun weitere Bundesländer nachgezogen. Am Freitag soll auch ein Verbot in bayerischen Schulen in Kraft treten, teilt das Kultusministerium in München mit.
Bereits im Sommer hatten Labortests eines besorgten Vaters, eines Chemikers in Hamburg, den Stein ins Rollen gebracht. Der Schleifstaub des Specksteins könne Asbest enthalten, alarmierte er das Schulamt. Bei einer Raumluftmessung, die die Behörden anordneten, ließen sich tatsächlich Asbestspuren nachweisen. Die Mengen lagen laut Schulamt aber unter dem zulässigen Grenzwert.
Die Behörde verbot Specksteinarbeiten im Unterricht. "Wir wollten auf Nummer Sicher gehen, bis eindeutig geklärt ist, ob und wie sich ein Gesundheitsrisiko für die Schüler 100-prozentig ausschließen lässt" sagt der Referent des Hamburger Landesschulrates, Jochen Schnack. Die Kultusministerien der Länder wurden informiert. Erst nach Presseberichten Ende Oktober entschlossen sich andere Schulbehörden zum Verbot.
Das Mineral Speckstein kommt im Boden oft zusammen mit Asbest vor. "Auf diese Weise könnte es unter bestimmten Umständen zu Asbest-Einschlüssen kommen, die später bei der Bearbeitung des Specksteins als giftiger Feinstaub freiwerden könnten", sagt Robert Rath vom Berliner Landesamt für Arbeitsschutz. ,,Bei einer Speckstein-Testkaufaktion in Berlin haben wir aber in keiner Probe Asbest gefunden."
Auch Gilla Simon von der Mineralogischen Staatssammlung München schließt ein Risiko aus: "Panikmache halte ich für absolut lächerlich."
Meine Meinung: wahrscheinlich hätte jeder von uns als Verantwortliche/r auch erstmal ein 'Verbot' ausgesprochen. Aber man sollte die Fakten nun rasch klären, sollte dann, wenn die Erkenntnisse ähnlich sind wie in der Berliner Test- Aktion, auch das Material wieder freigeben und evtl. praktische Hilfestellungen geben (Arbeit im/mit Wasser, nassen Lappen, Wasser- sprühflaschen usw.), weil Speckstein als künstlerisches Material einfach zu gut ist als daß man darauf verzichten könnte.
Schöne Grüße
Date: Wed, 14 Nov 2001 08:42:29 +0100
Lutz Lienke:
In Berlin gibt es keine Regelung, die das Benutzen von Speckstein im Unterricht verbietet, bei Gasbetonstein auch nicht, da halten sich aber Kolleginnen und Kollegen zurück.
Lutz Lienke
Date: Wed, 14 Nov 2001 13:02:00 GMT
Reinhard Schwarze:
Hallo,
in Rheinland-Pfalz wurde mit Bezug auf die Infos aus Hamburg die Benutzung von Speckstein im Unterricht untersagt.
Gruß,
Reinhard Schwarze
Leininger-Gymnasium Grünstadt
Date: Thu, 15 Nov 2001 12:57:52 EST
Ulrich Hamm:
Info aus Stuttgart,
ich arbeite derzeit in einem Grundkurs mit Speckstein. Mögliche Gefahren wurden besprochen, also raspelten die Schüler/innen mit Wasserzusatz. Der Vater einer Schülerin, Chemiker, untersuchte den Specksteinstaub (Bezugsquelle der Specksteine: Gerstäcker) und fand keine Asbestspuren.
Dies zu Ihrer Information,
mit freundlichen Grüßen
Ulrich Hamm
Date: Fri, 16 Nov 2001 23:22:53 +0100
Ernst Wagner:
Hallowie Kollege Dinkelaker schon zitierte, hat das bayerische Kultusministerium die Verarbeitung von Speckstein einstweilen gänzlich verboten. Im August lief dort das Schreiben aus Hamburg ein. Mitarbeiter in dem Bundesarbeitskreis "Gefahrstoffe im Unterricht" (oder so ähnlich - betrifft v.a. den Chemieunterricht), die daraufhin konsultiert wurden, wiegelten jedoch ab: Hamburg hätte wohl in der (damaligen) Wahlkampfzeit etwas zu drastisch reagiert. Der Arbeitskreis werde Speckstein wohl nicht in die Verbotsliste aufnehmen, man solle die nächste Sitzung abwarten. Aus Sorge vor einer negativen und überzogenen Publizistik hat sich das Ministerium dann offensichtlich doch noch zu einem einstweiligen Verbot durchgerungen.
