Luitpold-Gymnasium München                                                             Leistungskurs Kunsterziehung
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Das Atelier des Malers
Jean-Désiré Gustave Courbet (1819-1877 )
gemalt 1855, 361x589 cm, Öl auf Leinwand, Paris, Louvre

von Markus Feizlmayr, Jahrgangsstufe 12

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Ein erster Einduck vermittelt mir eine leicht düster-gedämpfte und doch warme Atmosphäre. Zu sehen ist eine Ansammlung von Menschen in einem mäßig durch Sonne erhellten großen Raum, dem Namen nach "das  Atelier des Malers ".
Warum dieses Bild ? Nun ...stilistisch wie auch kompositionell sprach mich der - soweit ich das zu beurteilen vermag - für Courbet eher untypisch wirkende "Schinken" an, im Vergleich zu den anderen in Frage kommenden Bildern. Was mir wärend der Bearbeitung schwer fiel, war gleichzeitig anfangs Anreiz, mich für dieses Bild zu entscheiden: auf den ersten Blick erscheint das Bild bezüglich der Intentionen des Malers (Größe, Aufbau, Thema) im Dunklen zu liegen. Die Ansatzmöglichkeiten für eventuelle Interpretationen und die Korellation der Bildelemente schien meinem Anspruch (ich überschätzte meine bildanalytischen Fähigkeiten) gerecht zu sein.
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Großes Bild 61KDie Figuren
dieses raumfüllenden Bildes sind in etwa lebensgroß, wenn nicht größer dargestellt. Unter anderem wegen dieser monumentalen Größe wurde das Bild 1855 nicht vom Salon angenommen. Man wollte stattdessen einige kleinformatige Bilder Courbets ausstellen, worauf dieser sein gesamtes Werk zurückzog und in der Nähe des Geländes der Weltausstellung seinen eigenen "Salon der Realisten" eröffnete, welcher jedoch auch wegen der Schlechten Resonanz des Publikums kein Erfolg war.  Für die "Refusierten" allerdings wurde Courbet damit zum Helden.
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Zunächst sticht dem Betrachter die deutliche Flächenkomposition und der Umgang des Malers mit Helldunkel-Kontrasten ins Auge. Es besteht zwischen hellen und dunklen, größtenteils fast gänzlich schwarzen Flächen etwa Gleichgewicht. Der Blick des Betrachters richtet sich auf die untere Hälfte des Bildzentrums, wo sich in der Figur des Aktmodells und ihrem umfangreichen weißen Tuch die Helligkeit konzentriert.
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Die obere Begrenzungslinie der helleren Flächen verläuft als Schräge von der Bildmitte aus nach rechts unten, abgeschnitten von einer Vertikalen, die das Dunkel im rechten drittel des Bildes nach links hin begrenzt. 
Verlängert man diese in Gedanken durch den dunklen Teil hindurch, so stößt man an der Mitte des rechten Bildrandes an.
Die untere Begrenzungslinie der helleren Flächen auf der linken Bildseite verläuft in etwa waagrecht auf einer Horizontalen, die das Bild halbiert und den Endpunkt der oberen Begrenzungsgeraden träfe, wenn sie nicht ebenfalls durch die Vertikalen geschnitten wäre.
Das dunkel der rechten Seite beinhaltet jedoch auch eine Stelle, die von der Helligkeit her den Durchschnittswert der anderen helleren Stellen eher noch übertrifft. 
Diese wird von der verlängerten oberen (schrägen)  und der unteren ( horizontalen ) Geraden begrenzt. 
Rechts und links wird dieses Flächenstück begrenzt von zwei Vertikalen dunklen Flächen.

Der dunkle Streifen der Menschen betont klar eine, das Bild zweiteilende Horizontale, wobei die untere Bildhälfte durch die Menschenfläche gebildet wird, die im untersten horizontalen Bildviertel eine Kurve, ein halbes Oval an helleren Flächen auslässt, in dessen Mitte sich die Gruppierung um den Maler befindet. 
Somit besteht eine gewisse statische Symmetrie der Bildflächen, eine gewisse Ordung,  jedoch bezüglich der Bildgegenstände keine Aufgeräumtheit.
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Der Lichteinfall scheint, ersichtilich am Fall der Schlagschatten, schräg von rechts / vorne / oben zu kommen Dies steht im Gegensatz zur Form der insgesamt helleren Flächen des Bildes, da diese eine schräg von links oben nach rechts mitte verlaufende Bewegung beschreiben, die das Auge führt.
Die Raumillusion wird mittels dem Bezug der relativen Größenverhältnisse der Personen zueinander geschaffen, dass heißt, kleinere Personen suggerieren eine größere Entfernung im weiter hinten gelegenen  Raum, größere Personen gleicher Statur erscheinen im Vordergrund zu stehen. Der Atelierraum des Malers gibt keine Anhaltspunkte für Fluchtlinien  des Raumes. Es ist also keine klare Perspektive vom Maler definiert. Jedoch bilden die unteren Begrenzungen der Gruppen rechts und links von der Staffelei des Malers, jeweils eine "Fluchtlinie", deren Schnittpunkt etwa in der Bildmitte liegt. Der bespannte Ramen der Leinwand im Bild bildet mit oberer und unterer Kante ebenfalls zwei horizontale Fluchtlinien, die verlängert, sich auf Höhe der Bildmitte schneiden, genau auf der bildteilenden Horizontalen. Somit wird ein die Bildfläche halbierender Horizont suggeriert. Auch Licht und Schatten tragen zu einer Räumlichkeit bei. So ist z.B. die rechte Bildhälfte im Schatten gelegen, bei Lichteinfall von rechts schräg oben. Hier ist die rechte Wand des Raumes sichtbar. Da das Licht sie nicht durchdringen kann, bleibt die rechte Hälfte des Ateliers dunkel. Dies vermittelt eine gewisse Plastizität der Wand und Tiefe des Bildraumes.Wie kann in einen geschlossenen Raum ohne Fenster das Licht auf oben genannte Weise eintreten? Es wirkt nun so als ob der Raum an der Vorderseite offen wäre, also eine Art Bühne oder Kasten. Somit ergibt sich eine Nuance in Richtung eines theatralischen Effekts. 
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Zur Farbordnung
Es herrscht eigentlich kein Raumton vor, dessen Abkömmlinge die Lokalfarben wären, jedoch wirken die braunen Töne des Mittelfeldes durch ihre große Flächenbeanspruchung in die Richtung einer atmosphärisch dominanten Farbigkeit. Lokal lassen sich verschiedene Gruppierungen von klar Gegenständen zugeordneten Farben ausmachen. Hier kann man zunächst Grüppchen von kalten bzw warmen Farben unterscheiden. Auf einen ersten Blick wirken diese deutlich den Raum trennend in eine kalte rechte Bildhälfte und eine warme linke Bildhälfte. 

Bei genauerer Betrachtung finden sich jedoch warme und kalte Elemente in jedem Bildbereich was insgesamt zu einer ausgewogenen farblichen Komposition fürt. Besondere Beachtung finden einige Töne, die von ihrer Farbreinheit her am stärksten bzw am klarsten, und für mich somit in gewisser Weise bedeutungsgeladen, wirken, wie z.B. Hellblau, Gelb, Weiß, Rot usw.
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Gruppierung der Personen 
Die Personen im Bildraum lassen sich in mehrere Gruppen gliedern. Links und rechts befindet sich je eine Gruppe von mehreren Menschen. Die Personen dieser Gruppierungen sind zwar in der Mehrzahl dem Maler zugewandt, scheinen aber ihren eigenen Geschäftigkeiten nachzugehen, wie dem Lesen oder dem Führen von Gesprächen, und am zentralen Geschehen des Bildes selbst nicht interessiert zu sein. Links könnte beispielsweise eine Art Feilschgeschäft im Gange sein, rechts sieht man unter anderem ein Pärchen kokettieren.
Die Gruppe von Frau, Kind und Tier um den Maler und dieser selbst wirken stark getrennt von den restlichen  Leuten in diesem Raum, der keineswegs wie ein Atelier wirkt. Ihnen haftet eine gewisse Intimität an, die jedoch bei den gegebenen Umständen eher befremdlich und seltsam scheint, ist doch der Maler so sehr mit seinem Bild und so wenig mit "seiner" Gesellschaft beschäftigt.
Auch die Nacktheit der Dame befremdet und erscheint unangebracht. Als Modell gehört sie dem Vorstellungsbereich des Ateliers an, in Anbetracht des vom Maler bearbeiteten Themas Landschaft hat sie im Bild allerdings keine Funktion. Als Nackte in einer Ansammlung von Menschen müßte sie Aufmerksamkeit erregen, wäre sie wohl ein Skandal. Aber niemand nimmt Kenntnis von ihr und sie selbst wirkt ebenso wie das Kind interessiert - ganz im Gegensatz zu den anderen Menschen im Atelier. Ja sie scheint geradezu ergriffen von der Tätigkeit des Malers. 
Zu dieser Bildwirkung, der Isolation der einzelnen Gruppen, zu deren fehlender Interaktion  muss gesagt werden, dass sie von Courbet bewusst so geschaffen wurde, um dem Bildinhalt zweckmäßig zu dienen. Courbet versammelt auf dem Bild Personen aus sieben Jahren seines Lebens. Er friert verschiedene Momente, Erlebnisse in ihrer Zeit ein und bannt sie synchron auf die Leinwand. So finden sich Portraits von Freunden, Kunden und Gönnern, wie auch die Darstellungen von Feinden und missliebigen Personen im Gemälde. 
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Interpretationsansatz
Ob die Gruppierung um den Maler im weitesten Sinn dessen "Familie" darstellt  bleibt unklar.
Courbet hatte weder Frau noch Kinder, deshalb könnte wohl höchstens eine Wunschfamilie oder eine Art  Idealtypus "Familie" gemeint sein. Zumindest kann der mittleren Gruppierung im Bild, relativ zu den anderen beiden Gruppen, eine Hervorhebung, Betonung, farblich, wie auch durch die helldunkelkontrastive Wirkung, eingräumt werden. In Kreisen der Kunsthistoriker wird dem Gemälde nebst der realitätsbezogenen Thematik in der Courbet sein Umfeld verarbeitet, auch die allegorische Darstellung der Malerei ansich  zugesprochen, wofür ich jedoch keine ausreichend klaren Anhaltspunkte gefunden habe.
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Literatur: Belser's Lexikon der Malerei