Anbei der Text:
"Bei Messungen an einem unabhängigen Hamburger Fachinstitut wurde festgestellt, dass Speckstein, wie er zum Teil an Schulen vor allem im Kunstunterricht verwendet wird, geringe Asbestbelastungen aufweisen kann. Obwohl die Konzentration in allen Fällen sehr niedrig war, wird aus Gründen der Vorsorge in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz die Bearbeitung von Speckstein sofort bis zur Erstellung einer bundesweiten einheitlichen Regelung verboten!
Gegen eine Aufbewahrung von Exponaten bestehen keine Bedenken. Sofern in den Räumen, in denen Speckstein bearbeitet worden ist, eine regelmäßige Grundreinigung erfolgt ist, und sie nicht in größerem Umfang zur offenen Lagerung von Arbeitsmaterial und Exponaten (Staubablagerungen !) genutzt werden, sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich. Ist dies nicht der Fall, muss u.U. eine fachgerechte Reinigung durch eine entsprechende Firma durchgeführt werden."
Noch eine persönliche Anmerkung: Ich würde dem Speckstein keine Träne nachweinen - ich habe ihn in über 20 Jahren Unterrichtstätigkeit nie verwendet. Was der Unterricht anderer KollegInnen hervorbrachte, war oft genug übelster Kitsch.
Schöne Grüße
Ernst Wagner
Date: Sun, 18 Nov 2001 11:41:27 +0100
Sara Burkhardt:
Ich leite jetzt all die netten Antworten (Danke!) auf die Speckstein-Anfrage an Martin Wedler aus NRW weiter, von dem kam die Anfrage nämlich. Ich gebe Ernst Wagner Recht, was den zweifelhaften Nutzen dieses Materials angeht. Es ging ja hier eher um die vorschnellen (politischen) Entscheidungen, bzw. um die uneinheitliche rechtliche Situation. Auch wenn ich nie mit Speckstein arbeiten würde, möchte ich doch die Möglichkeit haben - wenn nichts dagegen spricht - es zu tun. Und es nicht einfach ohne Grund verboten bekommen.
Mit Grüßen,
SB
ASS-Spetzerfehn@t-online.de (ASS-Spetzerfehn):
Ich habe bei dem Versand, bei dem ich unseren Speckstein bezogen habe nachgefragt und ein Untersuchungserebnis der TU Darmstadt erhalten, aus dem hervorgeht, daß der gelieferte Stein asbestfrei ist.
Zum Thema einige Web-Seiten:
Der Senator für Bildung und Wissenschaft - Freie Hansestadt Bremen
Verfügung Nr. 72/2001 Bremen, 17.09.2001 Sicherheit beim Umgang mit Lehr- und Lernmitteln: Speckstein im Kunstunterricht (PDF-Datei)
http://www.bildung.bremen.de/sfb/aktuelles/v72_2001.pdfUniversität Bremen/Centrum für Medizinische Diagnosesysteme: Die Lunge im Netz
http://www.cevis.uni-bremen.de/~jend/Lunge/Mappe/AsbestinhalationSpeckstein sorgt für neuen Asbestalarm an Schulen
http://de.education.com/default.asp?contents=/actulongue/?zone=Aktuelle Stellungnahme von Gerstäcker
http://www.gerstaecker.de/magazin/index.htmlBAU.DE Forum Kamin und Kachelofen 50: Speckstein - Gefährdung durch Asbest?
http://www.bau.net/forum/kachelofen/50.htmAsbeststaublungenerkrankung
http://www.berufserkrankungen-siegerland.de/Medizinische_Definitionen/body_medizinische_definitionen.htmlBerufliche Belastung und Beanspruchung durch nichttoxische Stäube (PDF-Datei)
http://www-ifam.med.uni-rostock.de/pdf/Staubexposition.pdfAbfragen an die Arbeitsschutz-Datenbank
http://arbeitsschutz.bildung.hessen.de/db/show_stichwort_text?snr=72
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Ergänzungen werden gerne eingefügt
Hermann Ludwig , speckstein@kunstunterricht.de